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Salzlandkreis Salzlandkreis: Schokoladige Aussichten

Von Susanne Thon 06.08.2012, 17:17

Klein Schierstedt/MZ. - Schokolade macht glücklich. Tim Heinrich weiß das. Der 18-Jährige hat das, wovon andere träumen - den ganzen Tag mit Schokolade zu tun - und einen sicheren Ausbildungsplatz in einem weltweit agierenden Unternehmen. Seit einem Jahr macht der Ascherslebener eine Ausbildung zur Fachkraft für Süßwarentechnik - Fachrichtung Schokolade -, bei der Cargill GmbH im Werk in Klein Schierstedt. Die Arbeit macht ihm Spaß, sagt er. Vor allem die Abwechslung, die ihm der Job bietet, genießt er.

Von sich aus wäre Heinrich - und das gibt er auch offen zu - nicht darauf gekommen, sich bei Cargill zu bewerben. Um einen Ausbildungsplatz in einem Beruf, von dem er zuvor noch nie gehört hat. Weil's aber spannend klingt, was ihm seine Berufsberater da erzählt haben und der damalige Schulabgänger jede Chance ergreift, die sich ihm in Sachen Ausbildung bietet, absolviert er ein zweiwöchiges Praktikum. "Ich bin richtig gut zurecht- gekommen", erinnert er sich. Die Unterschrift unter dem Ausbildungsvertrag - reine Formsache. In zwei Wochen die Weichen für die Zukunft gestellt, denn die Übernahme nach erfolgreicher Ausbildung in zwei Jahren ist durchaus drin.

Die Cargill GmbH setzt schon seit Jahren auf den Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Fortwährende Ausbildung gegen fortschreitende Überalterung. "Das ist unsere einzige Chance", sagt Cargill-Werksleiter Ulrich Müller. Soweit zur Theorie. Die Praxis aber ist ein hartes Brot. Gute Auszubildende sind Mangelware. Und das fordert seinen Tribut: "Die Abstriche die wir machen müssen, werden immer größer", sagt Kerstin Schmidt, zuständig für die Auszubildenden. Wo die Personaler vor ein paar Jahren noch ein "Gut" gefordert haben, geben sie sich nun mit einer "Drei" zufrieden. Zudem, sagt sie, lasse die Motivation in vielen Fällen zu wünschen übrig. Müller verdeutlicht das am Beispiel: "Erst letztens hatten wir einen Praktikanten - einen Tag, dann ward er nie wieder gesehen..." Geschichten dieses Kalibers könnte er einige erzählen, "es sind ja nicht nur wir, die suchen", Cargill hat allein in Deutschland 15 Standorte. "Im vergangenen Jahr haben wir zwei Stellen ausgeschrieben und nur eine besetzen können", geht Schmidt auf die zunehmend problematische Ausbildungssituation ein. Ähnlich prekär die Lage in diesem Jahr. Bis fünf vor - eigentlich fünf nach zwölf - sei eine der beiden zum 1. August offerierten Stellen immer noch nicht besetzt gewesen. Jetzt, so Schmidt, habe man endlich jemanden an der Hand, der die Ausbildung machen - und den der Betrieb auch ausbilden würde. In Sack und Tüten ist die Sache allerdings noch nicht. "Wir hoffen, dass es was wird", gibt sie sich vorsichtig optimistisch. Denn es ist nicht so, dass sich die Bewerbungen bergeweise auf dem Tisch stapeln, macht Schmidt klar: "Wenn sich sieben oder acht bewerben, dann sind das schon viele."

Dabei werde den Auszubildenden einiges geboten: "Sie durchlaufen hier alle Produktionsstätten, von der Rohstoffannahme bis hin zur Auslieferung", erklärt Müller. Die Vergütung sei verglichen mit anderen Ausbildungsberufen hoch. Zur Berufsschule geht's nach Solingen. Dort befindet sich die Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft, die einzige Ausbildungsstätte ihrer Art im Bundesgebiet und weltweit renommiert. Und auch nach der Ausbildung ist der Weg im Unternehmen nicht beendet: "Wir bilden aus, um zu übernehmen", unterstreicht der Werksleiter.