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"Aus Region für Region" Wilsleben Aschersleben: Bäckermeister Hartiwg Behrens und Landwirt Arthur Strudel werben für Roggen und Volkornbrot

Von Kerstin Beier 07.05.2019, 14:32
Arthur Strudel und Hartwig Behrens bringen das Schild an.
Arthur Strudel und Hartwig Behrens bringen das Schild an. Frank Gehrmann

Wilsleben - Bäckermeister Hartiwg Behrens und Landwirt Arthur Strudel waren am Montagnachmittag in ungewöhnlicher Mission zu beobachten. Am Ortsausgang von Wilsleben in Richtung Neu Königsaue brachten sie am Feldrain ein Werbeschild an und bewegten sich damit in luftigen Höhen:

„Aus der Region für die Region. Brotgetreide für Bäckerei Behrens vom Klostergut Winningen“ steht auf dem grün-orangenen Schild zu lesen. Womit schon mal klar ist, was dort auf dem Feld so wunderbar grünt und wofür die Ackerkultur gedacht ist.

Roggen für Vollkornbrot wächst auf dreieinhalb Hektar Fläche

Um genau zu sein: Auf dreieinhalb Hektar hat Arthur Strudel Roggen angebaut - speziell für das Roggenvollkornbrot des hiesigen Bäckers. Im Herbst vergangenen Jahres kam Behrens auf die Idee, regionales Getreide zu verbacken und es anderen Berufskollegen gleichzutun.

Strudel, der einen Agrarbetrieb in Winningen führt, war sofort begeistert von der Idee. „Ich bin prinzipiell dafür, Produkte regional zu vermarkten“, sagt er. Er ärgert sich darüber, wenn alle über CO2 -Ausstoß reden und trotzdem der Mais aus der Ukraine kommt und der eigene zum Beispiel nach Italien gekarrt wird.

„Wir müssen die Warenströme überdenken“, sagt Bauer Arthur Strudel

„Wir müssen die Warenströme überdenken“, sagt er und will mit der Aktion einen vernünftigen Anfang machen. Wobei Roggen für die Region gar nicht so typisch sei, und auch er selbst baut normalerweise Raps, Körnermais, Zuckerrüben und Weizen an.

Insofern ist das Projekt auch für ihn eine neue Erfahrung. Der Vorteil: Roggen braucht wesentlich weniger Dünger und auch weniger Pflanzenschutzmittel. Vermahlen wird das Getreide übrigens auch regional. In Thale hat er eine kleine Wassermühle gefunden, die das benötigte Vollkornmehl und das Schrot herstellen kann.

Vermahlen wird das Getreide übrigens in einer Wassermühle in Thale

Der Bäcker produziert pro Woche 30 Laibe, die nicht nur aus Roggenmehl, sondern auch aus Roggenschrot bestehen und leicht säuerlich schmecken. Angefangen hat er mit zehn, und inzwischen gibt es etliche Kunden, die ausschließlich Roggenvollkornbrot kaufen.

Auch seine Frau gehört zu den Fans dieser Backware, die sich nach den Worten von Behrens eine Woche hält. „Aber das Brot muss einmal am Tag an die Luft“, sagt der Fachmann.

Wenn die Nachfrage größer werde, könne er sich auch vorstellen, zweimal in der Woche mit Roggenmehl zu backen. Auch bei Strudels gibt es oft Roggenbrot. „Nur sonntags nicht, da kommt bei uns Weißbrot auf den Tisch“, verrät er.

Am Dienstag wird der Tag des Brotes begangen

Ob sich das rechnet, „werden wir sehen“, sagt der 57-jährige Bäcker, für den Regionalität keine neue Erfindung ist. „Zu DDR-Zeiten war es gang und gäbe, dass wir vor Ort verarbeitet haben, was hier produziert wurde. Zugekauft wurde nur, wenn es nicht gereicht hat.“

Der Zeitpunkt, das Schild anzubringen, war übrigens nicht schlecht gewählt: Denn am Dienstag wird der Tag des Brotes begangen. Viele Bäckereien nutzen dieses Datum, um auf ihr Handwerk und vor allem auf die Vielfalt des Angebots aufmerksam zu machen. Im Brotregister des Bäckerhandwerks sind rund 3200 Spezialitäten vermerkt. Fast ein Viertel davon sind Roggenmischbrote. (mz)