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Verlassen und verlassen werden

Von MARION POCKLITZ 20.04.2009, 14:41

STASSFURT/MZ. - Sie alle griffen zur Feder, um ihnen ihre letzten Worte mitzuteilen.

Traurig, wütend, verzweifelt oder sarkastisch. Kurz oder lang. Auf jeden Fall nicht einfühlsam, nicht melancholisch und auch nicht rücksichtsvoll. Mit Eindringlichkeit, einfühlsam und mit dramatischem Talent nahm sich die Schauspielerin Hannelore Hoger dieser Briefe an und trug sie im Salzlandtheater Staßfurt vor. Begleitet wurde sie dabei von dem Pianisten Siegfried Gerlich mit Werken von Chopin. Nicht passender konnte diese schöne, aber auch nachdenkliche Musik auf den Abend einstimmen oder verabschieden. Und den Sprung durch die Jahrhunderte zu den unterschiedlichsten berühmten Frauen begleiten.

Die ihren Schmerz, in einem zeitlosen Ritual sich von dem Geliebten zu trennen, auf ein Blatt Papier formuliert haben. Jeder Brief fängt anders an: "Mein Lieber", "Ernie, lieber Junge", oder einfach nur "Lieber...." schrieben Simone de Beauvoir, Anne Boleyn, Frida Kahlo, Corinne Hofmann oder Marlene Dietrich. Und so unterschiedlich die Frauen auch sind, so unterschiedlich trägt die Schauspielerin, bekannt aus den Serien "Tatort" und "Der Alte" oder als Kommissarin "Bella Block", die Abschiedsbriefe auch vor. So gibt sie den Frauen eine ganz spezifische Stimme. Ganz deutlich bei Marlene Dietrich. Schließt man die Augen, so ist es leicht sich vorzustellen, die Dietrich würde auf der Bühne lebendig. Knapp zwei Stunden dauert die Lesung, in der der Zuhörer Hass, Trauer, Zorn, Schwäche und Ohnmacht verarbeiten kann.