Rudolf Schreiber aus Biendorf „700 Jahre alte Sprüche stimmen noch heute“
Der neue Kalender gewährt zwölf Blicke aus einem Burgfenster, garniert mit deutschen Sprichwörtern.

Biendorf - Sie galten als Geheimtipp, waren als Geschenkidee stets besonders beliebt. Die Rede ist von den Kalendern über die Geschichte des Ortes Biendorf, die Rudolf Schreiber entworfen hatte. Doch irgendwann waren die Ideen für die Motive beziehungsweise Themen ausgereizt. Vor knapp fünf Jahren ist das letzte Exemplar erschienen.
„Die Leute sind auf mich zugegangen und haben nachgefragt, wann denn wieder ein neuer Kalender erscheine“, erzählt der 78-jährige Rentner, der sich daraufhin Gedanken machte. Eines Tages hatte der Ortschronist den Geistesblitz, als er sich auf die vergebliche Suche nach einem fast vergessenen Buch gemacht hatte.
Das Original des Werkes von Paul Scheffel „Der gepfefferte Spruchbeutel“ mit Illustrationen von Paul Neu aus dem Jahr 1937 blieb verschwunden. Doch Anfang der 1990er Jahre hatte der Biendorfer eine Kopie angefertigt, die ihm bei der Suche nach dem Original wieder in die Hände gefallen war.
„Plötzlich hatte ich wieder Stoff nicht nur für einen, sondern für mehrere Kalender“, so der gebürtige Schlesier, der am Ende des Zweiten Weltkrieges seine neue Heimat im Salzlandkreis fand und seit 1949 in Biendorf lebt. Der sogenannte „Stoff“ besteht aus uralten Weisheiten, die auch noch in die heutige Zeit passen und ihre Berechtigung haben.
„Advokaten und Wagenräder wollen geschmiert sein.“
Spruch im Jahreskalender von Rudolf Schreiber aus Biendorf
„Advokaten und Wagenräder wollen geschmiert sein“, Wer die Wahrheit geigt, dem wird die Geige auf den Kopf geschlagen“ oder „Waffen, Frauen und Bücher muss man jeden Tag probieren“ zieren die Seiten des neuen Kalenders für das Jahr 2022. Bei der Illustration der einzelnen Kalenderblätter verwendete Rudolf Schreiber die Vorgaben von Paul Neu auf besondere Art und Weise. Auf allen zwölf Seiten schaut der Betrachter durch ein Burgfenster, in dem ein Sprichwort steht.
„Mit dieser Darstellungsweise will ich verdeutlichen, dass die mehr als 700 Jahre alten Redewendungen auch noch heute den Nagel auf den Kopf treffen“, sagt der ehemalige Ingenieur für Polygraphie, der dieses Fachwissen in sein kreatives Schaffen natürlich mit einfließen lassen konnte und zwei zuverlässige Partner an seiner Seite hat.
Das Druck- und Kopiercenter (DKC) Bitterfeld und eine Buchbinderei in Taucha bei Leipzig unterstützten den Biendorfer bei der Herstellung des Kalenders, von dem zunächst 100 Exemplare hergestellt werden. Wenn das Interesse das Angebot übersteigen sollte, kann auch nachgelegt werden. Auch wenn es noch eine Weile hin ist, originelle Geschenkideen zu Geburtstagen oder eben auch zu Weihnachten stehen zu jeder Jahreszeit besonders hoch im Kurs.
Der Biendorfer Jahreskalender kostet 9,50 Euro. Er kann ab sofort täglich ab 16 Uhr bei Rudolf Schreiber, Zur Eisenbahn 18, in Biendorf erworben werden. Auch eine Terminabsprache unter Telefon 034722/21491 ist möglich. (mz)