Studienkreis Aschersleben Studienkreis Aschersleben: Freiwillig nur noch Ausputzer

Aschersleben - 23 Jahre sind genug. Gut, das eine oder andere Jahr hätte man noch dranhängen können. Fit genug ist man ja noch? Aber irgendwann muss Schluss sein. Wolfgang Pollin hat lange darüber nachgedacht, wann wohl der Augenblick kommen würde, seinen Job als Leiter des Ascherslebener Studienkreises an den Nagel zu hängen. Und weil es den besten Augenblick wahrscheinlich sowieso nicht gibt, hat sich der 66-Jährige entschlossen, mit Ende diesen Jahres einen Schlussstrich zu ziehen und in den Ruhestand zu gehen.
Gute Vorsätze für den Ruhestand
Obwohl - Ruhestand? Laut Udo Jürgens soll das Leben mit 66 Jahren ja erst anfangen. Und Spaß soll man dann auch noch haben. Und Ideen, der Ruhe aus dem Weg zu gehen und dem Spaß auf die Sprünge zu helfen, hat Wolfgang Pollin nicht wenige. Zum Beispiel gute Vorsätze in die Tat umzusetzen. Wie den, mehr Sport zu treiben. Radfahren und ins Fitnessstudio gehen oder sich intensiver als bisher um den Garten kümmern.
Und vom Unterrichten will der Lehrer auch noch nicht ganz lassen. „Wenn ich als Ausputzer noch stundenweise gebraucht werde, werde ich zur Verfügung stehen“, lacht Pollin. Schließlich komme er aus einer Lehrerdynastie. Vater, Großvater, Schwester und er selbst - alle Lehrer.
Da war es übrigens kurz nach der politischen Wende nicht ganz einfach für einen, der unter anderem auch Staatsbürgerkunde unterrichtet hatte. Das Fach gab’s nicht mehr. Und viele der dazugehörigen Lehrer wurden nicht mehr gebraucht und aufs Abstellgleis rangiert.
Gelegenheit beim Schopf gepackt
Dabei konnte Wolfgang Pollin doch viel mehr als nur „Stabü“. Und fürs Abstellgleis war er seinerzeit noch viel zu jung. Und nicht zuletzt ging es auch um die ganz persönliche Zukunft. Um die Brötchen, die jeden Tag verdient werden mussten.
Die Idee, wie er Lehrer bleiben könnte, ohne vor großen Klassen zu stehen, kam ihm, als ein Bernburger Kollege davon berichtete, dass er Nachhilfeunterricht geben würde. Wolfgang Pollin packte die Gelegenheit beim Schopf, informierte sich, nahm Kontakt zur Studienkreis-Zentrale in Bochum auf, überwand die zu überwindenden formal-bürokratischen Hürden und gründete den Studienkreis in Aschersleben.
Da stand zunächst aber noch eine andere Hürde - nämlich die Skepsis. Professioneller Nachhilfeunterricht für Schüler: Warum und weshalb, fragte sich mancher Kollege in den Schulen. Schließlich wurde Nachhilfe bis dahin fast ausschließlich in den Schulen geleistet. Warum also jetzt von einem anderen Anbieter? Wolfgang Pollin und seine inzwischen dazugekommenen Mitarbeiter mussten Überzeugungsarbeit leisten.
Studienkreis ist beliebt
Dass sie das geschafft haben, beweist die Tatsache, dass der Studienkreis inzwischen den Schülern von den Schulen empfohlen wird, sagt Pollin und ergänzt, dass man etwa 20 bis 25 Schülern pro Jahr geholfen habe, das Abitur oder einen anderen Schulabschluss zu erreichen. Nachhilfe gibt es im Studienkreis übrigens in so gut wie allen Fächern. Sogar im Rechnungswesen für angehende Fachabiturienten oder Lehrlinge.
Dafür, dass das auch in Zukunft so sein wird, hat der scheidende Leiter des Studienkreises bereits gesorgt. Seine Nachfolgerin ist gefunden. Und die kann auf die Erfahrungen ihres Vorgängers zählen. Und - im Fall der Fälle - auch auf dessen „Ausputzerqualitäten“. (mz)