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Zoo Aschersleben  Zoo Aschersleben : Trauer um Alpha-Weibchen

Von Detlef Anders 18.01.2018, 09:15
Das Alpha-Weibchen der Erdmännchen im Ascherslebener Zoo, das als einziges Tier Junge bekommen hat, ist tot.
Das Alpha-Weibchen der Erdmännchen im Ascherslebener Zoo, das als einziges Tier Junge bekommen hat, ist tot. Frank Gehrmann

Aschersleben - Als im Juli 2015 im Ascherslebener Zoo eine neue Anlage für Erdmännchen eröffnet wurde, war die Freude über die neuen Bewohner groß. Inzwischen sind die kleinen putzigen Raubtiere heimliche Stars geworden.

Doch vor einer Woche mussten die Mitarbeiter einen herben Rückschlag hinnehmen. Das einzige Zuchtweibchen des Zoos ist tot.

Als es im Leipziger Uniklinikum für eine Untersuchung in Narkose gelegt wurde, verstarb das Tier. „Alle Wiederbelebungsversuche halfen nicht“, berichtet Zoo-Leiter Dietmar Reisky.

Selbst eine „Mund-zu-Mund-Beatmung“ habe nicht geholfen. Nun steht die Zukunft der Ascherslebener Gruppe auf dem Spiel. „Es kann passieren, dass die auseinanderfallen.“

Zoo Aschersleben: Schwingt sich ein neues Weibchen auf?

„Noch ist alles ruhig“, hat Reisky beobachtet. Doch wird es überhaupt noch eine Zucht geben? Die Gruppe ist ja miteinander verwandt. Es ist denkbar, dass da gar nichts mehr passiert, weiß der Zoo-Chef.

Er hält es auch für möglich, dass sich eines der Weibchen „aufschwingt“ und die Rolle des Alpha-Weibchens übernimmt.

Auch gibt es die Möglichkeit, dass sich ein neues Alpha-Paar bildet und Gruppenmitglieder vertreibt, um eine neue Gruppe zu bilden. „Das wäre negativ, denn dann müssten wir Tiere abgeben“.

Die Trauer um das Erdmännchen, auch wenn es das Alphaweibchen ist, ist bei den Mitarbeitern nicht so groß, wie sie bei einem Tod eines Tigers oder des Löwen wäre.

„Da würde es Tränen geben“, ist sich Reisky sicher. Emotionale Reaktionen gibt es meist bei Tieren, bei denen es nur ein bis drei Junge gibt. 2017 verstarben einige solcher Zoo-Tiere.

Zoo Aschersleben: Vier wichtige Tiere fehlen

Reisky erinnert an je ein verstorbenes Jungtier bei den seltenen Rohrkatzen und Salzkatzen, die eine Infektion hatten.

Ober den Tod des Zuchtweibchens der afrikanischen Diana-Meerkatzen. Auch eines der Jungtiere dieser Affenart überlebte eine Infektion nicht, so dass der Ascherslebener Zoo jetzt nur noch das Männchen und ein zwei Jahres altes Weibchen aus der Zucht hat.

„Das ist sehr traurig, weil wir viele Jahre gebraucht haben, um die Tiere zu kriegen. Sie sind im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm.“

Fünf Jahre wartete Reisky auf das Meerkatzen-Weibchen, dann lief es drei Jahre nicht so gut, bis das erste Jungtier doch noch kam.

Zoo Aschersleben: Überzeugung kommt später

Der Ascherslebener Zoodirektor hatte sich eigentlich lange gegen Erdmännchen gesperrt. Er fand, dass sich die Zoos etwas unterscheiden sollten.

Doch aufgrund der Beliebtheit der Erdmännchen und des Wunsches vieler Fördervereinsmitglieder, nicht zuletzt auch der Zusage der Stadtwerke für eine finanzielle Unterstützung, ließ sich Reisky überzeugen. Der Stall wurde neu gebaut und die Außenanlagen durch die Mitarbeiter sowie mit Hilfe der Öseg errichtet.

Mit zwei Männchen aus Nürnberg und einem Weibchen aus Bernburg wurde eine Erdmännchengruppe aufgebaut.

Der erste Nachwuchs starb zwar bald, doch danach gab es noch vier Würfe, so dass die Gruppe bis auf 17 Tiere anwuchs. Doch nur ein Paaar davon pflanzt sich fort.

Zoo Aschersleben: Alpha-Weibchen hat hastig geatmet

Im November merkten die Zoo-Mitarbeiter, dass bei ihrem Alpha-Weibchen etwas nicht stimmt. „Sie hat hastig geatmet.“

Nach Behandlungen durch den Tierarzt gab es eine Besserung, doch dann wurde das Atmen wieder heftiger. Medikamente schlugen nicht an, schildert Reisky. Beim Röntgen fiel auf, dass das Herz etwas groß erschien, aber da Erdmännchen kaum untersucht werden, fehlten Vergleichswerte.

Weibchen hatte Wasser in der Bauchhöhle

Über den Tierarzt des Zoos, der an der Uniklinik Halle arbeitet, entstand der Kontakt zur Veterinärabteilung des Leipziger Uniklinikums. Das verfügt über die nötige Technik für weitere Untersuchungen.

Auch bei der Computer-Tomographie fielen das Herz als groß und der Vorhof als vergrößert auf.

„Außerdem wurde Wasser in der Bauchhöhle festgestellt, ein schlechtes Zeichen für das Herz.“ Wenn das fünfjährige Tier nicht bei der Narkose eingeschlafen wäre, hätte es wohl in den nächsten Wochen eingeschläfert werden müssen, vermutet Reisky nach der Auswertung mit dem Uni-Professor.

Erdmännchen haben eine Lebenserwartung von zehn bis zwölf Jahren. Doch die Zuchtweibchen sind besonders belastet und empfänglicher für Infektionen. (mz)