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Lesung in Aschersleben Lesung in Aschersleben: Zwillingsschwestern schreiben Roman

Von marie-kuise graichen 12.01.2014, 17:18
Claudia und Nadja (hinten) Beinert stellen ihr neues Buch vor.
Claudia und Nadja (hinten) Beinert stellen ihr neues Buch vor. gehrmann Lizenz

aschersleben/MZ - Als Uta von Naumburg ist sie als eine der zwölf Stifterfiguren des Naumburger Doms allgemein bekannt. Wer die Dame aber wirklich war und welche historische Bedeutung ihr zugeschrieben wird, darüber gibt es bisher wenig Aufschluss.

Claudia und Nadja Beinert, zwei junge Buchautoren aus Staßfurt, wandten sich in ihrem ersten Roman dieser historischen Zentralfigur Mitteldeutschlands zu. Nach ausführlichen und zeitweise beschwerlichen Recherchen fügten sie historische Fakten aneinander und verschmolzen diese mit Figuren und Handlungen zu einem aufschlussreichen und spannenden Roman mit dem Titel „Die Herrin der Kathedrale“.

Am Freitagabend stellten die Zwillingsschwestern ihr Werk dem zahlreichen Ascherslebener Publikum vor, das interessiert der Einladung zu einer Lesung vom Buchhaus am Markt gefolgt war. „Bisher haben wir nicht gemeinsam gearbeitet, jeder war in seinem Beruf tätig bis wir vor etwa fünf Jahren auf die Idee kamen, zusammen ein Buch zu schreiben“, begründeten die jungen Autoren ihren ersten literarischen Schritt an die Öffentlichkeit.

Seit November vergangenen Jahres liegt ihr Werk nun in den Verkaufsregalen und hat inzwischen schon eine breite Leserschaft gefunden. Dass es sich bei der Naumburger Stifterfigur um Uta von Ballenstedt handelt, die erst über 200 Jahre nach ihrem Tod von einem Naumburger Meister als Skulptur geschaffen wurde, ist weniger bekannt. Sie wurde von ihrem Vater Adalbert von Ballenstedt aus dem Geschlecht der Askanier dem Markgraf von Meißen Ekkehard II. zur Frau gegeben. Nach dem Tode ihres Gatten galt sie als eine der Stifterinnen für die Errichtung des Naumburger Doms und wurde in der Skulptur verewigt. Ihr Los als Tochter und Gattin war zu ihrer Zeit im 11. Jahrhundert sicher nicht einfach. Töchter unterer Adliger wurden in der Regel in Klöstern erzogen, die für die jungen Frauen gleichzeitig auch Bildungsstätten und Rückzugsmöglichkeiten waren. Neben der Funktion als Krankenstation für die Bevölkerung fanden Fremde auf Reisen in Klöstern und Stiften auch Unterkünfte, und die Bewohner engagierten sich intensiv für wohltätige Zwecke. Überwiegend verließen die jungen Damen diese Stätten, um nach dem Willen der Väter standesgemäß zu heiraten.

Ballenstedt im frühen 11. Jahrhundert

Mit vielen historischen Details dieser Art konfrontiert, arrangierten Claudia und Nadja Beinert die Handlung des Romans. Auf über 700 Seiten vollzieht er nun das Leben der Uta von Ballenstedt im frühen 11. Jahrhundert nach. Sich im Lesen abwechselnd, entführten die Autorinnen zu Beginn ihre Zuhörer in das Jahr 1016 auf den Ballenstedter Burgberg. Gefühlvoll und emotionsreich erlebt das aufmerksame Publikum die Begegnung von Uta und ihrem älteren Bruder Esico und lernt so das familiäre Umfeld der Hauptfigur kennen.

„Wir wollen im Roman kein Schönheitsideal von Uta, sondern ihre inneren Werte wie Stärke und Willen vermitteln“, erläuterten die Staßfurterinnen den Gästen. Wie hilflos Frauen ihren männlichen Familienmitgliedern teilweise ausgeliefert waren, wird in weiteren Szenen deutlich, als beispielsweise die junge Uta nach Ansicht des Vaters einen schweren Verstoß beging. Oder die Order des Vaters, nach dem plötzlichen Tod der geliebten Mutter einem Stift beizutreten.

Die Romanhandlung ist keine leichte Kost, geschichtliche Details und intensive Handlungen sorgen für einen Lesegenuss der Literaturliebhaber, die sich wie die Autoren selbst für historische Romane begeistern.