"Mitfühlen aber nicht mitleiden" Ambulanter Hospizdienst im Raum Bernburg: Kanzler von Pfau'sche Stiftung sucht weitere Ehrenamtliche

Bernburg - Einfach einmal raus an die frische Luft gehen. Diesen Wunsch hatte die ältere Dame geäußert - und Jana Jürgens-Gaunitz ist mit ihr ein Stück im Rollstuhl spazieren gefahren. Es sind diese kleinen Dinge, mit denen die 34-Jährige versucht, die letzten Wochen, die letzten Tage eines todkranken Menschen so angenehm wie möglich zu gestalten. Jürgens-Gaunitz ist seit einem Jahr ehrenamtliche Hospizhelferin bei der Kanzler von Pfau’schen Stiftung.
16 von 20 ehrenamtlichen Hospizhelfern sind Frauen
Insgesamt gibt es derzeit 20 ehrenamtliche Sterbebegleiter, die Mehrheit (16) sind Frauen. Doch das sind eigentlich nicht genug, sagt Angelika Börstler, die Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes. Allein im vergangenen Jahr hätten sie 50 Anfragen für eine Sterbebegleitung gehabt.
„Wir suchen noch Verstärkung für unser Team“, sagt sie. Dabei gehe es nicht darum, die Schwerkranken zu pflegen, sondern ausschließlich darum, für sie da zu sein, ihnen Zeit zu schenken und zuzuhören. Was sie genau erwartet, darauf werden die ehrenamtlichen Helfer in einem neunmonatigen Kurs vorbereitet.
Interessenten sollten vor allem Einfühlungsvermögen haben, sagt Börstler. Sie sollten sich mit den Themen „Sterben“ und „Tod“ auseinandersetzen können und vor allem den Menschen, den sie betreuen, so respektieren, wie er ist.
Anwärter werden in neunmonatigem Kurs vorbereitet
Angelika Börstler klärt dabei in einem ersten Gespräch, wie sich der Kranke die Begleitung vorstellt und welche Wünsche er hat. Erst dann gibt es ein erstes Treffen zwischen dem Kranken und dem ehrenamtlichen Hospizhelfer.
An ihren ersten Besuch als Sterbebegleiterin erinnert sich Jana Jürgens-Gaunitz ganz genau: „Ich hatte so ein Kribbeln, weil ich nicht wusste, wie ich angenommen werde“, erzählt die 34-Jährige, die beruflich Sonderzüge für den Schienen-Güterverkehr plant.
Doch dieses Gefühl sei schnell verflogen, weil die Betroffenen einfach nur dankbar sind, dass die Hospizhelfer für sie da sind, sagt Jürgens-Gaunitz. Erleichtert wurde ihr der Einstieg auch dadurch, dass sie beim ersten Mal von einer Kollegin unterstützt wurde.
„Man darf mitfühlen, aber nicht mitleiden“
Natürlich berühre sie jedes einzelne Schicksal. Aber sie könne auch ganz gut wieder loslassen. „Man darf mitfühlen, aber nicht mitleiden“, habe ihr Angelika Börstler einmal gesagt. Ganz anders war die Situation bei Tabea Schink. Mit 26 Jahren ist sie die Jüngste im Team der Hospiz-Helfer.
Ihren ersten Einsatz hatte sie bei einem Mann im Pflegeheim der Stiftung, der an Demenz erkrank war. Er konnte sich nicht mehr selbst äußern, sodass die Kommunikation nur noch mit Blickkontakt möglich war. „Es war schwierig für mich, mit dieser Situation umzugehen“, sagt Schink, die in der Kinder- und Jugendhilfe arbeitet.
Über das Erlebte sprechen die Helfer regelmäßig in der Gruppe
Durch Gespräche während einer Weiterbildung sei sie auf das Thema Sterbebegleitung aufmerksam geworden, erzählt Schink. Sie könne gut mit den Thema „Tod“ umgehen. Für sie gehöre das zum Leben dazu, sagt sie. Und obwohl die Hospizhelfer die einzelnen Schicksale nicht zu nah an sich heranlassen sollten, wird regelmäßig über das Erlebte in der Gruppe gesprochen.
Doch die Sterbebegleiter sind nicht nur für die Kranken da. Sie sind auch eine Entlastung für die Angehörigen, weiß Ärztin Christina Huschenbett, die die Menschen palliativ betreut. Nach ihrer Erfahrung ist Bernburg vergleichsweise noch recht gut versorgt, wenn es um Sterbebegleitung geht. Es gebe ganz andere Regionen im Landkreis, in denen es wesentlich schlechter aussieht.
Der nächste Hospiz-Lehrgang bei der Stiftung in Bernburg startet am Donnerstag, 28. Februar, 18 Uhr. Er findet dann immer 14-tägig statt. Weitere Informationen unter Tel. 0151/18 82 22 02 oder per E-Mail unter [email protected](mz)
