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Unglück am Concordia-See Unglück am Concordia-See: Warten auf die Teilfreigabe

Von uwe kraus 01.06.2015, 05:30
Die Abbruchkante am Concordiasee in Nachterstedt im Juli 2014. Vor fünf Jahren rutschten hier Millionen Tonnen Erde in die Tiefe.
Die Abbruchkante am Concordiasee in Nachterstedt im Juli 2014. Vor fünf Jahren rutschten hier Millionen Tonnen Erde in die Tiefe. Frank Gehrmann Lizenz

schadeleben - Von der „Arche Noah“ bei Schadeleben schauen am Samstag beim Seelandfest hunderte Menschen in Richtung Nachterstedt. Wo einst eine Siedlung stand, erinnern Erdmassen und ein kahler Fleck an das Unglück, das an jenem 18. Juli 2009 Nachterstedt und die Seeland-Region für immer veränderte.

„Wir hatten gedacht, dass Ende 2010 das Gutachten vorliegt, warum es zu diesem Erdrutsch kam, bei dem drei Menschen starben und ganze Häuser den Hang hinabrutschten. Und dann wollten wir unseren Projekttraum weiter erfüllen“, erinnert sich Heidrun Meyer, die Bürgermeisterin der Stadt Seeland. „Mit den Jahren ist die Hoffnung gestorben. Selbst bei mir gab es solche Momente, wenn es mal wieder hieß, die Öffnung wird erneut verschoben.“ Derzeit befinde man sich in einer aktiven Ruhephase vor dem Neustart.

Bürgergespräch erstmalig

Wie geht es weiter? Die Frage bewegt die Anwohner des Concordia-Sees. So sitzen im Zelt, das unweit des Ufers bei Schadeleben aufgebaut wurde, rund 150 Bürger, die von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) Antworten hören wollen. Dietmar Onnasch, der LMBV-Manager für Sachsen-Anhalt, gibt sie ihnen, auch, wenn nicht jeder damit sofort glücklich scheint oder jedes bergbautechnische Detail versteht. Jedoch gibt es nach LMBV-Angaben ein derartig großes Bürgergespräch erstmalig.

Onnasch präsentiert Karten und ließ vorher eine Drohne über dem Gelände rund um den Concordia-See machen. Er kommt gut präpariert gleich zum Kern. Warum es so lange dauert? Ohne die Ursache des Erdrutsches zu kennen, könne man keine sicheren Konzepte entwerfen. „Es wird bis 2017 dauern, bis die Wasserfläche wieder genutzt werden kann“, sagt er klar. Um später hinzuzufügen: „Es wird eine Teilfreigabe, die Sanierung läuft noch weit länger.“ Bei allen Arbeiten, die die Folgenutzung beeinflussen, sei sein Unternehmen im grünen Bereich, erklärt Dietmar Onnasch. Er ist sich mit Bürgermeisterin Heidrun Meyer einig, eine 100-prozentige Sicherheit wird es nicht geben.

Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Detlef Gürth sieht das so. „Aber ich glaube, besser als der Concordia-See ist nun kein anderes Gewässer auf der Welt untersucht.“ Er registriere, dass hier mit der Sanierung „eine Entscheidung für den See und damit für die Menschen, die hier jahrzehntelang mit dem Bergbau gelebt haben“, getroffen worden sei.

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Gegenwärtig sind zwei Rüttler im Einsatz, die zwei rund 2 800 Meter lange und durchschnittlich 20 Meter tiefe Dämme aus verdichtetem Boden auf der Ostböschung des Concordia-Sees erzeugen. Ein drittes Gerät wird wohl ab August auf der Südwestböschung westlich des Rutschungskessels eingesetzt.

Die LMBV muss dabei viel Verfüllungsmaterial aus Kiesgruben heranfahren. „Um die Belastung durch den Lkw-Verkehr in Nachterstedt gering zu halten, haben wir im April mit dem Bau einer neuen Zufahrtsstraße im Uferbereich begonnen“, so Dietmar Onnasch. Diese Straße bleibe später erhalten.

„Masterplan“ eines Planungsbüros

Für jeden Uferabschnitt erläutert der LMBV-Manager den aktuellen Zustand. So sei an der „Arche Noah“ die „Triffsicherheit“ hergestellt und an der Westböschung die volle Sicherheit hergestellt. Um die Sanierungsarbeiten ausführen zu können, werde der Wasserstand auf einem stabilen Niveau gehalten. „Derzeit sind das 84,3 bis 84,5 Meter, wenn der See voll geflutet ist, werden das 103 Meter sein.“

Heike Sonnek aus Schadeleben verfolgt die Ausführungen interessiert. Als die Fragerunde eröffnet ist, möchte sie wissen, wie sich der Badebetrieb künftig gestalte und welche kulturellen Angebote geplant seien. Heidrun Meyer verweist auf einen „Masterplan“, den ein Planungsbüro erstellt. Ziel sei es, dass ab Herbst die Bürger darüber diskutieren können. Mit einem Blick gen Magdeburg fügt sie an, dass sie keinen Förderantrag aus der Vor-Erdrutschzeit zurückgezogen hätte. „Das Land hat immer gesagt, wir stehen zu euch. Die Stunde der Wahrheit rückt näher.“

Während auf der Schadelebener Seite der Campingplatz im Gespräch bleibe, werde es bei Nachterstedt nicht so schnell gehen. „Nach unseren Vorstellungen sollen sich die Ufer ergänzen, um Doppelangebote zu vermeiden.“ Heidrun Meyer verspricht: „Zum Seelandfest 2017 lassen wir es dann richtig krachen.“ (mz)

Viele Besucher folgen den Erläuterungen von LMBV-Manager Dietmar Onnasch.
Viele Besucher folgen den Erläuterungen von LMBV-Manager Dietmar Onnasch.
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