Markante Stimmen beim Festival
Aschersleben/MZ. - Ohne das ehrenamtliche Engagement einer Handvoll Menschen wäre diese Veranstaltungsreihe nicht möglich. Zum einen müssen die Enthusiasten um Ernst-Karl vom Böckel und Hagen-Hubert Möckel mit einem äußerst bescheidenen Budget auskommen, denn die Zuschüsse für Veranstaltungen wurden stark gekürzt, so dass die Durchführung des auch überregional renommierten Festivals infrage stand. Nur persönlich gewachsene Freundschaften und Verbindungen zu Musikern in aller Welt, die zum Teil für eine wesentlich geringere Gage als üblich auftreten, haben ermöglicht, ein so eindrucksvolles Programm zusammenzustellen. Zum anderen erfordert eine Veranstaltung dieses Ausmaßes einen enormen Aufwand an Vorbereitung. Mit viel Liebe fürs Detail wird sich auch in diesem Jahr die vielgerühmte familiäre Atmosphäre im Grauen Hof einstellen, die Besucher jedes Jahr aufs Neue so bewundern.
Sieht man sich das Programm des Herbstbluesfestivals genauer an, fällt gleich zu Beginn das Duo "Lance & Donna" auf. Als Eröffnungs-Act stimmen die Musiker am Freitagabend ein mit traditionellem Folkblues. Das Paar, das eigentlich aus Nashville, Tennessee, stammt, ist selbst seit etlichen Jahren in der Welt unterwegs und nimmt mit auf eine Reise durch Jahrzehnte klassischen Blues. Danach kommen die Freunde der etwas härteren Gangart auf ihre Kosten. "Carl Wyatt & Delta Voodoo Kinks" spielen ganz im Stile eines Johnny Winter. Der Ire hat den Blues vorwiegend beim Altmeister John Lee Hooker gelernt, mit dem er so manches Konzert bestritten hat. Er wird uns vorwiegend seine aktuelle CD vorstellen, ein Mix aus kraftvollem Texas-, Chicago- und Deltablues.
Aufregend wird es auch am Samstag. Traditionell beginnt die "Autumn Blues Band" aus Aschersleben, die dem deutschsprachigen Blues ihre Reverenz erweist. Die Männer um Michael Berndt zeigen, dass diese Musikrichtung auch in hiesigen Breiten ihre Berechtigung hat. Thüringen, wahrscheinlich wegen des enormen Baumbestandes und der damit verbundenen Einsamkeit und Melancholie eine natürliche Hochburg des deutschen Blues, beschert dann "Andrea on the wings". Die begnadete Sängerin A. Zöllner spielt auch Akkordeon und Perkussion. Mit dabei hat sie Holger "Josa" Sauerbrey, seines Zeichens Akustik-Gitarrist und Mundharmonikaspieler. Er dürfte dem Aschersleber Bluesbrunchpublikum noch in guter Erinnerung sein. Die Thüringer bringen mit markanter Stimme und virtuosem Instrumentalspiel Klassiker des Folk-Blues-Genres ebenso wie zeitgenössische Songs á la Bonnie Raitt, Keb`Mo, Michelle Shocked oder Rory Block. Wer bis dahin noch gut bei Stimmung ist, darf sich freuen, denn nun gibt's Blues vom Feinsten auf die Ohren. Den Höhepunkt und eine erfrischende Bereicherung bildet die Band um Keith Dunn, "The Love Gloves". Die Gruppe, entstanden durch die Zusammenarbeit des Sängers und Harpers Keith Dunn mit dem Trio "Lars Vegas & The Love Gloves", bietet eigenwillige Songs und Arrangements, die auf dem Sound von Delta, Country und Juke Joint Blues der 1920er bis 40er basieren. Zusammen mit dem raueren, elektrifizierenden Stil der 50er Jahre, ergibt sich der charakteristische, mitreißende Stil der Band, die im Übrigen schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Für alle, die immer noch nicht genug haben, gibt's am Sonntag wie gewohnt den Festival-Brunch. Da geht so mancher Bluesman noch mal so richtig aus sich raus. Vielleicht ergibt sich während des ganzen langen Festival-Wochenendes auch die eine oder andere Möglichkeit, mit den Organisatoren ins Gespräch zu kommen. Dann empfiehlt sich ein Dankeschön, Schulterklopfen oder anerkennendes Nicken. Oder noch besser, falls der eine oder andere Lust bekommen hat mitzumachen: Der Ascherslebener Kunst- und Kulturverein als Veranstalter freut sich immer über Verstärkung.
Karten ab sofort im Vorverkauf, einzeln oder als Festivalkarte, in der Galerie des Aschersleber Kunst- und Kulturvereins, Kurze Straße 1,Telefon 03473 / 816346.