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MZ-Rose geht nach Westdorf MZ-Rose geht nach Westdorf: Der Selber-Macher in der Kita

Von Kerstin Beier 31.01.2014, 16:53
Die Kinder im „Zwergenland“ nennen ihn „Ralf“. Und sie mögen den Mann, der ihr Spielzeug repariert.
Die Kinder im „Zwergenland“ nennen ihn „Ralf“. Und sie mögen den Mann, der ihr Spielzeug repariert. Marion Pocklitz Lizenz

Westdorf/MZ - Ralf Brüggemann hat nur einen Ein-Euro-Job. Doch die Arbeit dieses Mannes ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Sagt Ines Cermann. Die Kindertagesstättenleiterin in Westdorf weiß, was sie an ihrem Hausmeister hat. Für sie ist das, was der 57-Jährige tut, fast schon ein Ehrenamt; das Geld, das er dafür bekommt, könne allenfalls eine Aufwandsentschädigung sein.

"Er strahlt eine Ruhe aus"

Als der ganze Kindergarten wegen des anstehenden Umbaus mit Sack und Pack ins Bürgerhaus zog, da war Ralf Brüggemann schon da, um zu helfen. Obwohl er seine Stelle noch gar nicht angetreten hatte. Seit Oktober nun gehört er fest zum Team, die Kinder mögen ihn, der selbst zwei kleine Enkeltöchter hat.

Wann immer er Werkzeug in die Hand nimmt, bohrt, schraubt, pinselt oder sonst wie werkelt - es weckt die Neugier der Kleinen, sie fragen und fragen. Mit Engelsgeduld erklärt er auch zum hundertsten Mal, was er gerade macht und warum die Kinder da jetzt nicht anfassen dürfen, erzählt Frau Cermann. „Ich habe ihn noch nie laut oder ungeduldig erlebt. Er strahlt eine Ruhe aus, die einfach toll ist“, sagt sie. Dass das Spielzeug der Kinder immer tipptopp ist, haben sie „Ralf“ zu verdanken, wie sie ihn nennen.

Seit mehr als 20 Jahren vergibt die Lokalredaktion Aschersleben der Mitteldeutschen Zeitung die bekannte und beliebte „MZ-Rose“.

Damit sollen Menschen geehrt werden, die selbstlos für andere ehrenamtlich da sind, Frauen und Männer eben, die uneigennützig helfen und der Gesellschaft große Dienste erweisen - und das oft schon seit vielen Jahren. Die nicht auf die Uhr schauen, ihre Freizeit opfern und gern für andere da sind.

Kennen auch Sie so jemanden? Dann teilen Sie uns das doch bitte mit. Wir freuen uns und nehmen Kontakt mit Ihnen auf.

Schreiben Sie uns doch am besten eine E-Mail an die Adresse [email protected] oder einen Brief an MZ-Lokalredaktion, Düsteres Tor 11, in 06449 Aschersleben. Wir prüfen die Vorschläge und nehmen Kontakt mit Ihnen auf.

Derjenige, der die Rose erhalten soll, sollte vorher nicht davon erfahren. Die Auszeichnung soll für den Geehrten eine Überraschung sein.  

Doch was Frau Cermann am meisten schätzt, ist sein Ideenreichtum. Der gelernte Betonbauer, der bis 2008 als Lagerist gearbeitet hatte, sieht von allein, wo sich was verbessern lässt. So schlug er vor, den Sandkasten und das Terrassengeländer in frischen Farben zu streichen und setzte das Vorhaben auch sofort in die Tat um. Aus ausgedienten Stühlchen zimmerte er Bänke und der Wunsch der Kindergärtnerinnen, eine kleine Theaterbühne zu haben, ist für ihn eine lohnende Aufgabe. „Worüber wir uns tagelang einen Kopf machen würden, dafür findet Herr Brüggemann schnell eine Lösung“ sagt die Chefin. Für ihn müsse man nicht mitdenken.

Wenn nötig, kommt er auch früher

Ralf Brüggemann stammt aus Cochstedt. Und in der Familie war es normal, Dinge nicht gleich wegzuwerfen sondern zu schauen, was man noch draus machen kann. Handwerkliches Verständnis habe ihm wohl sein Vater vermittelt, vermutet Ralf Brüggemann. Und was immer die Frauen ins kleine Hausmeisterbüchlein schreiben: Sie können manchmal kaum glauben, wie schnell die Aufträge erledigt sind.

Eigentlich beginnt der Aschersleber seine Arbeit morgens um 7. „Doch wenn es schneit oder glatt ist, dann steht er schon um 6 hier, schiebt und streut“, freut sich die Chefin. Abgerechnet wird die zusätzliche Zeit nicht, er sieht solche Dienste als Gefallen an. „Ich will beschäftigt sein und nicht zu Hause rumsitzen“, sagt er schlicht.

Dass er dafür mit der MZ-Rose geehrt wurde, ist dem völlig überraschten Mann fast ein wenig peinlich. Rummel um seine Person mag er eigentlich nicht. Über das Schneeflocken-Lied der Kinder freut er sich trotzdem.