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Namensvetter in Mecklenburg-Vorpommern Namensvetter in Mecklenburg-Vorpommern: Das andere Aschersleben

Von Thorsten Köhler 27.05.2015, 07:49
Aschersleben in Mecklenburg-Vorpommern aus der Vogelperspektive.
Aschersleben in Mecklenburg-Vorpommern aus der Vogelperspektive. Archiv/Graupner Lizenz

Aschersleben - „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, heißt es in einem Lied von Matthias Claudius. Dass darin ein Fünkchen Wahrheit steckt, konnte ich während meiner jüngsten Urlaubstour zur Insel Usedom erfahren. Dabei geht es nicht um den Aufenthalt an der Ostsee an sich, sondern um einen ganz besonderen Abstecher zu einem vom Namen her bekannten Ort.

Das Aschersleben im Norden gehört zum Landkreis Vorpommern-Greifswald im Osten Mecklenburg-Vorpommerns und ist ein Teil der Gemeinde Ferdinandshof. Mit dem Auto sind es rund 380 Kilometer.

Die Gemeinde Ferdinandshof liegt zwischen der Ueckermünder Heide und der Friedländer Großen Wiese in einem ausgedehnten Flachlandgebiet. Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. hatte das Land den Schweden abgekauft. Ab 1736 wurde die Kolonisation vom Generalpächter der Ämter Ueckermünde und Torgelow forciert. 1737 erhielt das Vorwerk den Namen Ferdinandshof.

Ich war auf der Bundesstraße 109 in Richtung Anklam unterwegs, als ein Schild meine Aufmerksamkeit erweckte. „Aschersleben 2 Kilometer“, war da zu lesen. Dass es einen zweiten Ort in Mecklenburg-Vorpommern mit diesem Namen gibt, war mir bekannt. Aber dass er ausgerechnet an der Reiseroute lag, kam mir vorher natürlich nicht in den Sinn. Ich wurde neugierig. Also die Tour kurzerhand geändert und Kurs auf „Aschersleben“ genommen. Von der Bundesstraße führt eine schmale und holprige Asphaltpiste zum Ort. Ich muss einer Kutsche ausweichen und fahre über den nicht befestigten Seitenbereich. Feiner Staub wirbelt auf. Wenig später ist das Ortseingangsschild sichtbar. „Aschersleben - Gemeinde Ferdinandshof - Landkreis Vorpommern-Greifswald“ ist dort zu lesen.

Durch den Ort führt eine Hauptstraße mit mehreren Abzweigen. Viele hübsche, landschaftstypische Häuser säumen die Straße. Einige wenige stehen offenbar zum Verkauf. Nach rund 20 Sekunden blicke ich schon wieder auf flaches Land.

Ich halte an. Von einem Grundstück ruft jemand: „Hallo Aschersleben!“ Und setzt hinzu: „Ich habe es am Nummernschild gesehen, woher Sie kommen. Sie sind nicht der Erste aus dem anderen Aschersleben, der uns hier besucht“, höre ich.

Ein Foto am Ortseingangsschild ist natürlich ein Muss. Der freundliche andere Ascherslebener hilft dabei gern und drückt auf den Auslöser.

Nur 70 Einwohner

Mein Gesprächspartner kennt nach eigener Aussage das Aschersleben in Sachsen-Anhalt. Verwandtschaft von ihm wohnte viele Jahre in Quedlinburg. „Da habe ich auch Aschersleben kennengelernt“, sagte er. Allerdings könne man beide Orte nicht miteinander vergleichen. „Hier wohnen nur knapp 70 Leute. Und einige Berliner haben hier ihr Wochenenddomizil“, weiß der Mann, der bodenständig, hemdsärmlig und gar nicht so wortkarg ist.

Auch was das Alter betrifft, kann Aschersleben im Norden, etwa 15 Kilometer von Ueckermünde entfernt, nicht mit der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts mithalten. Denn bis um 1700 hat es in der Gegend nur dichte Wälder und unwegsame Sümpfe gegeben.

Der Ort hat seine Beschaulichkeit bis heute erhalten. Doch wenn ich es mir richtig überlege, ist mir das etwas lebhaftere Aschersleben an der Eine wesentlich lieber. (mz)

Ortseingangsschild von Aschersleben in Mecklenburg-Vorpommern
Ortseingangsschild von Aschersleben in Mecklenburg-Vorpommern
Graupner Lizenz