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Kriminalität Kriminalpanoptikum Aschersleben: Wie die "Agentur Schutzengel" Kinder vor Gefahren warnt

Von Detlef Anders 13.06.2018, 05:54
Die Präventionsarbeit mit Kindern hat sich Steffen Claus zur Lebensaufgabe gemacht.
Die Präventionsarbeit mit Kindern hat sich Steffen Claus zur Lebensaufgabe gemacht. Frank Gehrmann

Aschersleben - 132 ungeklärte Todesfälle gibt es in den 202 Märchen der Gebrüder Grimm. „Tatort Märchenwald - Kinder lernen Bösewichte kennen“ ist der Titel eines Puppen- und Rollenspiels, mit dem Steffen Claus, der Chef des Servicevereins für Polizeigeschichte und Prävention, seit vielen Jahren in Sachsen-Anhalt unterwegs ist. Sein Verein feiert am Sonntag, 30. Juni, in Aschersleben zwei Jubiläen.

Serviceverein für Polizeigeschichte und Prävention feiert zwei Jubiläen

Seit 15 Jahren gibt es das Kriminalpanoptikum zur Polizeigeschichte im ehemaligen Stadtgefängnis. Und seit 15 Jahren ist Steffen Claus für die „Agentur Schutzengel“ als zweites Standbein des Vereins in Sachen Prävention in Kindereinrichtungen und Schulen unterwegs oder bei Kindergeburtstagen im Kriminalpanoptikum.

Bei einem Tag bei freiem Eintritt gibt es am 30. Juni im Kriminalpanoptikum den Tatort Märchenwald für Kinder. Beginn ist 10 Uhr. Von 12 bis 14 Uhr gibt es eine Sprechstunde mit Meisterdetektiv Sherlock Holmes, um 16.30 Uhr eine Entdeckertour durch das ehemalige Stadtgefängnis und um 19 Uhr einen Vortrag zum Thema „Lustmörder und Keuschheitsgürtel“.

„Tatort Märchenwald” für Kinder am 30. Juni

Der 67-jährige Steffen Claus war einst selbst Polizist, darunter einige Jahre an der Polizeifachhochschule in Aschersleben, und hat den Präventionsjob als Kinderpolizist quasi in den Unruhestand übernommen.

„Der Bösewicht sieht nicht böse aus, sondern ist meist nett“, sagt er bei Vorträgen den Kindern immer wieder. Wegrennen sei eine Option bei Gefahren - neben dem lauten Hilferuf.

70.000 Kinder hat er bislang als ehrenamtlicher Schutzengel erreicht, 40.000 Eltern, Erzieher und Lehrer informiert. Der pensionierte Polizeibeamte kann dabei auf seine Sammlung von 900 Handpuppen - Polizisten, Bösewichte und Märchenfiguren - zurückgreifen.

Die „Detektivausweise“ für schlaue Antworten gibt es nicht nur in Aschersleben, sondern auch in Halle und dem Saalekreis, wo Claus mittlerweile lebt, im Großraum Leipzig und bis nach Thüringen. Für sein Engagement bekam er in Halle vor ein paar Tagen sogar den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht.“

Puppen- und Rollenspiele mit Verhaltenstraining für Vier- bis Zehnjährige

Fast täglich ist der Kinderpolizist unterwegs. Mitunter drei Stunden Anfahrt, dann ein Elternseminar am Abend, eine Übernachtung im Hotel und am nächsten Tag in Kindergärten oder Schulen noch kriminalpräventive Puppen- und Rollenspiele mit Verhaltenstraining für Vier- bis Zehnjährige in den Kitas und Schulen.

Dann wieder drei Stunden im Auto zurück. Steffen Claus hat sich die Prävention wie die Kriminalgeschichte zur Lebensaufgabe gemacht. Auch Sachbücher und Ausstellungen zum Thema Kinderschutz hat er schon geschrieben und gestaltet.

Und wenn er bei seinen Vorträgen einlädt, dass die Kinder im alten Stadtgefängnis auch mal so richtig einsitzen können, dann führt das mitunter auch dazu, dass diese mit ihren Eltern ins Kriminalpanoptikum nach Aschersleben kommen.

Kinder können sich bei Partys  als Polizisten oder Bösewichte verkleiden

Bei Kindergeburtstagen können sich die Teilnehmer als Polizisten oder Bösewichte verkleiden, Detektivausweise bekommen und gegenseitig Finderabdrücke nehmen. Es sind Events, die als Erlebnisse in den Köpfen hängenbleiben. Gruseln ist trotz einiger Exponate in der Sammlung nicht angesagt. „Wir haben sogar oft Not, die Kinder wieder rauszukriegen, weil sie Spaß gehabt haben.“

Erlebnisse wird es zum Jubiläum auch geben. Und wer weiß, vielleicht kommt ja Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) am 30. Juni mit seinen Enkeln vorbei. Bei der Ehrung mit dem Bürgerpreis in Halle hatte Steffen Claus den MP schon mal eingeladen. (mz)