Stipendium für USA-Aufenthalt Stipendium für USA-Aufenthalt: CDU-Bundestagsabgeordnete unterstützt AfD-Anhänger

Aschersleben - Unrecht oder vielleicht verwerflich ist die Geschichte nicht - aus parteipolitischem Blickwinkel dennoch ziemlich peinlich. Und zwar für die CDU-Bundestagsabgeordnete Heike Brehmer, zu deren Wahlkreis auch Aschersleben und die Stadt Seeland gehören.
Brehmer hatte vor einer Woche im Ascherslebener Rathaus ihren Stipendiaten für einen einjährigen Aufenthalt als sogenannten Junior-Botschafter Deutschlands in den USA vorgestellt. Jon Gorlo heißt der junge Mann, der im Ordnungsamt der Stadt Aschersleben arbeitet und für den sich Brehmer aus einer Vielzahl von Bewerbern entschied.
Was Brehmer am Tag der Vorstellung nicht sagte, der 19-jährige Gorlo gehört ausgerechnet der Jugendorganisation einer Partei an, die derzeit die Parteienlandschaft in Deutschland einigermaßen durcheinander wirbelt und bei den jüngsten Landtagswahlen gleich mehreren von Brehmers Parteifreunden die Direktmandate abspenstig machte. Gorlo ist dabei nicht nur einfaches Mitglied, er fungiert bei der Jungen Alternative Sachsen-Anhalt, der Jugendorganisation der AfD, als Schatzmeister. So steht es auf der Internetseite der Partei.
Der 19-Jährige soll mit Brehmers Hilfe ab August „ein Netzwerk persönlicher Verbindungen zwischen jungen Menschen in den USA und in Deutschland knüpfen, um gemeinsame politische Wertvorstellungen zu festigen und unterschiedliche Lebensweisen im anderen Land kennenzulernen“, wie es heißt.
Ausgerechnet ein Anhänger einer Partei als Botschafter, die oft dafür kritisiert wird, zum Teil undemokratische Ziele zu verfolgen? Brehmer teilte am Mittwoch auf MZ-Anfrage mit, der politische Hintergrund ihres Stipendiaten sei ihr während des Auswahlverfahrens nicht bekannt gewesen. Gleichzeitig verteidigte die Bundestagsabgeordnete die Entscheidung mit großem Geschütz. Sie habe nach dem im Grundgesetz verankerten Gleichheitsgrundsatz gehandelt. Danach dürfe niemand wegen seiner politischen Anschauung benachteiligt werden.
Die Entscheidung für den Stipendiaten sei vor allem wegen der beruflichen und fachlichen Eignung erfolgt, so Brehmer. Offen bleibt, wie Brehmer entschieden hätte, wenn sie am Tag der Entscheidung schlauer gewesen wäre. Was Gorlo dazu zu sagen hat, musste am Mittwoch offenbleiben. Die Stadt Aschersleben teilte mit, der Mitarbeiter sei in dieser Woche nicht erreichbar. (mz)
