Vorbereitungen auf das Harzfest Vorbereitungen auf das Harzfest: Wo Probleme lächelnd gelöst werden
Thale/MZ. - Stille. Ein unvergleichlich ruhiger Moment. Die Sonne geht über den Fichtenwipfeln im Stadtwald von Thale auf. Um sechs ist die Welt noch in Ordnung. Horst Walther wirft voller Tatendrang die Kettensäge an. Seine Männer hummeln schon. Der Baum muss runter in den Friedenspark.
Stille? Walthers Frau, Katharina Preiß-Walther, weiß nicht, wann es das letzte Mal einen ruhigen Moment in ihrem Büro gab. Normalerweise ist sie stellvertretende Bürgermeisterin. Seit einem knappen Jahr aber vor allem eines: Chefin des Harzfest-Teams im Thalenser Rathaus. Sie lächelt tapfer. Probleme? "Wie jetzt, Probleme!?"
Das Telefon klingelt. Nein, nicht die Protokollchefs der Ministerpräsidenten Wulff und Böhmer, die wieder irgendwas an der Sitzordnung zum Festakt zur Unterzeichnung des Nationalparkvertrages zu mäkeln haben. "Wir mussten wegen denen schon x-mal das Programm umstricken." Nur das Bauamt. Sicher irgendwas wegen dem Umzug, den Parkplätzen, Leitungen, Eintrittskarten... "Es geht nur mit Humor", sagt Preiß-Walther.
Der kommt den Männern oben im Forst mit Sicherheit nicht abhanden. Das Team vom Bauhof und das der Naturstation frozzeln über Walther, der sich um die Krone seiner Fichte sorgt. "Die muss eine schöne Spitze haben und die Höhe muss stimmen." Schließlich sollen am kommenden Wochenende 20 000 Gäste nicht an einem mickrigen Handwerker-Baum vorbeiflanieren. "Horst, haste jut jemacht", loben die Bauhof-Männer, als die 16-Meter-Fichte auf dem Anhänger liegt. Jetzt das Teil nur noch heil in die Stadt 'runter kriegen.
Unten im Park inspiziert Matthias Nowak noch einmal die Hülse für den Baum. Der Bauhof-Chef ist wie seine Männer seit sechs auf den Beinen. "Das wird am Wochenende so weiter gehen, immer bis abends gegen 21, 22 Uhr." Der Park muss gesäubert, Bierzeltgarnituren aufgestellt, das Festzelt mit 210 Stühlen und 45 Tischen aus der Mehrzweckhalle bestückt werden. Ach ja: "Freitag müssen wir noch die Bühne aufbauen." Eine von insgesamt Dreien. "Und dann noch ein paar Restarbeiten", sagt Nowak. Die Stadt blitzblank putzen. Dann klingelt wieder das Handy. Dachdeckermeister Burkhard Wilsdorf hat inzwischen den Handwerker-Baum zum zweiten Mal am Haken seines Kranes. Doch dieses Mal gibt es Probleme: Ausgerechnet die sorgsam von Horst Walther gehütete Krone verhakt sich für einen Moment am Ausleger. Walther wird nervös. Zum zweiten Mal an diesem Vormittag. Eben fehlte schon ein Ständeschild. Aber nicht wirklich: Es war nur an der falschen Stelle angeschraubt. Trotz Zeichnung. Die Männer feixen und der Baum rutscht beim zweiten Anlauf problemlos in die Hülse.
"Nein, wirklich Stress darf man nicht aufkommen lassen", lautet die Devise von Frank Hirschelmann, der mit Bauhof-Chef Nowak und Marktmeister Uwe Ernst vom Harzer Förderkreis letzte Details bespricht. Zwar hat noch keiner der 50 Beteiligten solch ein großes Fest organisiert. "Doch wir setzen auf Teamarbeit und das funktioniert hervorragend." Es gebe nur kleine Probleme. "Mal fehlt hier ein Handy und mal passt dort was nicht." Hirschelmann lobt ausdrücklich auch die Leute aus den Dörfern der Verwaltungsgemeinschaft. "Eine Besprechung, ein Zettel - dann flutscht es." Und das bei dutzenden mobilen Toiletten, zwei extra Wasserleitungen, 2 500 Meter Elektrokabel, 45 Handwerker- und 160 Markständen, die irgendwie zwischen den Bäumen des denkmalgeschützten Parks untergebracht werden müssen. "Jeder hat natürlich spezielle Wünsche", sagt Marktmeister Ernst. Natürlich versucht er alle zu erfüllen.
Frank Hirschelmann hingegen hat nur einen Wunsch: "Das wir unseren Draht zum Wettergott verlieren. Beim Wetterbericht für Sonnabend ist mir himmelangst geworden." Aber es wird schon. Solange sie nur nicht den Humor verlieren. Danach sah es am Donnerstag nicht aus: Als der Handwerker-Baum steht, muss sich Horst Walther schon wieder Frozzeleien anhören.