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Wenn Lehrer Musik machen Warum die Gymnasien in Aschersleben und Ballenstedt stolz auf ihre musizierenden Lehrer sein können

Die Bands „MidLive“ und „Black Eye“ begeisterten am Wochenende das Publikum. Letztere feierten mit dem Konzert ihr 20-jähriges Jubiläum.

Von Rolf Strehler Aktualisiert: 19.10.2021, 10:01
„Black Eye“ beim Jubiläumskonzert in Ballenstedt.
„Black Eye“ beim Jubiläumskonzert in Ballenstedt. Foto: jürgen meusel

Aschersleben/Ballenstedt/MZ - „Endlich wieder vor Publikum auftreten, die Nähe und den Beifall genießen…“, war das heimliche Motto von zwei wunderbaren Konzertveranstaltungen am vergangenen Wochenende. Es ist schon beeindruckend, zu erleben, mit welcher Hingabe Menschen aus unserer Mitte ihren Hobbys nachgehen. Wenn es sich dabei auch noch um Lehrer handelt, die in ihrer Freizeit musizieren, öffentlich auftreten und sich dabei von allen Pandemieeinschränkungen nicht unterkriegen lassen, darf man gespannt sein.

In den Gymnasien in Aschersleben und Ballenstedt kann man einige solcher Amateurmusiker finden. Tagsüber vor ihren Schülern stehend, tauschen sie abends und an zahlreichen Wochenenden Cursor oder Zeigestock gegen Mikrofon und Lieblingsinstrumente. Zwei Musikformationen haben am vergangenen Wochenende Kostproben ihrer erstaunlichen Professionalität auf die Bühne gebracht.

Der Name „MidLive“ soll weniger an die gefürchtete Midlife-Crisis erinnern, vielmehr sei ehrlicher, handgemachter Unplugged-Sound gemeint, wurde den Zuhörern am Freitagabend im Salzlandtheater Staßfurt erklärt. Roland Weis und Göran Raffel, zwei sympathische „Pauker“ und Autodidakten, wie man erfahren konnte, lösten dieses Versprechen ein. Eine ansprechende Bühnenkulisse vermittelte den Eindruck, gemütlich in einem Wohnzimmer sitzend, eigenen Lieblingssongs zu lauschen. Man muss wirklich nicht für sehr viel Geld in große Konzerthallen fahren, wenn man spielend leichten Gitarrensound bewundern und unter die Haut gehenden Gesang erleben möchte.

Nach mehreren, zweistimmig interpretierten, Welthits war vorauszusehen, dass die Protagonisten sich auch an Simon & Garfunkel herantrauen würden, was sie dann auch, scheinbar mühelos, präsentierten. Getragen von unvergessenen Ohrwürmern wurde das dankbare Publikum von den beiden Musikern auf eine emotionale Zeitreise mitgenommen.

Als sich die beiden Lehrer am Montagmorgen wieder auf den Weg in das Ascherslebener Stephaneum gemacht haben, hatten sie bestimmt noch den stehenden Applaus für zwei Stunden großartiger musikalischer Performance im Ohr. Ein tolles Konzert!

Wie angekündigt präsentierte sich am Samstag eine weitere Lehrer-Band, um ihr 20-jähriges Bestehen zu feiern. Das Schlosstheater in Ballenstedt bildete den würdigen Rahmen und die akustische Sicherheit für das Konzert der bekannten Musikformation „Black Eye“.

Die Lehrerband war im Jahr 2001 von Wolfgang Hornbogen gegründet worden. Inspiriert von Neil Young, seinem musikalischen Lebensidol, habe er sich damals einen Lebenstraum verwirklicht, verriet der Bandvater dem Publikum zwischen den Zeilen. Man sei sehr glücklich, wieder auf einer Bühne musizieren zu dürfen und zu spüren, dass auch die Gäste darauf gewartet hätten.

Die anderen Bandmitglieder offenbarten ihrem treuen Publikum einige Insiderinformationen. So war zu erfahren, dass Bernhard Huhnt sowie Wolfgang Semsch, einst aus den alten Bundesländern gekommen, hier eine geliebte neue Heimat gefunden haben.

Um es vorweg zu nehmen, das Jubiläumskonzert war grandios. Mit insgesamt acht aktiven Musikern auf der Bühne wurde im perfekten Zusammenspiel der Instrumente eine derartige Klangvielfalt erzeugt, die der Würde der Lokation und den Erwartungen des Publikums im Saal voll gewachsen war.

Unbedingt erwähnt werden muss, dass es die Lehrer geschafft haben, mehrere Generationen in der Band zu vereinen. Am Schlagzeug trommelte, zwischen drei ehemaligen Schülern, begnadeten Virtuosen, der gemeinsame Sohn Namid des Bandgründers und der wunderbar spielenden und singenden Bettina Sarapatta.

Es war zu spüren, dass die jungen Musiker mit ganzem Herzen dabei sind, da können die Lehrer gar nicht so schlecht gewesen sein, war im Publikum zu hören. Etwa 50 eigene Songs, 20 Jahre Bandgeschichte, eine bemerkenswerte Professionalität, immer nah am Publikum und bescheiden geblieben. Black Eye hat würdig gefeiert.

Die Gymnasien in Aschersleben und Ballenstedt können stolz auf ihre musizierenden Lehrer sein.