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Mehringer Straße in Aschersleben Mehringer Straße in Aschersleben: Sühnekreuze wurden restauriert

Von Kerstin Beier 28.12.2016, 12:14
Die inzwischen restaurierten Sühnekreuze an der Mehringer Straße in Aschersleben sind sozusagen „auferstanden“.
Die inzwischen restaurierten Sühnekreuze an der Mehringer Straße in Aschersleben sind sozusagen „auferstanden“. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die beiden Sühnekreuze an der Mehringer Straße erzählen von Mord und Totschlag. Zwei Schäfer sollen sich hier im Mittelalter im Streit um die Weide gegenseitig umgebracht haben.

Die steinerne Erinnerung an die Bluttat lag bisher weitgehend unbeachtet halb verschüttet im Straßengraben. Nur bei genauem Hinsehen waren die beiden Kreuze aus dem 15. Jahrhundert, ein großes und ein kleines, zu erkennen.

Seit wenigen Tagen stehen sie restauriert und gut sichtbar direkt am Straßenrand. Auf einem kleinen Hügel thronend, sind sie nicht mehr zu übersehen und wirken jetzt viel größer als zuvor.

Die Initiative, die Steine restaurieren zu lassen und ihnen einen angemessenen Platz zu geben, ging vom Wirtschaftsklub Aschersleben aus. „Ein Mitglied des Vorstands ist dort immer vorbeigegangen und fand es jammerschade, wie die Steine da vor sich hin verrotteten“, berichtet Vorstands-Chef Peter Heister.

„Die Kreuze gehören ja zu Aschersleben“

Die Mitglieder des Wirtschaftsklubs sahen das genauso und beschäftigten sich mit dem Thema. „Die Kreuze gehören ja zu Aschersleben“, so Heister. In der Tat weisen Stadtführer immer wieder darauf hin, ähnlich wie die Speckseite gehören auch die Sühnekreuze zu den Stoffen, aus denen Legenden gestrickt sind und die die Stadtgeschichte erst lebendig machen.

Nicht umsonst sind die Kreuze als Kleindenkmale im Denkmalverzeichnis des Landkreises erfasst. Neben den beiden an der Mehringer Straße gibt es weitere in Aschersleben: Eines befindet sich im Hof des Grundstücks Lindenstraße 49. Um dieses Stück rankt sich eine besondere Geschichte, denn der Sage nach soll Albrecht der Bär das Kreuz gesetzt haben - als Sühne für den Totschlag am Grafen Udo von Freckleben.

Irrtümlicherweise wird diese Geschichte mitunter auf die Kreuze an der Mehringer Straße übertragen. Während das Kreuz in der Lindenstraße in einem noch recht guten Zustand ist, konnte davon im Falle der Steingebilde in der Mehringer Straße keine Rede sein.

Die Restaurierung hat der Steinmetz und Steinbildhauer Mario Hecker übernommen, mit den Erdarbeiten ist die Baufirma Udo Weber beauftragt worden. „Wir ziehen den Hut davor, was die Beteiligten da geleistet haben“, sagt Peter Heister.

Steinmetz arbeitete bei Denkmalpflege

Mario Hecker kennt sich aus mit der Restaurierung historischer Materialien. 20 Jahre lang war er bei den Werkstätten für Denkmalpflege Westerhausen beschäftigt, ehe er vor einem Jahr den Steinmetzbetrieb Voigt an der Heinrichstraße in Aschersleben übernahm.

Bei den Sühnekreuzen hatte er es mit zwei verschiedenen Gesteinsarten zu tun. Während das größere, fast 2,20 Meter hohe Kreuz aus Sandstein gehauen ist, besteht das andere aus Kalkstein.

Nachdem die beiden Steine Ende Oktober im Beisein von Vertretern des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege sowie Denkmalpflegern von Stadt und Landkreis gehoben waren, stand fest: Da wartete viel Arbeit. „Das große Kreuz war sehr kaputt, es wurde eigentlich nur noch mit Stahlbändern gehalten und war mit Fremdstein durchsetzt“, berichtet Mario Hecker.

Dieser wurde entfernt, alle Einzelteile gereinigt und Fehlstellen so ersetzt, dass der Stein nicht zu „neu“ aussieht. Der Zustand des anderen Kreuzes war „nicht ganz so dramatisch“, wie Hecker berichtet. Der Stein wurde gereinigt und größere Löcher wurden geschlossen, damit das Wasser abfließen und den Stein nicht weiter zerstören kann.

Stadtführer Reitzig freut sich

Der Aschersleber Stadtführer Ronny Reitzig interessiert sich seit Jahren für die Sühnekreuze. „Es ärgert mich immer, dass sich da niemand richtig kümmert“, sagt er und findet, dass die Kreuze in der Mehringer Straße einen besonders schäbigen Anblick boten. „Das war eigentlich traurig“, so sein Kommentar. Deshalb freut ihn die Initiative des Wirtschaftsklubs umso mehr. (mz)