Post und Kaufhalle fehlen im Ort
Reinstedt/MZ. - "Ich möchte, dass die Jägergasse zur 30er Zone wird." Seitdem die Straße hier neu gemacht wurde, fahren Autos, Mopeds, Motorräder mit 70, 80 Stundenkilometern entlang, schilderte Isolde Nebelung am Donnerstag am MZ-vor-Ort-Stand vor dem Frauenkommunikationszentrum in Reinstedt (Stadt Falkenstein / Harz). "In der Jägergasse gehen Kinder entlang, hier wohnen Kinder", macht sie sich Sorgen, dass erst "das Kind in den Brunnen gefallen sein" müsse, ehe Maßnahmen ergriffen würden.
Um die Kinder geht es ihr auch bei einem weiteren Problem: An den Wochenende würden oft, vermutlich von größeren Kindern, Flaschen und anderes Glas vom Schaperplatz aus über den Gartenzaun auf das Gelände der Kindertagesstätte geworfen, berichtete Frau Nebelung, die derzeit auf Basis eines Ein-Euro-Jobs in der Einrichtung arbeitet. Sie bittet die Eltern der größeren Kinder, doch auf diese zu achten.
Aufmerksam macht Isolde Nebelung auch auf ein Manko im Ort: "In Reinstedt ist der Hund begraben. Es gibt keine Post, und eine richtige Kaufhalle gibt es auch nicht." Wer arbeiten gehe, müsse, um beispielsweise ein Paket abzuholen, nach Hoym, schilderte sie. "Man hat ja nicht immer ein Auto."
"Und der Radweg nach Hoym", fügte Anneliese Reute hinzu, "ist verwahrlost." Die Hochwasser hätten Spuren hinterlassen, und der Weg wachse von beiden Seiten so zu, dass Radfahrer sich hindurchschlängeln müssten. Der Radweg müsste in Ordnung gehalten werden, findet Frau Reute.
"Schön ist, dass wir die Arztpraxis gleich wieder bekommen haben", freut sich Brigitte Bernardi darüber, dass für Reinstedt eine Nachfolgelösung gefunden werden konnte. Und schön sei auch, dass das Frauenkommunikationszentrum immer wieder mit Mitarbeitern besetzt werde und "dass wir hier jede Woche hingehen und uns treffen können".
Wie die Frauen, die das Kommunikationszentrum besuchen wollen, erzählen, fehle in Reinstedt ein großer Saal. Das habe sich zum Beispiel zum Schützenfest wieder gezeigt. Und es fehle auch ein Vereinshaus. Die geplante Umgestaltung des Schulhauses zum Vereinsdomizil sehen sie skeptisch: Für ältere Bürger sei der steile Weg den Berg hinauf - besonders im Winter - schwer zu bewältigen.
Um das Ortsbild geht es Dieter Prochnow: Entlang seines Grundstückes im Oberdorf hat er einen Weg, insbesondere für die älteren Leute, als Fußweg befestigt, erzählte er. Doch der Weg werde auch von Reitern genutzt und so bei nasser Witterung beschädigt. Den Reinstedter, der die Rasenflächen neben der Straße in Ordnung hält, ärgert auch, dass nicht bewohnte Grundstücke verwahrlosen und deren Eigentümer sich nicht darum kümmern. So habe der Bewuchs aus einem verwahrlosten Grundstück den öffentlichen Verkehrsraum inzwischen so eingeschränkt, dass es schon Probleme gegeben habe, das eigene Grundstück zu erreichen.
In ihrer Funktion als Ortschaftsrätin würde auch Dietlinde Rössel-Schmidt freuen, wenn die Reinstedter mehr auf ihre Grundstücke und die anliegenden Straßen achten würden. "Unser Ort könnte viel schöner sein, wenn jeder nur ein bisschen was machen würde."
Ein Thema für Dietlinde RösselSchmidt ist auch die Gebietsreform: "Der Landkreis sollte zusammenbleiben, auch wenn es in Richtung Staßfurt-Bernburg geht. Vom Gefühl her gehören Falkenstein, Degenershausen und Konradsburg zum Harz. Das hat ja auch die Abstimmung gezeigt. Aber nicht, wenn der Landkreis geteilt wird."
Um die Gebietsreform geht es auch Hartmut Gensch, der aus Ermsleben extra zum MZ-Stand gekommen ist. "Ich glaube, dass die Meinung der Bevölkerung von Falkenstein verdreht wird. Wir haben gewählt, dass der gesamte Landkreis in den Harz gehen soll und nicht nur die Stadt Falkenstein. Eine Zersplitterung des Landkreises wollten wir bestimmt nicht. Das sehe nicht nur ich so, sondern viele Verwandte und Bekannte auch", sagt er. Auf dem Wahlzettel habe nichts davon gestanden, dass Falkenstein allein gehen soll. Nun glaube er, dass den Falkensteinern viele Nachteile entstehen würden, gehe die Stadt allein in den Harzkreis. "Längere Fahrzeiten kommen dann auf uns zu. Außerdem wollte man uns wohl nur, weil wir die Sahnestücke des Landkreises - wie die Konradsburg, die Burg Falkenstein oder Degenershausen - besitzen. Ich appelliere an die Landrätin, sich dafür einzusetzen, den Landkreis nicht zersplittern zu lassen."
Dass - wie bei anderen Orten - auch die Termine der Ortschaftsratssitzungen in Reinstedt in der MZ angekündigt werden, wünscht sich Klaus-Dieter Backhaus. Diese Information sei bisher nur am Schaukasten zu erhalten. Die Sitzungstermine sollten ja kein Geheimnis sein - es sollen doch auch Bürger kommen, findet er.