Pflaster-Festival in Aschersleben Pflaster-Festival in Aschersleben: Sonne von oben und unten

Aschersleben - „Komm wir malen eine Sonne auf den grauen Pflasterstein“, sang einst Frank Schöbel auf einer Kinder-Langspielplatte. 42 Jahre später eifern am Dienstag viele Kinder in Aschersleben eben diesem Lied nach.
Sie malen unter der Sommersonne lachende Sonnen auf graues Pflaster.
Zum fünften Mal lud die Kaufmannsgilde Aschersleben zum Pflaster-Festival ein. Acht Stunden lang können auf dem Markt, am Hennebrunnen, dem Holzmarkt, in der Taubenstraße und Krügerbrücke die Gehwegplatten farbig gestaltet werden. Kindergärten der Stadt sowie aus Frose, Mehringen und Westdorf sind gekommen.
„Ich finde die Idee ganz toll, es verschönert alles und die Stadt wird ein bisschen bunter und fröhlicher“, lobt Doreen Weber, Erzieherin der Kita Knirpsenland.
Ihre Kinder waren zuerst auf den Hüpfburgen und dem großen Wasserbassin, in dem die Kinder mit Minibooten eine Runde schippern konnten.
„Sie freuen sich am meisten darauf, dass sie sich hier austoben können.“
Binnen kürzester Zeit haben ihre Kinder in der Krügerbrücke in ihrem Abschnitt alle Pflastersteine bearbeitet. Neben Tieren und besagter Sonne sind auch manche Steine nur mit Kreisen oder ausgemalten Quadraten verziert.
Die Knirpsenland-Kinder spielen gern Tic-Tac-Toe, bei dem eben möglichst schnell drei Felder belegt werden müssen, erklärt sie lachend, bringt aber auch die Schach-Leidenschaft einiger Kinder als mögliche Inspiration ins Spiel.
Am Nachmittag wollen ihre Kinder mit den Eltern wieder in die Innenstadt kommen, weiß sie.
Toben im Piratenschiff
Gegenüber vom Rathaus kniet Nele aus der Kita Wirbelwind und malt einen Berg. Ihre Spielgefährten toben bereits im riesigen aufblasbaren Piratenschiff vor dem Rathaus. „Die stört nicht mal die Hitze“, sagt eine Kindergärtnerin.
Doch Nele zeichnet unbeirrt. Sie will schließlich am Nachmittag noch einmal kommen und ihre Werke zeigen.
Eine Passantin aus Baden-Württemberg findet die Idee gut. „Das ist mal was anderes“, sagt sie nach der ersten Verwunderung.
Wie viele Kindergärten dabei sind, kann Beatrix Lampadius, die von der Kaufmannsgilde gekaufte Kreide und Wasserflaschen an jedes Kind verteilt, nicht sagen.
„Das ist eine schöne Sache, weil mit relativ wenig Aufwand viel erreicht wird.“ Das schönste sei, dass die Stadt hinterher kunterbunt, weil jeder Stein bemalt ist. „Rundherum sieht man nur glückliche Gesichter. Jedes Kind lacht.“
Der Kaufmannsgilde ist es wichtig, dass sich die Aktion herumspricht. „In Aschersleben kann man sich wohlfühlen“, sollte das Ergebnis lauten. Für die Finanzierung der Kreide, Getränke und der Hüpfburgen werden Erlöse aus dem Verkauf des Adventskalenders genutzt, der für drei Euro im Herbst angeboten wird.
Begeisterung bei Premiere
Aus der Kita in Frose sind erstmals Kinder dabei. Sie konnten zuerst ein Eis essen, das von Toni spendiert wurde.
„Wir suchen uns gleich ein schattiges Plätzchen zum Malen“, kündigt Claudia Schmidt, eine Mutti, an. Auch die christliche Kindertagesstätte „Geschwister Scholl“ ist das erste Mal dabei.
„Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“, fordert Julia Zeuschner angesichts der Blicke zum Wasserbassin und der Hüpfburg.
„Gute Idee, wir sind positiv überrascht.“ Der neunjährige Tobias aus Magdeburg kam mit seiner Oma Elke Goroncy in die Krügerbrücke. „Unser Hof ist schon vollgemalt“, erklärt die Oma.
Marianna Apelt (15) aus Baden-Württemberg zeichnet mit Kohlestiften eine Katze und zieht die Blicke auf sich. „Immer wenn ich bei meiner Oma bin, habe ich hier mitgemacht“, berichtet sie.
„Die Idee ist klasse“, lobt Beatrice Thamm, die mit ihrem Sohn Erik (4) einen Urlaubstag zum Besuch beim Pflasterfestival nutzt. „Ich kann das nur empfehlen.“
Vor allem Zuckertüten standen in der Hortgruppe von Axinia Vollmann vom Kinderland Pfiffikus im Kurs. „Das sind unsere Schulanfänger“, verriet sie den Hintergrund. Denn am Wochenende ist Einschulung. (mz)


