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Ronny Reitzig Ronny Reitzig: Vom "Jungen Historiker" zum Stadtführer

Von Harald Vopel 02.11.2017, 10:55
Ronny Reitzig erklärt seit drei Jahren Ascherslebener Stadtgeschichte.
Ronny Reitzig erklärt seit drei Jahren Ascherslebener Stadtgeschichte. Lucia Grün

Aschersleben - „Das war damals cool“, sagt Ronny Reitzig und schwärmt von gemeinsamen Mopedtouren, Ausgrabungen und Museumsbesuchen. Damals - das war die Zeit, in der der Schüler Ronny in der Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker“ mitgearbeitet hat. Angeleitet vom einstigen Leiter des Ascherslebener Museums, Udo Schulz. Und der ist wahrscheinlich auch ein bisschen daran schuld, dass es seit gut drei Jahren den Stadtführer Ronny Reitzig gibt.

Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker“ weckte das Interesse

Gut, inzwischen sind einige Jahrzehnte vergangen, aber das Interesse an Geschichte im Allgemeinen und an der Stadtgeschichte im Besonderen sei ihm nie abhanden gekommen. Auch wenn nach der Schule, während der Ausbildung, dann bei der Arbeit als Elektriker in der Ascherslebener Werkzeugmaschinenfabrik (Wema) und später nach der Gründung eines eigenen Geschäfts das Augenmerk auf anderen Dingen lag, sagt der inzwischen 55-jährige Ronny Reitzig.

Erst als Aschersleben im Jahr 2014 Stadtführer-Nachwuchs suchte, packte den Mann, der ansonsten Sportartikel verkauft, wieder seine alte Leidenschaft. Und er machte sie zu einem ernstzunehmenden Hobby. Reitzig ließ sich ausbilden und durchstreift seitdem gemeinsam mit interessierten Ascherslebenern und Aschersleben-Besuchern die Stadt.

Industriegeschichte von Aschersleben ist seine Spezialität

Neben den ganz normalen Stadtführungen hätten es ihm vor allem thematische Rundgänge angetan. Beispielsweise wenn es um die Industriegeschichte der Stadt gehe, sei er in seinem Element. So gebe es über den früheren Salz-, Kohle- und Kaliabbau sehr viel zu berichten. Oder über ehemalige Industriebetriebe wie die Junkerswerke, zu deren durchaus noch vorhandenen Überresten gerade am kommenden Wochenende eine Tour führt. Die sei allerdings schon komplett ausgebucht, freut sich - und bedauert gleichzeitig - der Stadtführer.

Die Ideen für solche Führungen habe er meist selbst, erklärt Reitzig. Dann setze er sich hin, recherchiere Fakten, sammele historisches Material, spreche vielleicht mit Zeitzeugen - auf alle Fälle mit Stadtführerkollegen und stelle sein Projekt schließlich der Tourist-Information vor, die die Führung in ihr Angebot aufnimmt - „oder auch nicht“, lacht Ronny Reitzig. Dabei muss es bei seinen Stadtführungen nicht immer so ganz traditionell zugehen. So sei erst in diesem Jahr eine Tour per Fahrrad zu früheren Bergbauanlagen sehr gut angekommen.

Ronny Reitzig mag neugieriges Publikum

Sein Publikum - das er besonders liebt, „wenn die Leute schön neugierig sind“, versucht Stadtführer Reitzig auch mit der einen oder anderen Episode zur Stadtgeschichte zu überraschen. So wie beispielsweise mit der vom Ascherslebener Formel1-Rennfahrer Ernst Klodwig.

Der sei mit seinem Eigenbau auf BMW-Basis Anfang der 1950er Jahre nämlich nicht nur beim Großen Preis von Deutschland über den Nürburgring gejagt, sondern habe auch schon mal mitten in Aschersleben den Motor aufheulen lassen, bevor er anschließend auf seiner „Teststrecke“ - der Ermslebener Straße - so richtig aufs Gaspedal drückte.  (mz)