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Zauber der Travestie Zauber der Travestie: Frivole Ansprache

Von Kerstin Beier 12.10.2017, 10:05

Aschersleben - Am Ende ist das „Wir kommen wieder“ wie ein Versprechen, das frenetisch beklatscht und bejubelt wird. Die Leute wollen sie einfach sehen und hören - die schrillen Künstlerinnen in ihren glitzernden Bühnen-Outfits und mit derben Gags auf den Lippen. Die Gäste der knallbunten Show „Zauber der Travestie“ im fast ausverkauften Bestehornhaus fühlen sich auch diesmal wieder bestens unterhalten. Die Frauen sowieso. Etliche sind unter ihnen, die jedes Jahr wiederkommen. Doch auch die Männer, auffällig in der Unterzahl, „überleben“ die frech-freundlichen Attacken der Damen mit mehr als nur einem Lächeln im Gesicht. Sie sind es vor allem, die einiges einstecken müssen, wenn die Damen herzhaft und unverblümt über sie herziehen.

Regelmäßige Gäste der Show wissen: Männer in den ersten Reihen leben besonders gefährlich. Nur allzu gern werden sie zum Teil der Show gemacht. So wie der 17-jährige Oliver, dem die frivole Ansprache durch die elegante Marcel Bijou offenbar nicht gefällt. Beim Auftritt von Fräulein Luise, der „einzigen noch lebenden Jungfrau“, wird es ihm zu bunt und er verlässt die Veranstaltung. Die anderen Männer lassen sich nicht so leicht verdrießen und machen die Späße ganz einfach mit - auch zum eigenen Vergnügen.

So lässt sich einer ohne Umschweife auf einen Bauchtanz mit Jhonny Boy ein und gibt einen akzeptablen Maharadscha ab. Ein Mann, der sich als Johann ausgibt, hat die Aufgabe, Chris aus Berlin bei einem Opernbesuch zu begleiten und „einfach nur gut auszusehen“. Johann bekreuzigt sich zwar beim Gang auf die Bühne, erweist sich mit munterer Mimik dann aber als perfekter Partner der schlanken Chris. Chris ist es auch, bei deren Hausfrauen-Strip kein Auge trocken bleibt.

Eine gute Bekannte für viele Stammbesucher ist Denisse Zambrana, die temperamentvolle und vielseitige „Tante aus Alicante“. Zur Freude des Publikums begibt sie sich direkt in den Saal, ihr Staubwedel tanzt den Gästen durch die Gesichter und verirrt sich wie nebenbei auch an andere Körperstellen. Leslie Anderson - mit Beinen, die manche Frauen neidisch machen - begeistert nicht nur mit perfektem Aussehen und frechen Plaudereien, sondern auch mit einer schönen Singstimme.

Der Liedklassiker „Komm mit und steck dir deine Sorgen an den Hut“ darf als Motto getrost über einem unterhaltsamen Abend stehen, der mit scheinbarer Leichtigkeit Alltagssorgen vergessen lässt. Ganz nebenbei nehmen sich die Frauen mit ihren kleineren und größeren Schwächen auch selbst auf die Schippe, schwadronieren über sexuelle Unlust, die Tücken des Alters, den Zwang, immer gut aussehen zu wollen und vieles mehr.

Die Kunst der Verwandlung und Überhöhung beherrschen die Akteure nahezu perfekt - ob Mann oder Frau, die Frage stellt sich im Verlauf des Abends nicht mehr. Umso schöner, wenn beim großen Finale mit dem berühmten „My Way“ Fräulein Luise wieder zu Lutz Hogen wird: abgeschminkt, in Hosen, ein attraktiver Mann. Ein Mann, der die Comedy-Revue vor rund 20 Jahren mitbegründete.

(mz)