Investition Investition: Kirche in Winningen aufwendig saniert

Winningen/MZ - Steckt Ernst Strudel den großen Schlüssel in die alte Holztür der Winninger Kirche, dann verspürt er eine gewisse Vorfreude. Denn der Besitzer des Klostergutes und sein Sohn haben die Kirche in den vergangenen fünf Jahren aufwendig saniert. Insgesamt sind in das Bauwerk, das im Jahr 1145 errichtet wurde, bisher 350 000 Euro geflossen. Aus eigener Tasche und ohne jegliche Förderung. Und so erstrahlen jetzt Kronleuchter, Altar, Decke, Fußboden und auch Kirchenbänke im neuen Glanz.
„Darauf sind wir unheimlich stolz. Wir haben das Klostergut 2004 übernommen. Schon damals hat man uns gefragt, ob wir nicht die Kirche sanieren wollen. Doch wenn man anfängt ein Unternehmen aufzubauen, dann hat man erst einmal andere Sorgen“, gibt Ernst Studel zu. Und dann sei der Zustand der Kirche auch alles andere als vorzeigbar gewesen. Die Vorbesitzer hätten zwar mit der Sicherung der Bausubstanz begonnen, seien aber nicht fertig geworden. So hat die Familie Strudel erst einmal die Statik des Dachgebälks in Ordnung bringen müssen.
„Der Betrieb ging vor. Zeit und Geld wurde immer dann in die Kirche gesteckt, wenn es uns möglich war“, blickt sein Sohn Arthur Strudel zurück. Denn auf eine Sanierung wollten die Unternehmer aus mehreren Gründen nicht verzichten: Die Kirche am Klostergut ist die einzige im Ort und soll deshalb auch von den Einwohnern regelmäßig genutzt werden können und das Gut selbst ist denkmalgeschützt. „Heute sind wir sehr froh, dass wir nicht aufgegeben haben“, sagen beide und denken dabei an den Kampf gegen Schwamm, Holzwürmern und Verfall. Um das Ungeziefer aus seinen Löchern zu vertreiben, wurde die gesamte Kirche abgedichtet und desinfiziert. Erst dann habe man sich an die Sanierung des Altars getraut. Insgesamt 70 000 Euro hat diese gekostet.
„Der Altar sah richtig trostlos aus. Heute erinnert daran gar nichts mehr“, ist der Klostergutsbesitzer stolz und zeigt auf den von Rosen umrankten barocken Kanzelaltar. Ursprünglich sei dieser wohl für eine andere Kirche angefertigt worden und später erst in die Kirche St. Stephan in Winningen gekommen.
Auch die Glocke musste aufwendig saniert werden. Diese war eingerissen. „Wir haben sie zum Schweißen nach Bayern gebracht. Das ist ein sehr aufwendiges Verfahren, das auch sehr viel Zeit kostet“, erklärt Ernst Strudel. Die Glocke musste langsam auf die Schweißtemperatur gebracht werden. Das habe Tage gedauert. Ebenso lange dauerte das Abkühlen. „Dieses Verfahren ist nötig, damit die Glocke bei der Sanierung nicht ihren Klang verliert“, erklärt er. Die Glocke werde seitdem elektrisch betrieben, das lasse den Klöppel nicht so hart an die Glocke schlagen.
Der Kampf gegen den Schwamm habe ebenfalls sehr viel Zeit gekostet. Fast ein Jahr lang habe man in der Kirche keine Arbeiten mehr erledigen können. „Wir haben sie austrocknen lassen. Der Schwamm ist weg und erst jetzt konnten wir auch alten Holzfußboden wegreißen und erneuern“, zeigt Ernst Strudel auf den neuen Sandsteinfußboden. Und nebenher habe man die Bänke auch noch mit einer Sitzheizung versehen. „Da braucht man die Kirche nicht aufheizen und die Besucher haben es trotzdem warm“, freuen sie sich schon auf die erste Veranstaltung in diesem Jahr.
Die soll bereits Ende Juni stattfinden. Die Musiker vom Internationalen Blue Lake Jazz Orchester laden zu einem Konzert mit anschließenden Wildschwein-Barbecue ein. „Dieses Konzert ist die Generalprobe für unsere 1050-Jahrfeier, die genau ein Jahr später stattfinden wird“, freut sich Ortsbürgermeister Axel Pich bereits auf 2014. Wenn die Ortschaft eine Woche lang ihren Geburtstag feiert, dann werde es natürlich auch einen Kirchentag mit Konzert und Gottesdienst in der Kirche geben. „Darauf freuen wir uns alle. Denn der Hauptveranstaltungsort wird das Klostergut sein. Wir sind sehr dankbar, dass Familie Strudel uns dieses dafür zur Verfügung stellt“, so Axel Pich noch.
