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Sonnenfinsternis im XXS-Format Sonnenfinsternis im XXS-Format: Winziger Merkur zieht vor der Sonne entlang

Von Regine Lotzmann 12.11.2019, 12:56
Die Ascherslebener Sternfreunde haben am Stadtrand ihre Teleskope aufgebaut und lassen Neugierige auf die Sonne schauen, an der am Montag der Merkur vorbeigezogen ist - eine Sonnenfinsternis im XXS-Format.
Die Ascherslebener Sternfreunde haben am Stadtrand ihre Teleskope aufgebaut und lassen Neugierige auf die Sonne schauen, an der am Montag der Merkur vorbeigezogen ist - eine Sonnenfinsternis im XXS-Format.  Fotos (2): Frank Gehrmann

Aschersleben - „Da! Da war ein Flugzeug vor der Sonne!“, ruft die ältere Dame, die am Montagnachmittag ihr Auge fest ans Okular gepresst hat, um den kleinen schwarzen Punkt zu entdecken. Den Merkur, der vor der Sonne entlang zieht. „Das ist was ganz Besonderes, etwas ganz Seltenes“, schwärmt Manuela Rockmann, die mit anderen Ascherslebener Sternfreunden am Stadtrand die Teleskope aufgebaut hat, um die Sonnenfinsternis im XXS-Format zu verfolgen.

„Das Wetter ist für November ganz okay“, sagt die junge Frau. Zwar ziehen dichte Wolken über den Himmel, aber der Blick auf die Sonne ist frei. „Wir haben gerade den Eintritt in die Sonnenscheibe gesehen“, zeigt Sternfreund Dirk Feitscher auf einen schwarzen Punkt auf dem Bildschirm, der die Szenerie vergrößert.

Denn der Merkur ist mit seinem Durchmesser von nur 4.880 Kilometern für astronomische Verhältnisse so winzig, dass er nicht mehr als 0,004 Prozent der Sonnenscheibe bedeckt. Ein kleiner Punkt, der mit bloßem Auge überhaupt nicht zu sehen ist.

„Nicht einmal mit der Kamera ist das zu fassen, das ist nur mit dem Fernrohr möglich“, sagt Manuela Rockmann, die sich an einem Foto versuchen wollte. Und so wird das Angebot der Sternfreunde, das ausgefeilte technische Equipment mit Sonnenfilter und Monitor zu nutzen, gern von den zahlreichen Spaziergängern angenommen.

Bis 16.20 Uhr besteht in Aschersleben - zumindest theoretisch - die Möglichkeit, etwas von der Mini-Sonnenfinsternis zu erhaschen. „Denn dann geht die Sonne unter und das Spektakel ist schon wieder vorbei“, sagt Feitscher.

Er weiß, dass der Merkur-Transit eine Besonderheit ist. Denn im 21. Jahrhundert schiebt sich der innerste Planet unseres Sonnensystems nur 14 Mal an der Sonnenscheibe vorbei. Das nächste Mal erst wieder 2032.

„Das ganze basiert darauf, dass der Merkur um sieben Grad gegen die Erdachse geneigt ist“, zeigt Feitscher auf ein Modell von den Umlaufachsen und den unterschiedlichen Umlaufzeiten.

So brauche die Erde bekannterweise 365 Tage, um die Sonne einmal vollständig zu umkreisen, der Merkur nur 88. „Und so ein Merkur-Transit kann eben nur passieren, wenn alle drei - also Sonne, Merkur und Erde - auf einer Linie liegen.“ Solche Konstellationen gibt es nur alle 3,5 bis 13 Jahre im Mai oder im November.

Dass die Beobachtungsgeräte durch den Wind so vibrieren, sei auch nicht so schön. „Fotografieren lässt es sich da selbst mit Technik ganz schlecht“, sagt Petra Knippertz und justiert das Teleskop nach, weil sich ja die Erde so schnell dreht und die Sonne schnell aus dem Visier gerät. Von Flugzeugen ganz zu schweigen. (mz)

Dirk Feitscher hat für die Besucher etwas Anschauliches mitgebracht.
Dirk Feitscher hat für die Besucher etwas Anschauliches mitgebracht.
Gehrmann