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Protest in Ascherleben Protest in Ascherleben: Umbau der Luisenschule sorgt für Unmut

Von Marko Jeschor 19.03.2013, 17:36
Noch holen sich die Schüler das Essen im ehemaligen Hortgebäude ab. Das könnte sich demnächst ändern.
Noch holen sich die Schüler das Essen im ehemaligen Hortgebäude ab. Das könnte sich demnächst ändern. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - Ärger in der Luisenschule. Der Elternrat wehrt sich gegen die von der Stadt geplanten Umbaumaßnahmen an der Grundschule in Aschersleben. Die Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder ihr Essen neben der „Schüssel“ einnehmen müssen. Ein Teil des Kellers, wo sich auch die Toiletten befinden, soll für die Schulspeisung umgebaut werden. Gleichzeitig soll das ehemalige Hortgebäude neben der Schule stillgelegt werden. Damit will die Stadt als Träger der Einrichtung langfristig Betriebskosten sparen. In dem ehemaligen Hort essen derzeit noch täglich bis zu 70 der insgesamt 178 Schüler.

Mit einer Übergabe einer Unterschriftenliste an Oberbürgermeister Andreas Michelmann (Widab) wollen Eltern auf der Stadtratssitzung am Mittwoch gegen die Pläne der Stadt protestieren. „Die Schule wird vor vollendete Tatsachen gestellt, obwohl sinnvolle Konzepte vorliegen“, sagte Mario Karschunke, einer der besorgten Väter. Nach den Wünschen der Eltern soll die Schulspeisung weiterhin im ehemaligen Hortgebäude erfolgen.

Ob die Eltern der betroffenen Schüler das Vorhaben aber stoppen können, erscheint derzeit äußerst fraglich. Das Problem: Der Stadtrat muss den Beschlussvorschlag durchwinken, damit die Stadtverwaltung die für den Umbau geplanten Fördermittel beantragen kann. Die vom zuständigen Finanzministerium in Magdeburg gesetzte Frist dafür läuft Ende des Monats aus. Das höchste Gremium der Stadt kommt bis dahin nicht mehr zusammen. Die Kommunalaufsicht des Landkreises verlangt aufgrund der desaströsen Haushaltslage der Stadt aber einen entsprechenden Beschluss. Es geht immerhin um einen 70-prozentigen Zuschuss vom Land in Höhe von 458 500 Euro. Ohne die Förderung müssten die Pläne für das Vorhaben wieder in der Schublade verschwinden. Der Bildungsausschuss hat bereits Anfang des Monats grünes Licht für die Maßnahmen gegeben.

„Es ist jetzt fast zu spät. Wir müssen am Mittwoch eine Entscheidung treffen“, sagte CDU-Stadtrat Ralf Klar. Er war in der vergangenen Woche an der Schule, um mit Eltern und Schulleitung über die Situation zu sprechen. Klar versteht die Sorgen der Eltern, kritisierte zugleich aber, dass der Stadtrat von den Eltern nicht früher informiert worden ist. Tatsächlich laufen Gespräche zwischen Schule und Stadtverwaltung schon seit einigen Jahren.

Schulleiterin Ute Riebert erklärte den Eltern in der vergangenen Woche unterdessen, was mit den Veränderungen passieren würde. „Dann gehen Kinder runter, um zu essen, die anderen gehen hier zur Toilette.“ Neben den Sanitäreinrichtungen befindet sich derzeit noch die Bibliothek und ein Aufenthaltsraum für Lehrer sowie Heizräume im Keller. „Andere Schulen in der Stadt sind bemüht, ihre Essenversorgung aus dem Keller zu kriegen, hier sollen die Kinder wieder runtergeschickt werden“, ärgert sich auch Riebert.

Die stellvertretende Vorsitzende des Elternrates, Yvonne Kilian, sieht die Freiräume der Schüler in Gefahr. Die aber seien gerade beim Thema Inklusion wichtig. „Man sollte nicht immer nur mit Zahlen argumentieren, sondern zum Wohl der Kinder entscheiden“, sagte sie der MZ. Kilian fordert von der Stadt, den Entwurf noch einmal zu überdenken. Bei der Inklusion lernen Schüler gemeinsam mit behinderten Kindern in einer Klasse.

Die Verwaltung erteilte den Wünschen der Eltern eine Absage. Die Sanierung des alten Hortgebäudes würde nach Schätzungen des städtischen Hochbauamtes etwa 300 000 Euro kosten. Gleichzeitig wies sie die Berechnungen der Eltern, wonach der Aufwand bei rund 65 000 Euro liegt, zurück. „Die Stadt hält diese Zahl für unrealistisch“, teilte Pressesprecherin Anke Marks mit. Sie verweist darauf, dass vor Jahren andere Eltern den Zustand des Hortgebäudes scharf kritisiert hätten. Dass die Kinder nach den Umbaumaßnahmen neben dem Klo essen müssen, stellt für die Verwaltung indes kein Problem dar. „Es gibt technische und bauliche Möglichkeiten, um den Toilettengeruch einzudämmen“, so Marks. Auch das pädagogische Konzept könne erhalten bleiben. Dafür sei eine Lösung mit dem Träger des Hortes gefunden worden.