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19 Jahre reichen Karl-Heinz Leidenroth hat das Amt des Ortswehrleiters in Freckleben in jüngere Hände gelegt - an was er sich gern erinnert

Von Detlef Anders 20.10.2021, 09:59
Karl-Heinz Leidenroth war 19 Jahre Ortswehrleiter in Freckleben. Er hat sein Amt nun abgegeben.
Karl-Heinz Leidenroth war 19 Jahre Ortswehrleiter in Freckleben. Er hat sein Amt nun abgegeben. Foto: Detlef Anders

Freckleben/MZ - „19 Jahre sind genug, jetzt soll die Jugend mal ran“, findet Karl-Heinz Leidenroth. Vor ein paar Wochen hat der bisherige Ortswehrleiter Frecklebens sein Amt an Maik Klimke übergeben. Zur Feier des 130-jährigen Bestehens der Ortsfeuerwehr wurde Leidenroth zum Abschied aus dem Amt noch einmal gedankt. In der Wehrleitung will der 57-Jährige seinen Nachfolgern weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen. Den beschlossenen Neubau des Feuerwehrgerätehauses kann er dann zwar nicht mehr als Ortswehrleiter erleben, doch die Kameraden wissen, dass er den Neubau mit angeschoben hat.

Karl-Heinz Leidenroth kam als 16-jähriger „Junger Brandschutzhelfer“ 1979 zur Feuerwehr. Zusammen mit vier Klassenkameraden. „Wir hatten damals kein Depot. Das war eine kleine Garage. Da stand ein Anhänger drin und ein paar Klamotten – Uniformen – hingen an der Seite. Das war’s“, erinnert er sich. Ein eigenes Fahrzeug hatte die freiwillige Feuerwehr bis zur Wende nicht.

„Wenn wir mal ausgerückt sind, holten wir einen Trecker, der frei war, von der LPG.“ Mit 15 hatte er die Fahrerlaubnis für den Trecker gemacht. Als Erntehelfer arbeitete er an den Wochenenden für die LPG. „Wir haben uns einen Taler verdient und sind abends in die Diele. Unser Kulturhaus war weltbekannt“, sagt er lachend.

Die ersten Wehrleiter, darunter Kurt Lüdecke, brachten ihnen alles bei. Und wenn sie im Dorf mit den Uniformen losgezogen sind, dann fühlten sie sich bestätigt. Die LPG-Betriebsfeuerwehr war in der Nachbargarage. An seinen ersten Einsatz kann sich Karl-Heinz Leidenroth nicht erinnern. Dafür aber an den schlimmsten Großbrand, als 1981 auf dem Schloss eine Scheune brannte. „Da war der ganze Kreis Hettstedt da und wir haben eine Woche nachgearbeitet.“

Hochwassereinsätze hatte die Frecklebener Wehr auch oft. Schlimm waren für ihn die tragischen Unglücke mit Kindern, wie dem Kind, das mit dem Fahrrad trotz geschlossener Halbschranken über den Bahnübergang fuhr und von einem Eilzug erfasst wurde, oder das Kind, das in der Trafostation starb. Glücksmomente hatten Leidenroth und seine Kameraden, wenn sie Leben retten konnten, wie die drei Kinder, die sich in der Lehmgrube eine Höhle graben wollten und verschüttet wurden.

Leidenroth ist Landmaschinenschlosser und war auch in der Wehr später Maschinist. Mit den Kameraden konnte er 1990 das alte LPG-Heizhaus in Eigenleistung zum Feuerwehrgerätehaus umbauen. Zum Hochwasser 1994 hatten sie noch kein eigenes Fahrzeug, nur einen Unimog der Gemeinde. Erst 1995 bekamen sie einen in Nachterstedt ausgemusterten LO. Seit 2000 haben sie das Tragkraftspritzenfahrzeug. Ein Jahr später wurde Leidenroth mit 37 Jahren Nachfolger von Ortswehrleiter Volkhard Gessing, mit Eva Burchardt Stellvertreterin. Sie entwickelten die Ortswehr weiter. 29 aktive Kameraden gibt es heute, 21 in der Jugend- und fünf in der Kinderfeuerwehr. Das ist sicher auch eins von Leidenroths Verdiensten. Er habe mit Maik Klimke und Markus Selent gute Nachfolger gefunden.

Karl-Heinz Leidenroth sei offen und ehrlich, könne überzeugen und Vertrauen schaffen und stehe den Kameraden unparteiisch und sachlich gegenüber, betont Klimke. Er bescheinigt ihm zudem Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit.

Leidenroth erinnert sich auch an schöne Ausflüge mit den Kameraden nach Berlin, Potsdam, auf den Brocken oder in den Spreewald. Seine Frau, die Kinder und Enkel sind in der Wehr. „Ohne dass die Familie dahinter steht, geht es nicht“, weiß Leidenroth um den zeitlichen Aufwand. Vielleicht ist die Frecklebener Wehr gerade deshalb auch so familiär. Dass einer der jüngsten Kameraden am Tag nach der 130-Jahr-Feuer in die Whatsapp-Gruppe schrieb, dass er so etwas Familiäres noch nie erlebt habe, macht Leidenroth stolz. „Es ist schön, wenn sich die Arbeit auszahlt.“

Seine Kameraden dankten ihm mit einem goldenen Schlüssel. Die Tür solle ihm immer offen stehen. Und eine Überraschung gab es beim Jubiläum noch. Leidenroth hatte den alten LO wieder repariert und fuhr seinen letzten Einsatz bei einem fingierten Brand. Und er musste per Leiter eine verirrtes Kätzchen retten - einen Kameraden im Katzenkostüm.