Spezialbibliothek in Millionen-Bau
Gatersleben/MZ. - Noch sind Fassade und Zugang nicht fertig, fehlen Bodenbelag und Regale. Doch am 2. April wird der Buchbestand der wissenschaftlichen Spezialbibliothek des Gaterslebener Leibniz-Institutes für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in sein neues Domizil umziehen. Das befindet sich am Eingang des Institutes - auf 928 Quadratmetern Nutzfläche und wird für jedermann zugänglich sein.
Das zweistöckige Gebäude, das die ehemalige Physik ersetzt, ähnelt zumindest äußerlich seinem Vorgänger. "Eigentlich sollte das alte Gebäude nur saniert werden", erklärt Bernd Eise, Administrativer Leiter des Institutes, "doch eine Sanierung hätte weitaus mehr als ein Neubau gekostet." Da auch der Denkmalschutz - bei dem 1943 gegründeten Gaterslebener Institut handelt es sich nämlich um ein Flächendenkmal - zugestimmt hatte, konnten die Arbeiten im Juli des vergangenen Jahres beginnen.
Um das Gesamtbild des Denkmals aber nicht zu zerstören, wurde die äußere Gestaltung des ansonsten modernen Gebäudes an die alte, in den 50er Jahren entstandene Ansicht angepasst. Ein Weimarer Architekt hatte den gesamten Komplex damals im Stil der "Neuen Moderne" errichtet - große Fenster, die viel Licht einlassen, Holz an den Fassaden.
Doch im Inneren entspricht die neue Bibliothek modernsten Ansprüchen. "Einen Keller haben wir aufgrund der Hochwassergefahr weggelassen, im Dachgeschoss ist die Technik untergebracht", verkündet Bernd Eise. "Um die Bücher zu schützen, haben wir als Brandschutz eine Anlage für Löschgas eingebaut, das für Menschen unbedenklich ist und keine Wasserschäden hinterlässt", informiert er weiter.
Die 75 000 Bände werden auf den zwei Etagen gut zugänglich untergebracht. "Das sind immerhin 3 800 laufende Meter Buchbestände", bilanziert der Leiter. Dabei handelt es sich um Nachschlagewerke, einen großen Bestand an Zeitschriften und die Publikationen der Wissenschaftler, die im Institut gearbeitet haben.
Die wissenschaftliche Spezialbibliothek zu den Bereichen Biologie, Biotechnologie und Taxonomie sei aber, so Eise, nicht nur für die Wissenschaftler und die Firmen am Campus selbst hochinteressant, sondern auch für Laien. "Denn hier gibt es nicht nur Fachliteratur, sondern auch andere Dinge, wie beispielsweise ein Bestimmungsbuch für tropische Früchte", nennt er ein Beispiel für den allgemeinen Gebrauch.
Deshalb wird die Bibliothek, in der dreieinhalb Arbeitsplätze besetzt sind, auch öffentlich zugänglich sein. Neben Ausleihe und Fernleihe gibt es einen Lesesaal mit PC und Internetnutzung und sogar kleine abschließbare Benutzerkabinen, in denen auch längerfristig gearbeitet werden kann.
Für den Umzug vom jetzigen Standort neben dem Hörsaal, der Anfang April beginnen wird, haben die Bibliotheksmitarbeiter und die Mitstreiter aus der Lebenshilfe Hoym zwei Wochen Zeit. "Es gibt eine gute Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe", lobt der Leiter diese Symbiose. So pflegen behinderte Menschen die Außenanlagen des Instituts oder sind in der Gärtnerei angestellt.
Doch nicht nur die Bibliothek wird umziehen. In einem angrenzenden Laborcontainer wird außerdem das Archiv untergebracht, in dem Akten von wissenschaftlich-organisatorischem und wissenschaftlich-politischem Interesse gelagert werden. "In enger Abstimmung mit dem Landesarchiv", so Eise.
Ab Mitte April wird die Bibliothek auf dem Gelände des Leibniz-Institutes wochentags von 7 bis 18 Uhr geöffnet sein.