1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Stadtzentrum Aschersleben: Stadtzentrum Aschersleben: Bringt Gratis-Parken mehr Kundschaft?

Stadtzentrum Aschersleben Stadtzentrum Aschersleben: Bringt Gratis-Parken mehr Kundschaft?

Von Kerstin Beier 15.02.2017, 08:45
Bettina Pagel und ihr Mann Jürgen betreiben seit 2008 die „Seifenoper“.
Bettina Pagel und ihr Mann Jürgen betreiben seit 2008 die „Seifenoper“. Frank Gehrmann

Aschersleben - An manchen stillen Nachmittagen bekommt Bettina Pagel Angst. Die Wochen nach dem Jahreswechsel seien erschreckend ruhig gewesen. Nur wenige Kunden finden in diesen Tagen den Weg in die „Seifenoper“. Obwohl das Lädchen in bester Lage direkt an der Fußgängerzone liegt. Im vergangenen Jahr sei das anders gewesen, erinnert sie sich. Woran das liegt? Sie zuckt die Schultern und hofft, dass es bald wieder besser wird.

Vor gut acht Jahren haben sie und ihr Mann Jürgen das kleine Geschäft eröffnet, in dem sie Seifen in allen Variationen, seit zwei Jahren aber auch andere Geschenk- und Dekorationsartikel anbieten. Dafür haben sie erweitert und dies bisher auch nicht bereut. Mit einem kleinen Geschäft reich zu werden, das schaffe heute wohl niemand mehr, sagt Jürgen Pagel.

„Wir haben überlebt, weil wir keine Miete zahlen"

Das wolle er auch gar nicht und bezeichnet es als sein „zweites Standbein“, keine Schulden zu haben. „Wir haben überlebt, weil wir keine Miete zahlen müssen.“ Vor Jahren hatten der gelernte Elektriker und die Wirtschaftskauffrau die Gelegenheit, das kleine Haus zu erwerben, das viele Aschersleber noch als „Messer-Trapp“ kennen. Für die beiden Ascherslebener war der Schritt in die Selbstständigkeit die Flucht nach vorn, um nicht arbeitslos zu werden oder zu bleiben. „Meine Frau gibt alles für den Laden“, sagt Jürgen Pagel. Tatsächlich wundern sie sich manchmal, dass es zumindest soweit funktioniert, dass sie über die Runden kommen.

„Man muss auf die Kunden eingehen“

„Denn Seife, wie wir sie anbieten, ist ja eigentlich ein Luxusartikel.“ Aber es ist wohl auch die gemütliche, individuelle Atmosphäre, die manchen Kunden doch eintreten und dann auch kaufen lässt. Prinzipiell hätten beide die Entscheidung, selbstständige Händler zu werden, nicht bereut. Nur an manchen Tagen kämen die Zweifel. „Wenn wir mal ’nen Euro verdient haben und dann kommt gleich wieder wer, der ihn haben will“, lacht Pagel.

Ein Geheimrezept, wie man es besser oder anders machen kann als andere - das haben beide nicht. „Man muss sich abheben und auf die Kunden eingehen“, sagt Bettina Pagel.

Was der City-Manager bewirken soll, der demnächst seine Arbeit in Aschersleben aufnehmen wird? Die beiden machen ratlose Gesichter. Sie wünschen ihm, dass er Erfolg und Ideen hat, die sich umsetzen lassen. Können sich aber konkrete Projekte bisher nicht vorstellen. Vielleicht müssten die Parkgebühren abgeschafft werden, denken sie. „Die Leute laufen vorbei, weil sie an ihre Parkuhr denken. Manche stehen hier im Laden und hummeln, weil sie schon über die Zeit sind“, beobachtet Frau Pagel nicht selten. Wenn ringsherum Geschäftsleute aufgeben, dann beobachtet sie das mit Sorge. „Je weniger Läden es gibt, desto weniger Leute zieht es ja zum Einkaufen in die Stadt.“

Debatte über längere Öffnungszeiten

Die Konkurrenz durch das Internet sieht sie zwar, ist selbst aber noch nicht im Netz vertreten. Allerdings gehört sie auch zu denen, die erst die Läden ringsherum abklappern, um lokal einzukaufen. Erst, wenn sie wirklich nicht fündig wird, bestellt sie online. Eben weil sie weiß, wie schwer es die Geschäfte vor Ort haben.

Ab und zu werden längere Ladenöffnungszeiten ins Spiel gebracht, um auch Menschen gerecht zu werden, die später Feierabend haben. Spontan Ablehnung in der „Seifenoper“. An die Aussicht, noch länger im Laden zu stehen, könnten sich Pagels schwer gewöhnen. „Wir würden uns nicht generell dagegen sperren. Meine Frau steht sich aber jetzt schon die Beine in den Bauch, ohne dass es sich lohnen würde“, sagt Jürgen Pagel und zeigt auf ein mit Kreide beschriebenes Schild an der Ladentür. „Bis zum 28. 2. 17 Uhr geschlossen“ steht dort. (mz)