1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Nach vier Lauben-Einbrüchen : Nach vier Einbrüchen ins Gartenhaus Familie aus Aschersleben schreibt an Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht

Nach vier Lauben-Einbrüchen  Nach vier Einbrüchen ins Gartenhaus Familie aus Aschersleben schreibt an Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht

Von Kerstin Beier 23.02.2017, 08:45
Heinz-Peter Jödicke und seine Frau Christel schauen täglich in ihrem Garten nach dem Rechten, nachdem sie schon viermal Opfer eines Einbruchs geworden sind.
Heinz-Peter Jödicke und seine Frau Christel schauen täglich in ihrem Garten nach dem Rechten, nachdem sie schon viermal Opfer eines Einbruchs geworden sind. Marion Pocklitz

Aschersleben - Heinz-Peter Jödicke und seine Frau Christel haben lange überlegt, es dann aber doch getan. Anfang des Monats haben sie sich hingesetzt und einen Brief an Innenminister Holger Stahlknecht geschrieben. Ärger, Verzweiflung und Hilflosigkeit führten ihnen die Hand. Der Grund: Seit November werden die Gartenlauben der Familie und weiterer Kleingärtner in der Sparte „Neue Heimat“ in Aschersleben immer wieder von Einbrechern heimgesucht.

Erst war die Laube dran, dann der Schuppen

Allein bei Familie Jödicke ist viermal hintereinander eingebrochen worden. Beim ersten Einbruch am 10. November wurden die Fensterscheiben eingeschlagen und die gesamte Inneneinrichtung verwüstet. Die Einbrecher kamen wieder: Am ersten Weihnachtsfeiertag war der Schuppen dran, in dem Jödickes ihre Gartengeräte untergebracht haben.

Am 25. Januar, so zählt der 68 Jahre alte Rentner weiter auf, wurde die Eingangstür zur Laube erneut aufgebrochen, drinnen alles durchsucht und verwüstet. Drei Tage später der vierte Einbruch, diesmal auch im benachbarten Garten der Kinder. Dort wurden zwei Türen so beschädigt, dass beide nicht mehr zu reparieren sind. In allen Fällen war die Polizei da, es wurde fotografiert, es wurden Spuren gesichert.

35 Anzeigen in zwei Monaten

Der Polizeisprecher des Salzlandkreises, Marco Kopitz, bestätigt die Vorfälle. Und er hat Zahlen parat. Im November und Dezember landeten insgesamt 35 Anzeigen von Laubeneinbrüchen auf den Tischen der Beamten. Betroffen waren 61 Parzellen - manche so wie bei Jödickes mehrfach. Im Januar sieht es nicht besser aus: Allein im ersten Monat des Jahres sind 51 Kleingärten von Einbrechern heimgesucht worden.

So schlimm das für die Betroffenen ist: Ungewöhnlich hoch seien die Zahlen nicht. Zumindest nicht für diese Jahreszeit. „Die Diebe nutzen die frühe Dunkelheit und den Umstand, dass die Gärten leer sind.“ Deshalb rät die Polizei, keine Wertsachen im Garten zu lagern. Ein Rat, den die Jödickes auch vor der Einbruchserie schon beherzigt haben.

Eigentlich finden die Diebe auch nichts bei ihnen. „Sie suchen Alkohol, machen ansonsten viel Schaden“, sagt er. Auch wenn die Versicherung die Kosten bisher übernommen hat, bleiben dem Rentnerpaar Aufregung, Ärger und Laufereien. Hans-Peter Jödicke berichtet, dass er oder seine Frau inzwischen täglich in den Garten gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Und das stets mit einem flauen Gefühl.

Spartenvorsitzender Otto Siegfried teilt die Sorgen der Gartenfreunde. Er kann es verstehen, wenn die Kleingärtner sich all den Ärger nicht mehr antun möchten und befürchtet, dass sie ihre Gärten eines Tages abgeben. „Denn da verliert man doch die Lust“, sagt er. In der „Neuen Heimat“ stehen schon jetzt vier von 25 Parzellen leer.

„Da verliert man die Lust"

Jödicke weiß, dass der Innenminister persönlich nicht viel tun kann, um ihm zu helfen. Es gehe ihm um Öffentlichkeit. Er macht auch den Polizisten in Aschersleben keinen Vorwurf. „Sie trifft keine Schuld, wenn sie personell nicht in der Lage sind, den Bürger und sein Eigentum so zu schützen, wie sie es normalerweise von ihnen erwarten dürfen“, schreibt Jödicke in seinem Brief an den Minister.

„Ich weiß, dass das unbefriedigend ist. Aber wir können tatsächlich nicht alle Sparten bewachen und dort regelmäßig Streife fahren“, sagt Kopitz dann auch. Die gesicherten Spuren und Daten seien jedenfalls nicht wertlos. „Aber wir brauchen das Gegenstück als Beweis, um den Tätern ihre Taten zuzuordnen.“

Hans-Peter Jödicke hat seinen Garten derweil stärker gesichert. Die Kette, die das Gartentor verschließt, glänzt noch ganz neu. Die Polizei rät jedoch davon ab, die Gärten übermäßig zu sichern. „Die Diebe fühlen sich dann noch angestachelt. Weil sie vermuten, dass sich hinter all den Schlössern Dinge von Wert befinden“, sagt der Polizeisprecher. Manche Kleingärtner seien sogar schon dazu übergegangen, ihre Türen offen zu lassen, um teure Zerstörungen zu verhindern. „Das ist zweischneidig wegen der Versicherung, aber eine Abwägungssache“, so Kopitz. (mz)

Der Schaden ist aufgrund der Zerstörungen oft höher als der Wert der gestohlenen Dinge.
Der Schaden ist aufgrund der Zerstörungen oft höher als der Wert der gestohlenen Dinge.
Pocklitz
Aufgebrochene Tür
Aufgebrochene Tür
Pocklitz