Salzlandkreis Salzlandkreis: Auch Muttertags-Geschenke gehören zum nächtlichen Service-Angebot
ASCHERSLEBEN/MZ. - Sie brauchen noch ein wichtiges Geschenk, aber alle Läden sind schon geschlossen? Oder haben sie nach einem tollen Abend mit ihrem Partner vergessen zu verhüten und können die Ungewissheit um eine mögliche Schwangerschaft nicht ertragen? Es gibt eine Lösung der Probleme - der Notdienst in Apotheken.
Annekathrin Bachmann, Inhaberin der Rats-Apotheke, berichtet von besonderen Erlebnissen: "Vor ein paar Jahren in der Nacht zum Muttertag hat ein Kunde noch ein Geschenk benötigt. Ich hab ihm dann sogar noch etwas eingepackt. Auch ein Paar, das aufgeregt einen Schwangerschaftstest verlangt hat, war schon bei mir." Natürlich ist das nicht der Alltag und erst recht ist der Notdienst kein Vergnügen. "Es ist schon eine Belastung. Schließlich liegt meist schon ein ganzer Arbeitstag hinter dem Diensthabenden", sagt die Apothekerin.
Acht Apotheken gibt es in Aschersleben sowie vier weitere in der Umgebung, die sich die Notdienste untereinander aufteilen. Das bedeutet für Annekathrin Bachmann, alle zwölf Tage einen unruhigen Schlaf.
Der Notdienst beginnt mit dem Ladenschluss der Apotheke und endet am nächsten Morgen mit der Öffnung des Geschäfts. "Bis 24 Uhr bin ich meistens wach, bis dahin kommt der Großteil der Kundschaft. Aber es kann schon passieren, dass auch jemand in der Nacht klingelt", erklärt Bachmann.
Was die Leute benötigen, ist ganz unterschiedlich. "Der größte Teil sind aber Rezepte", berichtet sie. In der Zeit von 20 bis 6 Uhr wird eine spezielle Notdienstgebühr von 2,50 Euro fällig. Handelt es sich um wirkliche Notfälle, je nach Einstufung des Arztes, übernimmt die Krankenkasse den Zuschlag.
"Natürlich hilft man gern, aber manchmal kommen Patienten mit einem Rezept, das schon eine Woche alt ist. Das muss nicht sein", erzählt Annekathrin Bachmann. Der Sinn des Notdienstes ist sicherlich auch ein anderer. "Trotzdem ist er aber auf jeden Fall nötig", meint Hans-Jürgen Hulsch, Inhaber der Linden-Apotheke. "Schließlich geht es um die Versorgung von Notdürftigen." Den Beobachtungen des Apothekers folgend, sind Schmerzmittel am Gefragtesten, zudem kommt es jahreszeitlich gesehen zu Schwankungen der Nachfragen. "Im Winter, wenn Grippewellen im Umlauf sind, kann es sogar in Arbeit ausarten", erklärt Hulsch, für den die Bereitschaft ansonsten keine große Belastung darstellt. Hans-Jürgen Hulsch erkennt einen Abwärtstrend der Nachfragen, der möglicherweise am Notdienstzuschlag liegt, den es erst seit wenigen Jahren gibt. Genau wie Annekathrin Bachmann, übernimmt er den Großteil der Dienste in seinem Geschäft, weil sich Wohnung und Apotheke unter einem Dach befinden. Barbara Lüdeke, Inhaberin der Krügerschen Apotheke, weiß, dass besonders viele Kunden mit kleinen Kindern kommen, die Fieber oder Infekte haben. "Man gibt dann natürlich auch Ratschläge, was man machen kann", erklärt Lüdeke. Im Gegensatz zu den anderen beiden Fachgeschäften wohnt kein Mitarbeiter der Krügerschen Apotheke im gleichen Gebäude. Das heißt, der Diensthabende muss sich in der Nacht in einem kleinen Raum einquartieren.
Barbara Lüdeke kennt verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten, wie sie erklärt: "Manchmal arbeite ich Dinge auf, die am Tag liegen geblieben sind oder lese etwas." Ist es dann in der Nacht soweit und die Notglocke schellt, "brauche ich schon ein paar Minuten, um wach zu werden."