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Wer hat versagt? Wenn überhaupt? Wer hat versagt? Wenn überhaupt?: Technik die nur rumsteht, kann keiner gebrauchen

Von Detlef Anders 04.03.2021, 07:56
Die Schneemassen waren diesmal nur mit Hilfe von Fremdfirmen von den Straßen zu bekommen.Foto:  Frank Gehrmann
Die Schneemassen waren diesmal nur mit Hilfe von Fremdfirmen von den Straßen zu bekommen.Foto:  Frank Gehrmann Frank Gehrmann

Aschersleben - Hat der Ascherslebener Bauwirtschaftshof nach den Schneefällen vor drei  Wochen versagt, weil er einfach nicht die erforderliche Räumtechnik hat? Haben die Hauseigentümer und Bürger der Stadt, die mitunter die Gehwege nicht räumten,  versagt? Oder waren am Straßenrand parkende Autos daran schuld, dass sich in der Stadt Lkw und Pkw festfuhren?

André Könnecke, der Chef des Bauwirtschaftshofes der Stadt Aschersleben, ist angesichts der seit vielen Jahren nicht mehr in Aschersleben beobachteten Wettersituation zwiespältig. „Als Bauhof kannst du einfach nicht die Technik vorhalten, die es schafft, die Stadt innerhalb kürzester Zeit schneefrei zu kriegen“, sagt er angesichts der diesmal mit der Schneemenge überforderten kleinen Multicars.

Aufträge an Unternehmen verteilen

Doch er weiß auch, dass es in der Stadt „ganz viele gibt, die die richtige Technik haben“. Diese Unternehmer müssten im Falle eines Falles nur einen Auftrag bekommen. Und die Stadt müsste dann alle paar Jahre etwas mehr Geld dafür in die Hand nehmen. Da müsste der Bauhof nicht mehrere Radlader vorhalten, die er das ganze Jahr nie wieder benötigt.

„Ich habe lieber Technik, die ich das ganze Jahr brauche, als Technik, die nur rumsteht“, erklärt André Könnecke. Der einzige Radlader seines Betriebes sei einmal 24 Stunden durchgelaufen und dann zweischichtig im Stadtgebiet im Einsatz gewesen, um den Schnee von den Straßen zu bekommen.

Abladen des Schnees war ein Problem

Problematisch sei auch das Abladen des Schnees gewesen. Ein Schneepflug schiebt ja den Schnee nur zur Seite und nicht 50 Meter vor sich her. „Die Autos sind das Hauptproblem aus meiner Sicht“, sagt der Bauwirtschaftshofleiter.

Auf den Hilferuf nach einem zweiten Radlader sei dann eine 31-Tonnen-Baumaschine vorgefahren, die für die Professor-Dr.-Friedrich-Straße mit den parkenden Autos viel zu groß war. „Da kamen wir mit dem Multicar nicht durch, aber der hätte uns die Autos mit rausgeschoben.“ Doch dafür konnte dann ein kleinerer  Radlader beschafft werden, der in zwei oder drei Stunden durch war.

Zuständigkeit für Winterdienst war bei manchen unklar

Für die Zukunft hat André Könnecke Lehren gezogen. Zum einen müssten die Hauseigentümer dafür sensibilisiert werden, dass sie ihrer Pflicht zum Räumen der Gehwege pünktlich nachkommen. Manche hätten gar nicht gewusst, dass sie für die Gehwege vor ihrem Haus zuständig sind. Oder die beauftragen Ein-Mann-Dienstleister seien mit den Mengen diesmal schier überfordert gewesen.

Könnecke weiß, dass die Autofahrer ihre eingeschneiten Pkw kaum aus den Parklücken bekommen haben. Wenn mal wieder 30 Zentimeter Neuschnee vorausgesagt werden, dann müssten Zettel verteilt werden, auf denen die Autofahrer gebeten werden, ihre Fahrzeuge auf den großen Parkplätzen abzustellen und nicht an den Straßenrändern, denkt Könnecke.

„Am Ende hatten wir den Parkplatz umsonst geräumt“

Auch mit der Reihenfolge der Schneeräumung hat der Bauhofchef eine Idee. So habe er den Parkplatz in der Oststraße zwar - ähnlich wie die Stadt Quedlinburg den Parkplatz an den Fischteichen - räumen lassen.

Doch die Autofahrer müssten dann   öffentlich informiert und aufgefordert werden, ihn kostenlos zu nutzen, weil der Schnee aus den Straßen gefahren werden soll. „Am Ende hatten wir den Parkplatz umsonst geräumt“, ärgert   sich Könnecke   über die ausgebliebene Nutzung durch die Anwohner und die Mühe beim Schneeräumen in den zugeparkten Straßen. „Da sind ein paar Dinge schiefgelaufen, die man leicht und auch ohne Geld anzufassen beim nächsten Mal besser machen kann“, denkt er.

Und noch etwas, das leicht zu ändern wäre,  hat André Könnecke beobachtet. „Jeder glaubt, sein Problem ist das größte. Jeder ist sich selbst der Nächste.“ Dabei müssten die Menschen nur miteinander etwas machen und nicht jeder nur für sich, denkt er und wünscht sich einfach ein Zusammenrücken der Gesellschaft - auch beim Schneeschaufeln vor den eigenen Haustüren. (mz)