Wenn ein Geier das Bodetal verflucht
Thale/Treseburg/MZ. - Denn Geier, der Violinist, ist in seiner Freizeit ein leidenschaftlicher Marathonläufer und ein ebenso begeisterter und ehrgeiziger Mountainbiker. Ein nicht immer konfliktfreies Hobby. Seit 20 Jahren beteiligt sich Geier an den Rennsteigläufen. Mehrfach hat er den thüringischen Kammweg schon per Mountainbike gemeistert, wie auch die Südtiroler Pässetour und andere europäische Berg- und Tal-Pisten. Nirgendwo stieß er auf gravierende Sperren. Nun wollte er den Harzer Hexenstieg abradeln, der als neuer Rennsteig gepriesen wird. Denn die republikweite Werbung spreche auch Bergradler an, locke Mountainbiker aus allen Teilen Deutschlands nach Thale oder Osterode, weiß Geier.
Er begann die Tour, an der sich noch zwei Kollegen beteiligten, im Westharz. 90 Prozent der Strecke bewältigte das Trio reibungslos und mit großem Spaß. An den letzten zehn Kilometern drohten die Männer zu scheitern, aus dem Spaß wurde Frust. "In Treseburg verbietet uns ein Schild die Durchfahrt, wir wagen es trotzdem", schreibt Geier in einem Erlebnisbericht. Doch schon bald prallen sie auf empörte Wanderer. Fazit: "Wir schieben, tragen, rasten, schieben, tragen, bis wir endlich in Thale das Bodetal verlassen". Über die Roßtrappen-Chaussee radeln die Thüringer wieder zurück. Und empfehlen, diese Straße für Mountainbiker als Umleitung auszuschildern. Oder auf allen Karten kenntlich zu machen, dass ein markanter Teil des Hexenstieges für Biker gesperrt ist.
Das Bodetal liege im Naturschutzgebiet, dieser Status sei auch auf Karten erkennbar, kontert Klaus Dähre, der als Wegewart des Thalenser Harzklub-Zweigvereins für große Teile der Hexenstieg-Beschilderung verantwortlich ist. Weil es sich um einen Wanderweg handele, werde der Harzklub auch keine Umleitung für Radler ausweisen. "Auf die Idee wäre ich nie gekommen", gesteht Dähre. Eine Befahrung des Bodetals würde sein Verein jederzeit zu verhindern wissen.
Auch der Harzer Verkehrsverband (HVV) erteilt speziellen Mountainbiker-Umleitungen eine "klare Absage", wie Projektleiter Dr. Stefan Krooß betont. "Dann würden wir die Befahrung des Hexenstieges nur befördern." Allerdings könnten Mountainbiker "im Prinzip überall fahren", zudem gebe es im Landkreis Goslar ein ausgewiesenes "Biker-Wegenetz". Andererseits sei es "eine Sache des guten Benehmens", (Durch-)Fahrverbote zu akzeptieren. "Wir sind aber nicht gegen Mountainbiker, das ist eine interessante Freizeitbeschäftigung und ein guter Markt", fügt Krooß eilig hinzu.