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Wirtschaft Wirtschaft: Möbel aus dem Ex-Sägewerk

Von Detlef Anders 22.10.2002, 15:30

Gernrode/MZ. - Die bislang kleine Firma hat damit endlich den benötigten Platz, um sich auszudehnen. Steffen Ibe hat seine Firma erst vor drei Jahren aus der Arbeitslosigkeit heraus gegründet: "Es war schon immer mein Traum, selbständig zu sein", erklärt er. In den Quedlinburger Werkstätten für Denkmalpflege hatte der 38-Jährige den Tischlerberuf gelernt und 1993 den Meisterbrief geschafft. Anschließend wechselte er jedoch in den Außendienst und arbeitete vier Jahre für einen der größten Hersteller von Schrauben und Befestigungsmaterial. "Ich habe Erfahrungen gesammelt, der Verkauf ist heute das A und O", erklärt er. "Es nützt nichts, wenn du als Tischler Super-Leistungen bringst, wenn du es nicht verkaufen kannst", hat er erkannt.

Seine Werkstatt richtete der Bad Suderöder auf dem Grundstück seiner Mutter unweit des Bahnhofes des Kurortes ein. Weil die 80 Quadratmeter gerade für die Massivholzarbeiten reichten, war eine zweite Werkstatt in der Bahnhofsstraße 4, unweit der Bad-Suderöder Markes, für das Büro und den Plattenmöbelbau nötig. Doch bei einer getrennten Werkstatt war der Aufwand einfach zu hoch. Der geplante Kauf der alten Klappmöbelfabrik scheiterte an den zu hohen Preisvorstellungen der Treuhand, ein Neubau war in Bad Suderode wegen des fehlenden Gewerbegebietes nicht möglich.

In Gernrode fühlt sich der junge Investor sehr gut aufgenommen. Der Tischlereistandort ist optimal. "Wir haben wieder eine Perspektive, um größere Aufträge an Land zu ziehen und bei Bedarf auch mehr Leute einzustellen." Steffen Ibe beschäftigt drei Gesellen und drei Lehrlinge. Die Firma hat ihre Marktnische trotz der Industrialisierung der Tischlerei gefunden. Ibe setzt auf den individuellen Möbelbau. Früher, meint er, gab es Normen. Doch Schränke im Standardmaß gibt es heute überall zu Preisen zu kaufen, für die Steffen Ibe sie nie herstellen kann. "Die Kauflust ist ein Gefühl, das man wecken muss", sagt er und meint, dass es Kunden gibt, bei denen der Preis nicht an vorderster Stelle steht. Nun hat Steffen Ibe erstmals die Möglichkeit, eine kleine Ausstellung zu zeigen, um solche Kauflust zu wecken.

Mit dem Neubau stehen weitere kostspielige Investitionen in den Maschinenpark an. "Das ist teuer, doch wir müssen es einfach machen, um konkurrenzfähig zu sein", sagt Ibe und lobt das Wirtschaftsministerium, weil schon 14 Tage nach Abgabe seines Fördermittelantrages Mitarbeiter des Landkreises bei ihm waren, um die Angaben zu überprüfen. Zuvor habe er schon einmal zwei Jahre um Fördermittel gekämpft.

"Wenn wir es schaffen, auf diesen 13 000 Quadratmetern unsere Welt für uns zu bauen, dass ich es packe, die Leute hier durchzubringen, die Ausbildung zu schaffen, die wir brauchen, und letzten Endes davon zu leben, dann habe ich etwas bewegt", erklärt Ibe, dem seine Frau und die drei Kinder Rückhalt bieten.