Kein neuer Termin beim Augenarzt
Aschersleben/MZ. - Seine gesetzlich krankenversicherte Frau habe jüngst einen Augenarzt benötigt und wollte kurzfristig einen Termin haben. "In Aschersleben - Fehlanzeige. In Hettstedt ebenso. In Quedlinburg, Bernburg und Staßfurt dasselbe. Nirgends bekamen wir kurzfristig oder überhaupt einen Augenarzttermin. In manchen Praxen sagten sie, dass wir als Neupatienten sowieso nicht aufgenommen werden können."
Keine Termine
Herr Kettner fragt sich nun, ob überhaupt jemand, der einen neuen Augenarzt sucht, weil sein bisheriger Augenarzt in Rente gegangen oder weggezogen ist oder weil er vorher nie einen gebraucht hat, eine Chance hat, irgendwo kurzfristig einen Termin zu bekommen. Er glaubt es nicht.
Dr. Altmann hat sich über die Ursachen des Fachärztemangels Gedanken gemacht. Sie geht zunächst weit in die Geschichte zurück: "Die Ursachen reichen bis in die Zeit um 1960. Nachdem zuvor viele Ärzte in den Westen gegangen waren und es große Schwierigkeiten mit der medizinischen Versorgung gegeben hatte, wurden mehr Studienplätze für Mediziner bereitgestellt. Mitte der 60er Jahre kamen daraufhin mehrere junge Ärzte nach Aschersleben. Die sind heute natürlich alt und in Rente."
Allerdings: Es werden auch heute ständig Ärzte ausgebildet. Wo bleiben die? Dr. Altmann weiß von jungen Kolleginnen und Kollegen: "Die jungen Ärzte spüren kaum einen Anreiz, sich niederzulassen. Unter anderem wegen der teilweise miserablen Bezahlung." Von der müssen beispielsweise die Kosten für das Einrichten einer Niederlassung, die insbesondere bei Augenärzten oder Chirurgen enorm hoch seien, getragen werden. "Hier gibt es eine echte Diskrepanz: sehr viel Arbeit und eine schlechte Bezahlung. Ein niedergelassener Facharzt arbeitet im Grunde von einem Jahr ein Vierteljahr lang umsonst."
Zwei private Ärzte
In Aschersleben gibt es momentan drei niedergelassene Augenärzte. Zwei sind privat, eine Augenärztin arbeitet als Kassenärztin. Sie zu erreichen ist allerdings ein echtes Problem. An der Praxis gibt es statt Öffnungszeiten den Hinweis, dass nur nach Voranmeldung behandelt werde. Auf der Rufnummer meldet zuweilen eine Ansage, wer augenärztlichen Notdienst hat (am Mittwochabend ein Arzt in Bernburg).
Laut Ärztekammer des Landes Sachsen-Anhalt ist der Landkreis Aschersleben-Staßfurt mit Augenärzten gut versorgt. Allerdings, so Pressesprecherin Ursula Günther, "steht in der Matrix für den Landkreis ein grünes Kästchen, er ist also entsperrt, was heißt: hier könnte sich noch jemand niederlassen." Zum 12. Februar 2007 wies der Landkreis mit vier kassenärztlichen Augenärzten einen Versorgungsgrad von 93 Prozent auf; zum 31. Dezember 1997 bestand mit fünf Augenärzten und 110 Prozent noch eine "Überversorgung", versichert die Ärztekammer.
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