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Modellversuch in Aschersleben Modellversuch in Aschersleben: Mathe mit intelligenten Taschenrechnern

Von regine lotzmann 16.12.2014, 17:06
Die neuen Taschenrechner können Lösungen grafisch darstellen.
Die neuen Taschenrechner können Lösungen grafisch darstellen. Frank Gehrmann Lizenz

aschersleben - Zwischen 100 und 130 Euro kostet einer der Rechner, die jetzt alle achten Klassen des Stephaneums kostenlos erhalten haben. Damit gehört das Ascherslebener Gymnasium neben Schönebeck und Staßfurt zu insgesamt drei Schulen im Landkreis, die den grafikfähigen Taschenrechner in einem Modellversuch des Kultusministeriums testen dürfen.

„Das wäre eine Möglichkeit für Sachsen-Anhalt, das in diesem Bereich noch ziemlich weit zurück ist, den Einzug der neuen Medien im Unterricht zu forcieren“, findet Landtagsmitglied Gunnar Schellenberger (CDU), der deshalb gemeinsam mit Dirk Ritschel von der Herstellerfirma und Sponsor Texas Instruments in der Ascherslebener Schule vorbeischauen wollte.

„Wir hätten gute Chancen, als Landkreis ganz weit vorn zu sein“, glaubt Schellenberger und lobt mit Andreas Richter, Christine Pohl, Felicitas Goll, Silvia Meyer und Renata Biskupski die Mathelehrer, die das umsetzen werden. „Sie bekommen keinen Cent mehr. Das ist wirklich persönliches Engagement, um für ihre Schüler den Unterricht attraktiver zu gestalten. Und das kostet Zeit, Kraft und Geld“, weiß der Landtagsabgeordnete.

Grafische Darstellung zum besseren Verständnis

„Dieses neue Lernsystem ersetzt nicht die Grundkenntnisse“, macht Landtagsabgeordneter Gunnar Schellenberger klar. „Wer von Mathe keine Ahnung hat, wird auch mit dem Rechner nicht viel anstellen können“, bestätigt Dirk Ritschel von Texas Instruments. Mathelehrerin Karin Hätsch gibt ebenfalls Entwarnung: Alles was mit dem Taschenrechner angestellt werden könne, müsse laut Lehrplan auch mit dem Kopf gerechnet werden können. (gin)

Erste Erfahrungen mit dem Taschenrechner - im vergangenen Jahr konnten ihn schon die zehnten Klassen nutzen - hat Lehrerin Renata Biskupski bereits gemacht. Jetzt stellt sie ihn in der 8e vor. Am Rechenteil ändere sich nicht so viel, aber an der Visualisierung, weiß sie. „In Mathe können wir ihn für Graphen und lineare Funktionen verwenden, ohne erst ewig Wertetabellen aufzustellen“, meint sie und spricht von einer enormen Erleichterung und Zeitersparnis. Können auf dem Display doch richtige Zeichnungen und Kurvenverläufe angezeigt werden.

„Er ist wirklich ein Werkzeug nur für den Unterricht, mobil, robust, kann auch einmal runterfallen“, zählt Dirk Ritschel auf und nennt neben der grafischen Darstellung auch andere Einsatzgebiete, wie Tabellenkalkulationen oder Statistik.

Die zehnten Klassen hätten zudem festgestellt, dass sie ihn zur Kontrolle nutzen können. „Sie konnten immer schauen, hab’ ich das richtig gemacht oder nicht, und waren wirklich traurig, als sie ihn nicht mehr benutzen durften“, erzählt Renata Biskupski. Denn zugelassen für das Abitur ist dieser besondere Rechner noch nicht.

Noch keine Zulassung für Abiturprüfung

„Daran arbeiten wir jetzt“, nickt Gunnar Schellenberger und kündigt für den 14. Januar eine Sitzung des Bildungsausschusses im Landtag an, bei der auch die Ascherslebener Lehrer berichten sollen. Dort wird das Projekt vorgestellt, die Frage zur Prüfungszulassung angesprochen und auch die Bitte der Ascherslebener eingebracht, für die ehemaligen zehnten Klassen eine Zusatzstunde zu bekommen. „Damit wir die Arbeit mit diesem Gerät in einem bewertungsfreien Kurs weiterlaufen lassen können“, erklärt Schulleiter Klaus Winter, der sich in diesem Jahr bewusst für die achten Klassen entschieden hat. Denn die haben bis zum Abitur noch etwas Zeit. Bis dahin könnte der Grafikrechner vielleicht schon zu den Prüfungen zugelassen sein. Als Sicherheit wird die Arbeit mit den bisherigen Taschenrechnern aber beibehalten, das neue Modell dient nur als Ergänzung.

Wie es dann am Ende weitergeht? „Das entscheidet das Kultusministerium“, weiß Winter, erhofft sich aber den flächendeckenden Einsatz der Geräte. „Wir würden uns wünschen, dass ab September die fünften Klassen im ganzen Land damit ausgerüstet werden“, erklärt die für das Projekt verantwortliche Lehrerin Karin Hätsch und denkt gleich etwas weiter: „Wir müssten etwas für alle Fächer auf die Reihe bekommen, ein Tablet und dann die Software, das wäre eine ideale Kopplung.“ „...mit Wörterbüchern drauf und Atlanten“, fährt Vize-Schulleiter Axel Wieczorek fort und glaubt, dass man so einige Schulbücher sparen könnte. Doch bis dahin muss das Stephaneum erst einmal Berichte schreiben, wie die Erfahrung im Umgang mit den Grafikrechnern ist.

„Und läuft der Modellversuch gut, dann sind die Eltern auch eher bereit, etwas mehr Geld für die Rechner zu bezahlen“, weiß Klaus Winter aus Erfahrung. Doch erst einmal ist der Schulleiter froh, dass sein Gymnasium bei dem Modellversuch dabei sein darf. Denn: „Das, was die Schüler hier mitnehmen, das bringt sie voran.“ (mz)

Brian staunt über die Ergebnisse eines ersten Tests.
Brian staunt über die Ergebnisse eines ersten Tests.
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