Hobby-Schrauber Zweitakt-Freunde Blaue Fahne Mehringen: Peter Grams restauriert eine 54 Jahre alte MZ ES175

Mehringen - Die Zweitaktfreunde „Blaue Fahne“ aus Mehringen haben ihr erstes Mitglied, das aus den alten Bundesländern stammt. Peter Grams fährt bis jetzt zwar noch kein Zweitakt-Fahrzeug, doch er hat eine 54 Jahre alte MZ ES 175 gekauft und baut diesen sprichwörtlichen Scheunenfund auf.
Als Grams Mitte 20 war und als Flugzeugmechaniker in der Pfalz arbeitete, kam eines Tages ein Kollege auf einer Nachkriegs-BMW vorgefahren. „So ein altes Schätzchen herrichten, das wäre eine tolle Sache“, dachte er sich. Doch die auf dem Markt erhältlichen Schätzchen waren ihm zu teuer. So blieb es für den heute 52-jährigen ein Traum.
Bei Freunden in Plötzkau stand die MZ in der Scheune
Bis er bei Freunden in Plötzkau die in einer Scheune seit 1990 schlummernde MZ im Originalzustand entdeckte und die Idee reifte, diese ES aus dem VEB Motorradwerk Zschopau zu restaurieren und zu fahren. Der Besitzer habe sie 1965 neu gekauft, schilderte Grams. „Nach langen zähen Verhandlungen hat er sie verkauft.“
Monatelang baute der Mehringer nun Teile ab. Er ließ den Motor aufarbeiten, den rostigen Tank innen beschichten. Kein Problem war unlösbar. „Nur der Hinterradreifen wollte nicht von der Felge.“ Erst die Säge half. Das Hinterrad ist nun das erste Bauteil, das der stolze Besitzer wieder anbaute. Kabelbaum, Bowdenzüge, Bremsbeläge, Reifen und Radlager will er noch erneuern.
Der Motor wurde aufgearbeitet, der Tank von innen beschichtet
Beim Erntedankfest in Mehringen hatte er diese lose Gruppe von Freunden der DDR-Mopeds, -Motorräder und -Autos im Umzug gesehen und wurde gleich Mitglied der Whats-App-Gruppe. Bei Problemen findet er schnelle Hilfe. Und schon jetzt freut er sich auf gemeinsamen Touren. Nachdem Grams jahrelang schnelle BMW- und Yamaha-Motorräder fuhr, könnte die MZ-Tour gemächlicher werden. „Das wird ein ganz anderes Fahren mit 12 statt 100 PS. Ich denke, dass es viel mehr ein Genussfahren wird.“ Maximal Tempo 100.
Peter Grams lebt seit 2006 in Sachsen-Anhalt. Zunächst wohnte er in Güsten, ehe er sich vor mehr als einem Jahr dann mit seiner Frau ein Haus in Mehringen kaufte. Der heutige EDV-Mitarbeiter eines amerikanischen Konzerns, der für die Arbeit im Haus nur Telefon und schnelles Internet benötigt, fühlt sich in Mehringen wohl.
„Umzug nach Mehringen war das Beste, was uns passieren konnte“
„Hierherzuziehen war das Beste, was uns passieren konnte.“ Nicht wegen des schnellen Internets, sondern wegen der netten Menschen. „Mit den Leuten hier warmzuwerden, das ist viel einfacher als in Güsten.“ Und dann noch die Zweitaktfreunde um Kay Thormann zu treffen.
Motorradfahren sei ein intensiveres fahren, weil man den Geruch der Natur und die Temperatur spürt, sagt er. 36.000 Kilometer fuhr er mal in einem Jahr. Er hatte sein Auto verkauft, weil es in Düsseldorf kaum Parkplätze gab.
Der alten Heimat ist er noch verbunden. Als Chef einer Mittelalter-Interessengemeinschaft fährt er zweimal im Jahr mit seiner Frau zu Mittelalter-Treffen in die Pfalz. Auch wenn das in den letzten Jahren weniger wurde, aufgeben wollen sie dieses Hobby nicht.
Das erste Motorrad aus Zschopau sah Peter Grams übrigens nicht auf der Straße, sondern als Kind im Neckermann-Katalog seiner Mutter. Jahrzehnte später hat er nun selbst eine. Ende April will er alles fertig haben. „Deadline ist der 1. Mai. Die Ausfahrt mit den Zweitakt-Freunden.“ (mz)