In Aschersleben bereits verschwunden In Aschersleben bereits verschwunden: Tschüss, Blechpfeil: DDR-Überbleibsel stirbt aus

Aschersleben - Er ist ein Überbleibsel aus DDR-Zeiten, mit dem viele westdeutsche Autofahrer nach der Wende nicht zurechtgekommen sind: Der grüne Blechpfeil, der es Fahrern auch bei roter Ampel erlaubt, rechts abzubiegen - wenn die Verkehrssituation es denn hergibt.
Doch jetzt - so haben es MDR-Recherchen ergeben - stirbt der Grünpfeil langsam aus. Innerhalb von 15 Jahren sei die Zahl der kleinen Blechschilder auf ein Drittel zurückgegangen. In Aschersleben und im Seeland existiert kein einziger mehr. „Ich glaube, in Staßfurt müsste es wohl noch eins geben“, überlegt Klaus Peter Schneider. Auch in Halberstadt ist der Grünpfeil etabliert.
Angst vor Nicht-Beachtung von Fußgängern in alten Bundesländern
„Warum sich der nicht durchgesetzt hat, kann ich persönlich nicht nachvollziehen“, sagt der stellvertretende Sprecher des Polizeireviers im Salzlandkreis. 1978 wurde der Grünpfeil in der DDR eingeführt.
„Damals musste man dort noch nicht einmal halten, nur vorsichtig rumfahren“, erinnert sich Schneider. „Eine gute Regelung zu dieser Zeit“, findet auch Mario Kempe, der in Frose eine Fahrschule betreibt.
Nach der Wende gab es den Pfeil dann auch im Westen des Landes, allerdings kamen dort viele Fahrer nicht damit zurecht. Und die Verantwortlichen in den Bundesländern hatten Angst, dass die Fußgänger nicht ausreichend beachtet würden. Denn die hätten ebenfalls Grün und den Vorrang. „Deswegen hat der Grünpfeil bundesweit nie die besondere Rolle gespielt“, so Kempe.
Straßenverkehrsordnung definiert Einsatz des Grünpfeils
Doch auch im Osten würden sich in den letzten Jahren die Unfälle häufen, da viele Verkehrsteilnehmer einfach fahren, egal ob die Straße frei ist oder nicht. Und laut Allgemeiner Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung wird ganz klar gefordert: Gibt es an einer Kreuzung zu viele Unfälle durch einen Grünpfeil, dann muss der weg.
Auch der Einsatz dieses Verkehrszeichens ist dort genau definiert. So dürfe er nur da verwendet werden, wo der Rechtsabbieger einen guten Blick auf Fußgänger und Radfahrer habe, es keine Gleise oder mehrere Abbiegerspuren gebe und keine Schule in der Nähe sei.
„In der heutigen Zeit ist der Grünpfeil eigentlich nicht mehr notwendig“, sagt der Fahrschullehrer. Ein Grund dafür seien die vielen Kreisverkehre, die auch in Aschersleben entstanden sind und eine Ampel überflüssig machen.
„Und der Innenstadtbereich ist eh verkehrsberuhigt, auch da braucht man keine Ampel“, ergänzt Bernhard Fuchshuber, der amtierende Pressesprecher der Stadt.
Technische Voraussetzungen machen Verkehrszeichen überflüssig
Ein weiterer Grund seien die besseren technischen Voraussetzungen, denkt Kempe an die erweiterte Ampelschaltung, die einen grünen Lichtpfeil für Rechtsabbieger oft gleich mit integriert hat.
Wie etwa an der Kreuzung Magdeburger Straße/Hellgraben oder in der Ermslebener Straße, Abzweig Hoymer Chaussee. Auch an der Zufahrt zum Kaufland oder an der Kreuzung Mehringer Straße/Eislebener Straße gibt es die. In Hoym, auf der Nachterstedter Umgehungsstraße oder der Auffahrt zur A36 ebenso.
Der Unterschied zum Blechschild: Wenn der grüne Pfeil in der Ampel leuchtet, darf sofort, nein, muss sogar gefahren werden.
„Wo es aber noch Blechpfeile gibt, sollten die erhalten bleiben, das hält den Verkehr flüssig“, findet der Fahrlehrer dennoch. Warnt aber: „Der Grünpfeil ist immer aktiv. Hier muss der Fahrer aufmerksam sein, erst anhalten und dann schauen, ob andere Autos oder Fußgänger kommen, die haben den Vorrang.“ Hält der Fahrer nicht, kann das sogar einen Punkt in Flensburg und 70 Euro kosten.
Stadt Halle (Saale) agiert gegen den Trend
Auch Polizist Klaus Peter Schneider ist von den Vorzügen des aussterbenden Blechpfeils überzeugt. Einen guten Platz dafür wüsste er zum Beispiel in Aschersleben. Oberhalb vom Zollberg Richtung Hoymer Chaussee, wo es jetzt schon einen grünen Leuchtpfeil gibt.
„Das wäre eine Einmündung, wo man das prüfen könnte. Dort ist nicht viel Fußgängerverkehr, sind nicht viele Radfahrer unterwegs“, sagt er. „Aus meiner Sicht wäre das eine gute Alternative, würde der Verkehr dort noch flüssiger laufen.“
Dass das Verkehrszeichen seine Vorteile hat, weiß auch die Stadt Halle zu schätzen. Die stellt sich nämlich dem allgemeinen Trend entgegen und rüstet auf: So gab es dort 1993 noch 21 Blechpfeile, inzwischen sind es schon 34.
(mz)
