Marquordts Hexenküche Marquordts Hexenküche: Noch nie geschnitten

Aschersleben - Routiniert schneidet Volker Marquordt mit einem riesigen scharfen Brotmesser Brötchen auf. „Verbrannt und verbrüht habe ich mich schon mal, aber geschnitten noch nie“, sagt der Chef des Imbisswagens und schiebt eine lange Bratwurst in das aufgeschnittene Brötchen.
Seit dem ersten Wochenmarkt 1990 ist der Westerhäuser, der zur Wende noch als Schlosser in der LPG Warnstedt gearbeitet hatte, Imbissverkäufer.
Nudeln mit Tomatensoße, Gehacktesstippe, Leber mit Kartoffelbrei und Zwiebeln, Bratkartoffeln, die Riesencurrywurst, Kartoffelsuppe, manchmal auch Kohlrouladen oder Königsberger Klopse. Die Ascherslebener lieben den Imbiss der Familie Marquordt, der auch als Harzer Hexenküche bekannt ist. Die ersten sind schon um 7 Uhr zum Kaffeetrinken da.
Alles frisch und selbstgemacht
Alles wird selbst gemacht. „Die Kartoffeln kaufen wir von einem Bauern in Westerhausen ab und pellen sie dann ab. Die frischen Champignons kommen von einer Zucht in Halberstadt.“ Die frische Ware schmecke man, wissen die Westerhäuser.
Annette Marquordt ist die Küchenchefin. Nur zu zweit kann der Imbiss betrieben werden. Jeden Tag sind sie mit ihrem Wagen auf Achse. Sie sind bei den Wochenmärkten in Halberstadt, Blankenburg und Aschersleben sowie auf den Schützen- und Heimatfesten der Region an den Wochenenden. Im Sommer haben sie alle Hände voll zu tun.
Nur montags ist frei. „Aber da müssen wir ja einkaufen und vorbereiten“, schränken sie gleich wieder ein.
Berufliche Veränderung nie bereut
Manchmal denkt Volker Marquordt noch an die Zeit, als er um 16 Uhr Feierabend hatte. Aber er habe den Schritt vom Schlosser zum Imbissverkäufer trotzdem nicht bereut. Dabei war die Entscheidung sehr spontan gefallen, erinnert er sich.
Als die „Aktuelle Schaubude“ des NDR-Fernsehen gleich nach der Wende im Eckertal war, sprach Marquordt mit einem Bad Harzburger Imbissbetreiber. Der bot ihm sofort einen Job für Westgeld an. Marquordt nahm an.
Er reparierte fortan nicht mehr Landmaschinen, sondern war als angestellter Imbiss-Mann unterwegs. Dann hatte er die Möglichkeit, 1998 den Imbisswagen zu übernehmen. Seitdem ist er selbstständig.
Urlaub ist nur im Frühjahr möglich
Wenn in Aschersleben Weihnachtsmarkt ist, stehen die Marquordts in Halberstadt in einer angemieteten Holzhütte, auf dem Weihnachtsmarkt. Urlaub macht die Familie nur im Frühjahr zwei Wochen.
Annette Marquordt hatte einst als Schmuckgürtlerin im VEB Harzer Schmuck in Quedlinburg gearbeitet. Statt Modeschmuck kreiert sie nun leckere Gerichte. Die Kunden auf dem Ascherslebener Markt wissen das zu schätzen. Immer freundlich bedienen die Westerhäuser ihre Kunden, von denen viele Stammkunden sind.
Was außer dem guten Kochen noch wichtig ist? „Ein bisschen dummes Zeug erzählen muss man auch können“, sagt Volker Marquordt und lacht. Egal wo er ist, er kennt viele seiner Kunden und hört ihnen auch gern zu, wenn es um die alten Zeiten geht. (mz)