Versteigerung auf Weihnachtsmarkt Versteigerung auf Weihnachtsmarkt : Ein E-Bike für 50 Euro

Aschersleben - „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten!“ Christian Grossy lässt seinen großen Gummihammer auf ein Blechfass fallen. Man sieht dem Ordnungsamtsleiter der Stadt Aschersleben an, dass ihm sein heutiger Job Spaß macht.
Einmal im Jahr ist Grossy auf dem Weihnachtsmarkt als Auktionator im Dienst. Dinge, die im Laufe des vergangenen Jahres im Stadtgebiet von Bürgern gefunden oder von der Polizei dem Fundbüro der Stadt übergeben wurden und bei denen sich innerhalb der Verwahrfrist von sechs Monaten kein Eigentümer gemeldet hat, kommen unter den Hammer. „Wir müssen Platz für Neues schaffen“, sagte Grossy.
Versteigerung auf Weihnachtsmarkt: Erlös für gemeinnützigen Verein
20 Fahrräder, 5 Smartphones, 3 Geldbörsen, 4 Brillen, 2 Uhren, 3 Armbänder, ein Paar Ohrringe, Ohrstecker, eine Sonnenbrille, eine Mütze und sogar eine Trinkflasche stehen zur Versteigerung. Und am Ende darf sich wieder ein gemeinnütziger Verein der Stadt über den Erlös freuen.
„Wir wollen dieses Jahr den Verschönerungsverein beglücken“, sagt Grossy. „Wir sammeln Geld für neue Stauden im Stadtpark“, erklärt André Könnecke, der Vereinschef. Zehn Jahre nach der Landesgartenschau möchte der Verein den Stadtpark so schön erblühen lassen, wie damals. 5.000 bis 10.000 Euro werden benötigt. „Da hilft jeder Euro.“
Versteigerung auf Weihnachtsmarkt: Freude über manches Schnäppchen
Und die Ascherslebener freuen sich über manches Schnäppchen, denn von den rund 100 Zuschauern kommen nicht so viele Gebote, wie erhofft. Die fünf funktionsfähigen Smartphones finden bald neue Besitzer. Drei Samsung-Smartphones S5, S6 und J3 gehen für bis zu 55 Euro über den Tisch, die anderen sind günstiger zu haben.
Sieben weitere Fund-Handys konnten nicht angeboten werden, weil sie sich bei der Überprüfung als defekt herausstellten. „Schrott wird definitiv nicht angeboten“, sagt Grossy.
Bei den Fahrrädern ist zwar mitunter Rost zu erkennen, ein Platter oder eine hängende Kette. Manch Bowdenzug ist fest, aber die Räder stehen ja zum Teil seit Mai 2018 im Rathauskeller. Ein Giant E-Bike, das sicher mal 1.000 Euro gekostet hat, geht für 50 Euro an eine ältere Dame.
Dass kein Schlüssel für das Schloss des Akkus dabei ist, hat sie nicht gewusst und blickt nach dem Abholen etwas missmutig. „Mein Mann repariert selbst Fahrräder“, hofft sie. „Der Sattel ist schön“, tröstet sie sich vorerst.
Versteigerung auf Weihnachtsmarkt: Mifa-Fahrrad aus DDR-Zeit findet neuen Besitzer
Ulf Petzel kann sein Glück nicht fassen, als er für ein Scott Aspect Mountainbike für 150 Euro den Zuschlag erhält. „Das kostet im Laden 1.000 Euro“ hat der Nachterstedter nach Rücksprache mit seinem in München lebenden Sohn erfahren, der Radsportler ist. Für 110 Euro geht das zweite Highlight über die Bühne, ein GT-Mountainbike.
Ein Mifa-Fahrrad aus DDR-Zeit sei in Großstädten gefragt, meint Francesco Stelzl, der ein solches schon für 20 Euro ersteigert. Das Licht funktioniert, die Bremse muss nachgestellt werden. „Die gehen nicht kaputt.“
Christel Blösch ist das erste Mal bei einer Versteigerung und erhält beim Startgebot für ein Fahrrad für 20 Euro den Zuschlag. „Das bekommt mein Mann“, sagt sie anschließend. „Eigentlich wollte ich nur den Preis hochdrücken“, gesteht sie überrascht über den Zuschlag.
Versteigerung auf Weihnachtsmarkt: 333er Goldring für 10 Euro
Normen Fritsch wurden in Aschersleben schon fünf Fahrräder binnen dreieinhalb Jahren gestohlen. Angeschlossen am Bahnhof oder vor der Wohnung. Nun ersteigert er für 30 Euro ein neues Rad. Ein 28er Damenrad mit Dreigang-Nabenschaltung geht für 20 Euro weg. Ein voll funktionstüchtiges 28er Rennrad für 40 Euro. Brieftaschen und Brillen gibt es im Bündel. Die achtjährige Silan erhält für zehn Euro einen 333er Goldring für die Mutti sowie anderen Schmuck. Vor allem aber strahlt sie, weil sie für sie ein Smartphone für nur 30 Euro bekommen hat. Auch Fahrräder, für die es anfangs keinen Bieter gibt, gehen letztlich weg. Für 25 Euro im Doppelpack.
Am Ende kann sich André Könnecke über 1.030 Euro freuen. Dass es so viel wird, damit hatte er nicht gerechnet. (mz)