1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Schwarzbuch der Verschwendung: Schwarzbuch der Verschwendung: Steuerzahlerbund reißt alte Wunden auf

Schwarzbuch der Verschwendung Schwarzbuch der Verschwendung: Steuerzahlerbund reißt alte Wunden auf

Von Kerstin Beier 09.11.2018, 13:38
Das Buch der „Steuersünden“. Aschersleben ist diesmal dabei.
Das Buch der „Steuersünden“. Aschersleben ist diesmal dabei. dpa

Aschersleben - Die Stürme um den Neubau von je einem Feuerwehrgerätehaus in Drohndorf und Freckleben hatten sich eigentlich schon gelegt. Der für Aschersleben unangenehme Eintrag im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes hat die Diskussion darum nun wieder neu angefacht.

Kurz zur Erinnerung: Das Depot in Drohndorf ist so marode, dass eine Sanierung teurer würde als ein Neubau. Auch in Freckleben sind die Verhältnisse für die freiwillige Feuerwehr auf mittlere Sicht nicht mehr tragbar. Der Vorschlag aus dem Rathaus, ein gemeinsames Depot für beide Wehren zu bauen, stieß besonders in Drohndorf auf harten Widerstand.

Ringen um eine Entscheidung

Auch die Stadträte rangen lange um eine Entscheidung. Schließlich liegen beide Orte nur drei Kilometer voneinander entfernt. Am Ende einer langen Diskussion und vieler Vermittlungsversuche fiel eine knappe Entscheidung für zwei getrennte Depots - trotz geschätzter Mehrkosten von rund 480.000 Euro.

Genau das wird nun vom Steuerzahlerbund als Steuerverschwendung angeprangert. Oberbürgermeister Andreas Michelmann könnte sich nun eigentlich zurücklehnen - schließlich war er von Anfang an dagegen und hatte deshalb gegen den Beschluss auch Widerspruch eingelegt.

Stadtrat weist Einspruch zurück

Der war vom Stadtrat zurückgewiesen worden. Aber: „Eine - wenn auch knappe - Abstimmung von 17 zu 15 ist zu akzeptieren. Das muss ja nicht heißen, dass es die sachlich beste Lösung ist“, sagte er auf Anfrage der MZ.

Dass die Feuerwehr einen hohen Stellenwert hat, darüber seien sich alle zu jedem Zeitpunkt einig gewesen. Deshalb versteht Michelmann auch die Position der Drohndorfer, die einfach für sich und ihre Sache gekämpft haben. Auch daran, dass die Kameraden ein neues Depot brauchen, hat es auf keiner Seite je einen Zweifel gegeben.

20 Spielplätze oder 2 Brücken

Aus der Diskussion zieht Michelmann den Schluss: „Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal deutlicher machen, dass, wenn etwas teurer wird, wir den anderen etwas entziehen müssen.“ In einem MDR-Interview hatte er sich ähnlich geäußert und aufgezählt, was man sich für eine knappe halbe Million Euro leisten könnte. Er sprach von 20 Spielplätzen, 2 Brücken und der eigentlich notwendigen Mensa für die Grundschule Staßfurter Höhe.

Ralf Klar, Vorsitzender der CDU-Fraktion, die geschlossen für die beiden Häuser gestimmt hatte, steht auch heute noch zu der Entscheidung. „Man kann Ehrenamt nicht mit Geld aufwiegen“, sagt er.

Steffen Amme gibt die Hoffnung nicht auf

Steffen Amme, Chef der Widab, hält die Entscheidung dagegen für falsch. Vor allem aus wirtschaftlicher Sicht, aber auch mit Blick auf die Tatsache, dass beide Wehren im Brandfall ohnehin gemeinsam ausrücken. Amme hat die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch ein gemeinsames Objekt zu realisieren. Linke-Fraktionschefin Elke Reinke stört es, dass jetzt „alle gleich mit verhaftet werden“ - eingeschlossen die Drohndorfer Feuerwehrleute, die nun als Steuerverschwender dastünden. Obwohl sie nur getan haben, was alle machen würden - für sich zu kämpfen.

Reinke hätte sich gewünscht, dass die Kommunalaufsicht rechtzeitig ihr Veto eingelegt hätte. Feuerwehren seien wichtig, aber die Konsolidierung auch. Im Schwarzbuch zu landen, das sei jedenfalls „ein Hammer“. (mz)