Pflege öffentlicher Flächen Warum Neu Königsauer wohl künftig häufiger für Ordnung im Ort selbst mit anpacken müssen
Die Neu Königsauer klagen über eine reduzierte Pflege der öffentlichen Flächen. Was der Bauwirtschaftshof-Chef zur Kritik im Ortschaftsrat sagt und ob es Besserung geben wird.
Neu Königsaue/MZ - „Der Ort sah noch nie so schlimm aus wie in diesem Jahr!“ Dieses geradezu vernichtende Urteil gab Ralf Klar, der Ortsbürgermeister von Neu Königsaue, in der jüngsten Ortschaftsratssitzung ab. Die drei Arbeiter, die der Bauwirtschaftshof der Stadt Aschersleben im Ortsgebiet beschäftigt, sieht der Ortsbürgermeister allerdings nicht als Schuldige an. Diese seien „wirklich fleißig“, betont er. Sie würden versuchen, alles zu schaffen, doch offensichtlich hätten die drei zu viel Arbeit auf dem Plan, hieß es.
Ralf Klar wies darauf hin, dass es für vier Orte - Westdorf, Wilsleben, Winningen und Neu Königsaue - nur noch drei Mitarbeiter gebe. Und weil er im Haushaltskonsolidierungskonzept gelesen habe, dass da auch nochmal optimiert werden solle, nutzte der Ortsbürgermeister bei der Ratssitzung die Gelegenheit, seine Bedenken beim Leiter des Bauwirtschaftshofes anzumelden. „Das ist eine riesige Herausforderung“, zeigte sich André Könnecke im Klaren.
Veränderte Rahmenbedingungen
Die drei Mitarbeiter bezeichnete der Eigenbetriebsleiter als eine gut funktionierende Truppe. Geld spiele eine Rolle und die Rahmenbedingungen hätten sich auch verändert, sagte der Bauwirtschaftshof-Chef. Früher habe es mehr Möglichkeiten gegeben, Helfer für einfache Arbeiten zu beschäftigen. Vielleicht könnten die Jobcenter auf solche Maßnahmen mit Hinweis auf die Wichtigkeit für die Allgemeinheit sensibilisiert werden.
André Könnecke wünschte sich rechtzeitig Informationen, wenn Defizite festgestellt werden. Während der Vegetationsperiode stoße der Bauwirtschaftshof auch im Stadtgebiet an Grenzen, sagte er.
Lutz Jentsch wies darauf hin, dass die Stadt eine gewisse Vorbildfunktion habe, der sie bei der Pflege der eigenen Grünanlagen nachkommen müsse. Private Eigentümer könnten vom Ordnungsamt bei Missständen Post bekommen. „Aber wenn die Stadt das selber nicht besser macht, dann frage ich mich, ob das Anschreiben von Privaten der richtige Weg ist“, meinte Jentsch.
Die Stadt sei derzeit dabei, über den Winter eine Liste mit den öffentlichen Grundstücken, die von den Bauwirtschaftshof-Mitarbeitern gepflegt werden müssen, zu erstellen, sagt der Leiter des Bauwirtschaftshofes. Die Liste soll auch den Neu Königsauern noch vorgestellt werden, damit diese die Aufstellung nochmal kontrollieren können. Zur Optimierung können die Mitglieder des Ortschaftsrates dann festlegen, welche Grundstücke ihnen besonders wichtig erscheinen und welche mit etwas größerem Abstand gepflegt werden könnten. Das wären „vielleicht Kleinigkeiten, die schon helfen“.
Klamme Kassen erfordern Spagat
Zur Kritik am mangelnden Personal wies Könnecke auf Entscheidungen des Stellenplans und Wirtschaftsplans im Stadtrat hin. Wenn der Stadtrat möchte, dass noch Personal für die Orte eingestellt werden soll, müsste er das einfordern. Von sich aus könne er das nicht machen. „Wir versuchen, einen Spagat hinzubekommen“, meinte er mit Blick auf den Haushalt der Stadt. Auf seinen Satz, „besser geht immer“, kommentierte Klar mit: „Besser war vorher“.
André Könnecke wies auf die Vorteile der Teams im Gegensatz zu den Einzelkämpfern hin, die elfmal mit Umkleidemöglichkeiten und der Technik ausgestattet werden müssten, obwohl sie nicht alle gleichzeitig benötigen, und Probleme, die bei langen Krankheitsfällen in einem Ort entstehen könnten.
Für Krankheitsfälle und Urlaub sollte schon eine halbe Stelle mehr eingeplant werden, wünschte sich Ralf Klar. Früher, unterstrich André Könnecke, habe es Ein-Euro-Jobber gegeben, die das Ortsbild besser aussehen ließen. Diese Art Gratisarbeiter für die Stadt gebe es leider nicht mehr. In der Kernstadt gibt es Flächen, die inzwischen nur alle sechs Wochen gemäht werden können. Das sei seltener als in den Ortsteilen. Die Ortschaften würden nun an die schon vorhandene Intensität der Kernstadt angepasst.
Angesichts des später diskutierten Konsolidierungskonzeptes der Stadt, in dem Einsparungen im Bauwirtschaftshof durch Reduzierung der Pflegeintensität bereits fester Bestandteil sind, sah Holger Hoffmann jetzt schon die Perspektive: „Es wird nicht besser!“