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Vorstände in Sorge Kleingarten-Sparte Eintracht in Aschersleben: Stadt und Öseg unterstützen Abriss von Parzellen

Von Kerstin Beier 15.05.2019, 07:56
Ruine einer Gartenlaube in Aschersleben: Hier sind die Gartenfreuden schon etwas her.
Ruine einer Gartenlaube in Aschersleben: Hier sind die Gartenfreuden schon etwas her. Gehrmann

Aschersleben - Die Sparte „Eintracht“ an der Hoymer Chaussee in Aschersleben ist idyllisch gelegen. Trotzdem: Mehr als die Hälfte der 99 Parzellen wird inzwischen nicht mehr bewirtschaftet. Das stellt den Verein vor große wirtschaftliche Probleme.

„Bei diesem Leerstand ist ein Verein zum Sterben verurteilt“, sagt die Geschäftsführerin des Regionalverbandes der Kleingärtner, Edith Nowak. Deshalb sind hier schon einmal vier Gärten samt Lauben „zurückgebaut“ worden – nun sollen mit der finanziellen Hilfe der Stadt Aschersleben, der das Land gehört, und mithilfe der Öseg (Ökologische Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft) vier weitere Parzellen weggenommen werden.

Mit Unterstützung der Öseg werden weitere vier Parzellen weggenommen

„Wenn wir hier schon nicht mehr gärtnern können, dann wollen wir wenigstens den Bienen eine Chance geben“, stellt Edith Nowak eine Blühwiese in Aussicht. „Ich finde das Vorgehen des Vereins gut“, sagt Stadtplanerin Julia Rippich bei der offiziellen Übergabe des Fördergeldes in Höhe von 10.000 Euro.

Dem stellvertretenden Vorsitzenden Günter Dockhorn, leidenschaftlicher Gärtner, tut trotzdem das Herz ein wenig weh. Besonders ärgert ihn, wenn Kleingärtner „bei Nacht und Nebel einfach verschwinden“ und dem Verein die arbeits- und kostenintensive Entsorgung von Haus- und Unrat überlassen.

Wo es möglich ist, pflegen Vereinsmitglieder die brachliegenden Gärten mit

Die Situation in der Sparte „Eintracht“ unterscheidet sich gar nicht so grundlegend von der in anderen Vereinen. Denn in Aschersleben liegen ungefähr 600 Kleingärten brach. Das sind Flächen, die von den Vereinsmitglieder „nebenbei“ mit gepflegt werden, wo das möglich ist.

Doch auch diese werden weniger und vor allem älter. Betrachtet man die Zahl der Mitglieder im gesamten Regionalverband der Kleingärtner, so nimmt diese rasant ab. Gab es 1991 noch 3.400 Mitglieder, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 2.300 Hobbygärtner, die eine Parzelle bewirtschaften.

Eine Entwicklung, die Edith Nowak als Chefin des Regionalverbandes und auch den Vereinsvorsitzenden große Sorgen bereitet. Nach ihrer Meinung werden nicht alle Anlagen so, wie man sie heute kennt, bestehen bleiben können. Es werde in kurzer Zeit sehr viele Veränderungen geben.

Doch Gärten „zurückzubauen“ kostet Geld. Deshalb ist Edith Nowak froh, dass die Mitgliederversammlung im März den „Rückbaucent“ beibehalten hat – trotz der Bestrebungen einiger, diese Abgabe von einem Cent pro Quadratmeter abzuschaffen.

Mit dem Rückbaucent nimmt der Regionalverband rund 10.000 Euro ein als Grundlage für alle anderen Zuwendungen durch die Stadt.  Denn laut Förderrichtlinie müssen Zuwendungen von den Vereinen gegenfinanziert werden. (mz)

Edith Nowak im Gespräch mit Öseg-Vertretern und Vereinsmitgliedern.
Edith Nowak im Gespräch mit Öseg-Vertretern und Vereinsmitgliedern.
Frank Gehrmann