Lehrstellen in Aschersleben Lehrstellen in Aschersleben: Ohne Mathe null Chance

Aschersleben - Zum Glück ist es die Ausnahme, dass Bewerber meinten, sie würden in seinem Betrieb Flugzeug- oder Schiffsmodelle bauen. Doch es sei schon vorgekommen, sagt Christoph Remitschka vom Modell- und Formenbaubetrieb in der Aschersleber Feitstraße. Der 53-jährige Unternehmer wirkt etwas frustriert. Denn für die Lehrstelle, die er zu vergeben hat, fand sich bisher noch kein geeigneter Bewerber. Die Betonung liegt auf „geeignet“, denn der Beruf des Modell- und Formenbauers ist anspruchsvoll. In Mathe eine „2“ und Vorstellungsvermögen sollte der künftige Azubi schon mitbringen. „Das Handwerkliche lässt sich lernen, wenn Grundvoraussetzungen da sind“, sagt der Chef, der selbst gelernter Modellbauer ist und später Gießereitechnik studierte. 1991 machte sich der ehemalige Wemaraner mit einem Mitarbeiterstamm von sieben Leuten selbstständig. Inzwischen hat er 33 Mitarbeiter. Ausbildung ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit für ihn. Doch die Umstände machen es ihm schwer. Konnte er vor zehn Jahren noch unter 200 bis 300 Bewerbern wählen, ist er froh, wenn sich heute ein Bruchteil davon meldet. Damals sei von „gut“ bis „gerade so“ alles dabei gewesen. Heute sei es „ein Glücksfall, wenn einer dabei ist, der Mathenoten von 2 bis 3 vorweisen kann.“ In diesem Jahr hatte er drei Bewerber, berichtet er, „alle schlechter als 3.“ Das zeigt sich in der Ausbildungsbilanz. Im vergangenen Jahr hatte er keinen Lehrling, im Jahr zuvor einen.
Manchmal finden sich die wirklichen Fähigkeiten der Jugendlichen in den Notendurchschnitten nicht wieder. Deshalb arbeitet Remitschka mit kleinen Tests. „Wenn wir diese so anlegen würden wie vor zehn Jahren, könnten wir niemanden mehr einstellen“, so Remitschka. Bei den Naturwissenschaften könne er trotzdem keine Abstriche machen. Denn es geht ihm darum, dass die Jugendlichen die Ausbildung durchhalten und anschließend eine Perspektive in seinem Betrieb haben.
Dieser gehört nach Angaben des Unternehmers zu den wenigen Firmen in Deutschland, die die komplette Modellbauschiene bedienen. Die Mitarbeiter fertigen Modelle für Gießereien in jeder Größe und aus vielen Materialien - von Metall über Holz bis hin zu Styropor. Die Modelle und Formen werden im Automobilbau, im Maschinenbau sowie beim Apparate- und Armaturenbau benötigt.
Eine Ursache für das Problem von Christoph Remitschka sieht Raik Ertelt, operativer Geschäftsführer der Arbeitsagentur, in der Demografie. Aber auch in dem Trend, dass auch nach Beginn des Ausbildungsjahres noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt herrscht. „Die Schüler entscheiden sich später als früher für einen konkreten Arbeitgeber. Das macht es für die Unternehmen zu einer Hängepartie“, sagt er. Christoph Remitschka denkt aber auch, dass der Beruf trotz seiner Bemühungen auf Berufsorientierungstagen, Berufsmessen und Speed-Dating-Aktionen noch zu unbekannt ist. Hinzu kommt nach seiner Beobachtung: „Berufe, in denen man mit den Händen arbeitet, werden immer unattraktiver.“ Dabei hat man auch als Modellbauer je nach Eignung die Chance, nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung als Konstrukteur am Computer zu arbeiten. „Der Beruf ist unheimlich vielseitig“, findet Remitschka. „Jedes Modell, das wir machen, ist ein Unikat.“
Wer sich noch bewerben möchte, kann Informationen unter der Telefonnummer 03473/9590 bekommen. (mz)
Oder direkt schreiben an die Firma Remitschka, Dr.-W.-Feit-Straße 29 in 06449 Aschersleben.