Viele Musikeinheiten als Gratulanten
COCHSTEDT/MZ. - Darunter auch der zweifache Landesmeister Sachsen-Anhalts, der Spielmannszug FF Harsleben 1998, die Ascherslebener Stadtpfeifer und eine Blaskapelle aus Pichlovanka in Tschechien. Am Vortag hatten die Kameraden der Feuerwehr aus dem Festplatz eine Festmeile gemacht mit einem großen Festzelt und vielen Ständen. Mit einer Hüpfburg und Kindereisenbahn waren auch die jüngsten Festbesucher nicht vergessen.
Zu Festbeginn hatte der Cochstedter Stabführer, Joachim Scheller, die Spielmannszüge zu einem Sternmarsch durch die Stadt auf den Weg gebracht. Nach Rückkehr des Sternmarsches vereinigten sich die Spielmannszüge zu einem gemeinsamen Spiel. Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Ortsbürgermeister Ulrich Dubiel und die der Stadt Hecklingen die stellvertretende Bürgermeisterin Heike Ursel-Weishaupt. Beide waren nicht mit leeren Händen gekommen. Ihnen schloss sich eine Gratulationscour der anwesenden Wehren an. Einen Geck hatte sich die Partnerwehr aus Halbe in der Nähe des Spreewaldes einfallen lassen. Sie übergab dem Spielmannszug einen Eimer Spreewaldgurken. Eine Überraschung hatten sich auch Hans Kubiak und Eyke Gräfenstein von der Geschichtswerkstatt Feuerwehrhistorik in Aschersleben einfallen lassen. Sie übergaben an den Spielmannszug einen riesengroßen Plüschbären. "Das soll euer neues Maskottchen sein", meinte Kubiak. Dafür gab es einen riesigen Beifall der Kameraden und Gästen.
Mit leeren Händen war auch das Mitglied des Landesfeuerwehrverbandes, Erich Marsch, nicht nach Cochstedt gekommen. Er zeichnete Joachim Scheller und Günter Scheller mit dem Ehrenstern des Landesfeuerwehrverbandes in Bronze aus. Beide haben großen Anteil daran, dass sich der Cochstedter Spielmannszug zu einem sehr gefragten Klangkörper entwickelt hat. Detlef Ahrendt erhielt das Ehrenzeichen des Landesfeuerwehrverbandes.
Am Nachmittag sorgten die Ascherslebener Stadtpfeifer, der Harslebener Spielmannszug und die Blaskapelle aus Pichlovanka für Stimmung auf dem Festplatz. Da das Wetter mitspielte, pilgerten viele Cochstedter mit Kind und Kegel zum Festplatz.
Vor mehr als 50 Jahren reifte in der Cochstedter Feuerwehr die Idee, wieder einen Spielmannszug aus der Taufe zu heben. Ein solcher hatte schon vor dem 2. Weltkrieg in der Cochstedter Wehr existiert. Der damalige Wehrleiter Otto Minstedt sowie die Kameraden Werner Rogge und Erich Wagner suchten ernsthaft nach der Möglichkeit wieder einen Musikzug auf die Beine zu stellen. Wie sich zeigen sollte, war das ein ganz schwieriges Unterfangen.
Es mussten Instrumente angeschafft, ein Übungsleiter und Spielleute gefunden werden. Kurt Lehmann war als Übungsleiter und Stabführer schnell gefunden. Er beherrschte das Feuerflötenspiel und hatte in einem Spielmannszug gespielt. Otto Minstedt und Willi Mroseck waren auf der kleinen Trommel versiert und Adolph Lenz und Walter Göhre auf dem Schlagzeug. An neue Instrumente war in der damaligen Zeit nicht zu denken. Es wurden alte Holzpfeifen zusammengesucht, in die Jahre gekommene Trommeln wieder spielbar gemacht, eine Pauke und ein paar alte Becken beschafft. Vier junge Feuerwehrleute - Wilhelm Hedermann, Günter Scheller, Rudolf Hinz und Klaus Drachau - waren bereit, das Flötenspielen nach Gehör zu erlernen.
Es begann eine intensive Übungszeit, bis der erste Marsch "Das Lieben bringt groß Freud" so einigermaßen saß. Im August 1959 war es dann soweit: der erste öffentliche Auftritt aus Anlass des Gartenfestes der Gartensparte "Am Hang". Das war die Geburtsstunde des neuen Spielmannszuges. 1969 wurde der Lehrer und heutige Leiter des Spielmannszuges, Joachim Scheller, in den Spielmannszug aufgenommen.
Eine heimtückische Krankheit des Spielleiters Kurt Lehmann zwang die damalige Wehrleitung zu einer Krisensitzung. Alle waren sich einig - es muss weitergehen. Alle waren sich auch einig und übertrugen Joachim Scheller die Leitung und Stabführung des Spielmannszuges. "Du bist Kanter, du schafft das", so die Begründung, an die sich Joachim Scheller noch bestens erinnert. Nur neun Spielleute waren ihm zu wenig. Der frischgebackene Spielleiter machte sich auf die Suche und fand in der Schule größte Unterstützung. Es wurden Arbeitsgemeinschaften gegründet und fleißig geübt. "Die Schüler lernten leicht und waren mit großer Begeisterung bei der Sache", erinnert sich Scheller noch bestens. Wenn der Cochstedter Spielmannszug heute 27 Spielleute zählt, dann ist das erster Linie ein Verdienst von Joachim und Ingolf Scheller.
Durch die finanzielle Unterstützung des Rohrwerkes Cochstedt war es auch möglich, neue Instrumente anzuschaffen. Was fehlte, war ein Schellenbaum. Dafür war bald eine gute Seele gefunden. Die Standarte für den Baum wurde in Magdeburg gefertigt. Als der Schellenbaum fertig war, musste das Staatswappen der DDR durch den Adler der Bundesrepublik ersetzt werden. "Der Adler war teurer als der ganze Schellenbaum", erklärte Scheller.