"Jule Werner & Rehab" "Jule Werner & Rehab": 60 Auftritte in 52 Wochen

aschersleben/MZ - Montagvormittag, halb elf, Weiße Villa, Aschersleben: gedämpfte Gitarrenklänge fliegen um die Ecken und durch die Flure der Begegnungsstätte der Lebenshilfe Harzvorland. Im Saal der ehemaligen Fabrikantenvilla am Bestehornpark proben „Jule Werner & Rehab“. Die Mitglieder der Funk-Rock-Band wollen bei der mdr-Sachsen-Anhalt-Sommertour vor großem Publikum spielen. Doch bevor sie die Möglichkeit bekommt, mit Matthias Reim oder den Eurovision-Song-Contest-Gewinnern Cascada auf der Bühne zu stehen, kann sich die Band im mdr-Vorabendprogramm vorstellen.
Deshalb spielen „Jule Werner und Rehab“ zum Drehtermin erst einmal vor kleinem Publikum: Tontechnikern, einem Kameramann, Produktionsassistenten. 60 Mal ist die Band um die 30-jährige Jule Werner im vergangenen Jahr aufgetreten. Zwei Konzerte in der Weißen Villa waren restlos ausverkauft. Rock, Soul und Funk zwischen dunklen Holzpaneelen unter der Stuckdecke: „Das Ambiente ist ideal für Live-Musik“, schwärmt Sängerin Jule Werner vom historischen Ambiente der Begegnungsstätte. Die aufwendig restaurierte Villa für Musikveranstaltungen zu öffnen - eine Selbstverständlichkeit für Begegnungsstättenleiter Klaus Groth. Angst um die Einrichtung habe er nicht. Trotz dreistelliger Besucherzahlen bei den Rehab-Konzerten. Spontane Zustimmung fand deshalb auch der Vorschlag der Band, den Drehtermin in die Weiße Villa zu legen. „Das ist auch gute Werbung“, sagt Klaus Groth. In der Begegnungsstätte leben und arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung. Die Lebenshilfe Harzvorland betreibt hier unter anderem eine Bibliothek und einen Freizeitclub. Die repräsentativen Räume werden für Tagungen und Hochzeiten vermietet - und eben auch für Konzerte, wie Jule Werner betont. Gut kann sich die Sängerin hier einen Auftritt zur Veröffentlichung ihrer ersten Platte vorstellen. In kleinem Kreis und vor heimischem Publikum. Schließlich sei die Musik in Aschersleben aufgenommen und produziert. Nachts am heimischen Küchentisch entstehen die Songs von Jule Werner und Rehab mitunter. Gitarrist Wolfgang Maiwald schreibt die Musik, Jule Werner die Texte: „Ich schreibe ausnahmslos auf Englisch“, sagt die 30-Jährige. Ihre Vorbilder seien Künstler wie Aretha Franklyn und Amy Winehouse. „Soulige Musik, die groovt und in die Beine geht“, so beschreibt sie ihre Songs.
Drei davon sind eingespielt und sollen noch im Mai erscheinen. Als Musikdownload auf Portalen wie iTunes oder Amazon. CDs oder LPs produzieren zu lassen - das bedeutet für die Band großen finanziellen Aufwand. Schließlich wollen hier nicht nur Studio und Produktion bezahlt werden - vor allem die Herstellung der Datenträger und der Verkauf sind aufwendig und teuer. Deshalb denke die Band auch über eine Finanzierung des Albums durch die Fans nach. Sogenannte Crowd-Funding-Plattformen, auf denen Fans über das Internet direkt Projekte von Kreativen unterstützen können, werden auch in Deutschland immer beliebter. Der Tourplan von „Jule Werner und Rehab“ ist voll. Auftritte bei Stadt- und Schützenfesten, Kneipenfestivals stehen auch 2012 wieder fast an jedem Wochenende im gesamten Bundesgebiet an. Der Spagat zwischen Brotberuf und Berufung ist eine Herausforderung. Bald nur von der eigenen Musik leben zu können, auf ganz großer Bühne zu spielen - auch darum geht es an diesem Montagvormittag zum Drehtermin im Saal der Weißen Villa.
