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Lesung in Aschersleben Lesung in Aschersleben: Erinnerungen an Gerd E. Schäfer

Von Marie-Luise Graichen 18.07.2016, 13:32
Alexander Schäfer gab bei der Sommernachtslesung Einblicke in das Leben seines bekannten Vaters.
Alexander Schäfer gab bei der Sommernachtslesung Einblicke in das Leben seines bekannten Vaters. Frank Gehrmann

Aschersleben - Es hätte etwas wärmer sein können und sommerlicher – aber das treue Publikum kam gern und genoss das gewohnte Ambiente zur Sommernachtslesung auf dem Museumshof in Aschersleben. Diesmal wurde an einen vielseitigen Schauspieler, Satiriker und Kabarettisten erinnert, der es schon vor mehr als zwei Jahrzehnten auf die Lachmuskeln der Zuschauer abgesehen hatte: Gerd E. Schäfer.

Sein Sohn Alexander, der beruflich auch in die Fußstapfen des Vaters getreten ist, gab am vergangenen Donnerstagabend direkt zum 93. Geburtstag des 2001 verstorbenen Publikumslieblings viele Anekdoten und Episoden aus den Lebensstationen wieder. So wunderte es auch nicht, dass der Sohn in seinem Buch „Vorhang auf: Gerd E. Schäfer “ aus seiner Sicht das Leben des Vaters auf sehr amüsante und kurzweiliger Weise schildert, den einen oder anderen Makel in Familie und beruflichen Werdegang satirisch umschifft.

Daher erfuhren die Zuhörer auf vergnügliche Weise, wie der kleine Gerd Egilhard seine Kindheit und Jugend in einem vaterlosen Haushalt, aber unter guter Aufsicht von Mutter und Großmutter zubrachte. Weil eine Bewerbung an der Theaterschule fehlschlug, schloss der junge Schulabsolvent erst einmal eine kaufmännische Lehre ab, um sich dann anschließend mit allerlei Tricks als Soldat durch den Krieg zu mogeln.

Nach der Gefangenschaft war Berlin das große Ziel des jungen Mannes, aber mit kaufmännischen Problemen wollte er sich nicht herumschlagen. Die Schauspielerei ging ihm nicht aus dem Kopf und endlich klappte es mit der Schauspielschule.

Bekannte Schauspieler wie Günter Pfitzmann, sein ältester Freunde aus der Schulzeit, oder auch Fred Düren und die unvergessene Marianne Wünscher erlernten mit ihm zur gleichen Zeit die Schauspielerei. Wie so häufig wurde auch Gerd E. Schäfer nicht auf der Stelle berühmt. Eigentlich sollten es klassische Rollen sein, aber ausgerechnet mit einem Lustspiel gab der Jungschauspieler in Wittenberg sein erstes Debüt. Und es sollten künftig überwiegend komische Rollen werden, mit denen sich Gerd E. Schäfer seine Popularität beim Publikum holte. „Kabarettist aus Versehen“ nannte der Autor dann auch den Umstand, durch den Schäfer beim Berliner Kabarett-Theater Distel mitarbeitete und viele Jahre vor ausverkauftem Hause Erfolge feierte.

Großen Anteil am komödiantischen Wirken und der Annahme von guten Rollen hatte ohne Zweifel Ehefrau Ellen und Mutter Alexanders, die nach zwei gescheiterten Ehen seit 1958 an der Seite des Komödianten weilte. Viele Kindheitserinnerungen des 1965 geborenen Sohnes zeugen davon, dass es nicht nur lustig war mit dem bekannten Vater und es kam durchaus zu konfusen Situationen. Zu dieser Zeit war Gerd E. Schäfer schon Mitglied des Fernsehensembles und spielte mit Köfer, Hahnemann und Geschonnek vor großem Publikum.

Vielen Fernsehzuschauern ist noch der Wunschbriefkasten mit Uta Schorn in Erinnerung oder Schäfer als „Maxe Baumann“ in den lustigen Silvesterschwanks. „Die Volksfigur Maxe Baumann war die Rolle seines Lebens“, sagte Alexander Schäfer bei der Lesung. Und dass sein Vater zum Egozentrischen neigte, das mitunter ins Peinliche überging, wenn er für seine Rolle die Rentner vom Balkon aus beobachtete und auch ansprach. Nicht immer herrschte Einhelligkeit unter den bekannten Schauspielerkollegen, es gab Auseinandersetzungen und auch Streit, aber man arbeitete gut miteinander und es wurden große Publikumserfolge gefeiert. Auch daran sollte die Lesung erinnern.

Auch im nächsten Jahr soll es wieder so sein. Susanne van Treek konnte mitteilen, dass es wieder eine Sommernachtslesung geben wird, zu der der Bereiches Gleichstellung in der Stadtverwaltung und der Kreisbibliothek herzlich einladen. (mz)