Superweiber versprühen Erotik
Aschersleben/MZ. - Zum neunten Mal haben "Millionen Ascherslebener" Fans sich von "Frl. Luises Transenstadel" entführen lassen - in die schillernde Welt des Glitzers und Glamours, die mit dem "Zauber der Travestie" am Sonnabend und Sonntag im Bestehornhaus Aschersleben Einzug gehalten hat.
Angstschweiß
Die Männer im Publikum begegnen den Extraklasse-Superweibern mit einer ordentlichen Portion Respekt: Schon wenige Minuten vor der Show, möchte man meinen, den Angstschweiß der Herren aus jeder einzelnen Pore austreten zu sehen. Die Anspannung steigt. Besonders in den ersten Reihen. Begünstigt natürlich dadurch, explizit auf das Risiko, möglicherweise eine tragende Rolle zu spielen, hingewiesen worden zu sein. Ganz hinten wiegen sich derweil alle in Sicherheit.
Aber "Zauber der Travestie" wäre niemals "Zauber der Travestie", wenn sich die Verwandlungskünstler über solch "optimistische" Gedankengänge hinwegsetzen würden und die Herren der Schöpfung auch mitten aus dem Saal auf die Bühne holen.
Frank zum Beispiel kommt ganz schön ins Schwitzen. Verständlich, denn Elke Winter steckt den Statisten in Wickelrock und Poncho, verpasst ihm eine wallende Mähne und lässt ihn auf Stichwort im Kreise drehen - "sexy, lasziv und nicht zu schnell" -, während sie seinen "Sohn", den Gitarre spielenden "Zigeunerjungen", anschmachtet und sich eine Kuh im "Afterground" tummelt.
Im Grunde sind die Grazien ja ganz harmlos: die Elke Winter, die schon die eine oder andere "kleine geile Drecksau" in Aschersleben entdeckt haben will. Oder Denisse Zambrana, das spanische Multitalent, die Tante aus Alicante mit jeder Menge Feuer unterm Hintern, die auf ihre charmante, frech-frivole Art die Herzen im Sturm erobert, im wahrsten Sinne des Wortes durchs Publikum wirbelt, wo sie auch ihre "Lieblinge" findet. Marcel Bijou, die es schon etwas bissiger mag und sich als Karl-Heinz' Putzfrau Herta schöne Stunden im Aldi macht und fünf alte Männer in die Garderobe des Bestehornhauses hat reingehen, allerdings nur "bunte Monster" wieder rauskommen sehen hat. Ireen Sue, die die Illusion in ihrer Halb-Mann-halb-Frau-Figur, Anzug, kurze schwarze Haare und Schnurrbart im rechten, ein knalliges Kleid und blonde Haare im linken Profil, auf die Spitze treibt. Tatjana Taft, die am Sonnabend mit ihrer Lasershow zu erleben war. Und natürlich das Fräulein Luise, die Luise von Villeroy & Bruch, immer noch eiserne Jungfrau, steht auf die deftigere Komik, legt einen rustikalen Charme an den Tag und besticht auch in der Rolle der Berliner Göre aus "Matzahn", die seit 16 Jahren arbeitslos, mittlerweile bei Hartz VIII angekommen ist und unter Alzheimer Bulimie leidet: "Ich fress' und fress' und vergess' zu kotzen..." Worin das Geheimnis ihrer Schönheit liegt - "Ihr seid doch sauer, dass ich besser aussehe", so die Feststellung - der vier, manchmal fünf, zauberhaften Damen, denn zuweilen fehlt Luise das Gespür für Farben und Formen, tanzen, frotzeln, echauffieren sich.
Dralle Blondinen
Und sehen trotzdem immer perfekt aus: Das Make-up so brillant aufgetragen, dass Frau vor Neid erblasst, grazil schreiten sie auf halsbrecherischen Absätzen durch die Gegend. Sie versprühen Erotik, sind durch und durch sexy, unabhängig davon inwiefern sie sich vorher verausgabt haben, ob sie im großen Teddykostüm über die Bühne getänzelt sind wie Denisse Zambrana, um dann in kleine Pinke zu "schlüpfen" oder als Jakob Sisters, dralle Blondinen im feschen Dirndl, mit Pudelhandtäschchen Vollgas geben.
Ein Kostümwechsel jagt den nächsten. Ihre Roben sind prachtvoll, pompös, mitunter ein wenig skurril. Die Paradiesvögel haben eine Schwäche für alles, was glänzt, Pailletten und Strass, Federn und Farben. Einmal eingetaucht, gibt es kein Entrinnen aus dieser Zauberwelt. Zum Glück. Und so erlaubt die Frage nach einem Wiedersehen auch nur eine mögliche Antwort. Wer das verpasst, ist wirklich selbst Schuld - oder nur zu langsam. Denn der Kartenvorverkauf für den 18. und 19. Oktober 2008 läuft bereits jetzt auf Hochtouren, dann gastieren Frl. Luise & Co. endlich wieder in Aschersleben. Zum zehnten Mal.