Paukenschlag im Stadtrat Stadtrat Aschersleben: Marius Fischer und Kathleen Bilsing wechseln von Fraktion SPD/Grüne zur Widab

Aschersleben - In der eigenen Fraktion schlug es ein wie eine Bombe. Nach Recherchen der Mitteldeutschen Zeitung kehren die SPD-Stadträte Marius Fischer und Kathleen Bilsing der Fraktion SPD/Grüne im Ascherslebener Stadtrat den Rücken. Beide sehen ihre kommunalpolitische Zukunft in der Fraktion der Wählerinitiative „Die Ascherslebener Bürger“ (Widab), der auch Oberbürgermeister Andreas Michelmann angehört.
„Ich bin 28 Jahre alt, Kathleen Bilsing wenig älter. Wir wollen in den nächsten 30 Jahren in Aschersleben noch etwas bewegen. Und genau das geht nach unserer Überzeugung mit unserer bisherigen Fraktion nicht mehr“, begründet Fischer nach einer MZ-Anfrage den Schritt. Mit ihm verlässt der Fraktionsvorsitzende die SPD/Grünen-Fraktion.
„Wir wollen in Aschersleben noch etwas bewegen"
Der Wechsel der beiden könnte Konsequenzen für die Arbeit des gesamten Stadtrates haben. Unter anderem hat nach dem Wechsel die CDU/FDP als stärkste Fraktion nur noch einen Sitzt mehr als die Widab.. Außerdem könnte das durch Fischer und Bilsing augenscheinlich leicht veränderte Kräfteverhältnis durchaus Auswirkungen auf den Vorsitz in dem einen oder anderen Fachausschuss mit sich bringen. Das müsse dann erst einmal durchgerechnet werden, meint Marius Fischer.
Wie der Blitz aus heiterem Himmel hat der Schritt der beiden Stadträte die beiden in der SPD/Grünen-Fraktion verbleibenden Mitglieder getroffen. So erklärte Yves Metzing, der gleichzeitig Vorsitzender des SPD-Ortsvereins ist, gegenüber der MZ, dass ihn bis jetzt lediglich eine E-Mail erreicht habe, in der Fischer und Bilsing ihren Wechsel ankündigen. Ein persönliches Gespräch habe es nicht gegeben.
Deshalb wolle er sich erst nach einer Sitzung des SPD-Kreisvorstandes, die am 19. Oktober stattfindet, öffentlich äußern. Er wisse lediglich, dass die beiden Mitglied der SPD bleiben, allerdings ihre Mitgliedschaft ruhen lassen wollen. „Das geht laut Parteistatut nicht“, meint Metzing.
Fischer und Bilsing wollen SPD-Mitgliedschaft ruhen lassen
Wenn der SPD-Orts-Chef Metzing beklagt, dass es noch kein persönliches Gespräch mit den Wechselkandidaten gegeben habe, dann ist das sogar so etwas wie Wasser auf Fischers Mühle. Der bemängelt nämlich seinerseits, dass man ihm und Kathleen Bilsing seitens der Partei bisher keine Möglichkeit gegeben habe, sich zu erklären. Und das sei bezeichnend für die bisherige Arbeit des Ortsvorstandes. Es herrsche Stillstand.
Als große Enttäuschung bezeichnete am Donnerstag die Grünen-Stadträtin Gundel Jahn, die gerade in Spanien Urlaub macht und von Fischer informiert wurde, die Entscheidung ihrer bisherigen Fraktionskollegen. Innerhalb der Fraktion habe sich im Vorfeld nie etwas derartiges angedeutet, so Jahn.
Fraktionschef Steffen Amme will nichts sagen
„Noch keinen Kommentar“, hieß es seitens des Fraktionsvorsitzenden der Widab, Steffen Amme, aus dessen Urlaubsquartier auf einem Ostsee-Kreuzfahrer. Der Buschfunk habe zwar schon getrommelt, aber offiziell fehle ihm jede weitere Information. In diesem Zusammenhang dürfte für Spannung gesorgt sein, wenn es um die Frage geht, wie Amme und Fischer in einer Fraktion künftig miteinander können.
Beide gelten als zwar noch junge, aber engagierte Kommunalpolitiker, die einen gewissen machtpolitischen Anspruch nicht verleugnen können. So hatte beispielsweise Fischer vor zwei Jahren dem damaligen Chef der SPD/Grünen-Fraktion Metzing den Vorsitz abspenstig gemacht.
Zu seinen jetzigen Ambitionen erklärt Fischer, dass die Politikergeneration Michelmann der Stadt eine tolle Infrastruktur beschert habe. Die müsse über das Jahr 2022 hinaus von dann Jüngeren weiterentwickelt werden. 2022 - das ist übrigens das Jahr, in dem planmäßig die nächste Wahl eines Oberbürgermeisters ansteht. (mz)