Jugendclubs "Butze" und "Hinterhof" in Aschersleben Jugendclubs "Butze" und "Hinterhof" in Aschersleben: Ständig droht die Pleite

Aschersleben - Soweit ist es also schon gekommen: Marcel Schulze, einer der Mitglieder des Vereins Elf in Aschersleben, muss mittlerweile im Internet regelmäßig Spenden sammeln, um zumindest einen kleinen Teil der Jugendclub-Kosten abzudecken. Denn ansonsten reicht das Geld, das bislang vorrangig vom Landkreis gekommen war, hinten und vorn nicht mehr.
Das erfuhren am Freitagabend Mitglieder der Wählerinitiative der Ascherslebener Bürger (Widab) bei einem Vor-Ort-Termin. Vereinschefin Vivien Horn wurde unter Tränen sogar noch deutlicher: „Wir sind pleite.“ Der Verein betreibt die Jugendclubs „Butze“ und „Hinterhof“ in Aschersleben.
Weniger Geld, mehr Besucher
Stadtjugendpfleger Uwe Rothe, der neben Zooleiter Dietmar Reisky ebenfalls eingeladen war, berichtete, dass sich die finanziellen Mittel in den vergangenen zwei Jahren für die Jugendarbeit im Kreis und damit auch für den Verein de facto halbierten - während aber die Zahl der Jugendlichen, die die Einrichtungen täglich nutzen, wuchs. Allein schon deshalb, weil mittlerweile viele Migrantenkinder die Angebote der Clubs nutzen. Das Problem: Die werden laut Rothe bei der Berechnung nicht berücksichtigt. „Damit laufen die theoretischen Berechnungsmodelle an der Praxis vorbei.“ Erinnert wurde deshalb daran, dass der Landkreis vor der vom Kreistag beschlossenen Kürzung der Jugendpauschalen versicherte, es werde keine verbrannte Erde geben (die MZ berichtete).
Hausaufgabenbetreuung, Behördengänge, Ingegration
Nicht nur die Jugendclub-Besucher sind größer geworden, auch die Aufgabenbereiche sind laut Schulz breiter geworden - und das trotz deutlich weniger Personal, das nach Änderungen beim Familienfördergesetz zur Verfügung steht: Die Aufgaben reichen längst von der Hausaufgabenbetreuung über die Hilfe bei Behördengängen bis eben hin zur Integration von Flüchtlingskindern.
„Zusätzlich sind wir noch Hausmeister und Reinigungskraft“, erklärt Schulze, der als einer der Einrichtungsleiter nicht selten von 7 bis 22 Uhr für die Kinder da ist. „Die denken, wir wohnen hier.“
Schulze baute gemeinsam mit der Vereinsvorsitzenden und Widab-Stadträtin Horn sowie weiteren Mitstreitern die beiden Einrichtungen des Vereins in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf - insbesondere auch das inhaltliche Angebot, das inzwischen täglich bis zu 50 Kinder zwischen 6 und 27 Jahren nutzen und somit einen Teil ihrer Freizeit dort verbringen.
Nähstube, Töpferraum und Musikräume
Dabei können die Kinder neben einer Nähstube, auf einen Töpferraum und zwei Musikräume sowie weitere Aufenthaltsräume, in denen Billard oder Tischtennis gespielt werden kann, zurückgreifen. Auch einen Discobereich gibt es. Das alles steht langfristig auf dem Spiel, wie Horn betonte. Sie sieht damit natürlich auch ihr Lebenswerk gefährdet.
Die Widab-Vertreter, allen voran Fraktionschef Steffen Amme, bezeichneten die Situation ebenfalls als unhaltbar. Lösungen konnte er freilich nicht anbieten. Amme sagte jedoch: „Wir brauchen eine stabile Grundlage für die Finanzierung der Jugendarbeit. Nicht nur Löcher stopfen ist jetzt die dringende Aufgabe. Es geht auch darum, durch mehr Personal und bessere wirtschaftliche Ausstattung eine gesunde Basis zu schaffen.“ Nur so könne weiter eine wichtige Arbeit, insbesondere im präventiven Bereich gegen Gewalt und Drogen, geleistet werden.
„Jugendklub ist Familienersatz für viele Kinder“
Denn laut Stadtjugendpfleger Rothe sind Jugendeinrichtungen wie die Butze oder auch städtische Clubs längst mehr als nur purer Zeitvertreib für die jungen Besucher. „Für viele Kinder ist der Jugendclub ein Familienersatz.“ Dabei bereiten sie die Betreuer auf ihr späteres soziales Leben als Erwachsener vor. Das geschehe leider häufig nicht mehr in den Elternhäusern.
››Gespendet werden kann für die Arbeit des Jugendvereins Elf in Aschersleben über die Internetseite www.betterplace.org(mz)