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Im Kampf um die Furche Im Kampf um die Furche: Richtiges Pflügen will gelernt sein

Von Harald Vopel 16.09.2019, 13:25
Jan Schwertner am Pflug und Wolfram Leidenroth an den Zügeln gehörten diesmal noch zu den Außenseitern.
Jan Schwertner am Pflug und Wolfram Leidenroth an den Zügeln gehörten diesmal noch zu den Außenseitern. Frank Gehrmann

Mehringen - Ist es ein Schau-, Gespann- oder Leistungspflügen? Der eine oder andere der Besucher ist sich nicht sicher. Und selbst die Experten kommen ins Fachsimpeln. Fest steht, dass die Teilnehmer am Sonntag dem interessierten Publikum- mehrere hundert waren gekommen - mit ihren Pferdegespannen eine wahrhafte Leistungsschau geboten haben. Übrigens inzwischen zum 18. Mal vom Reit- und Fahrverein Mehringen organisiert. Diesmal an der Landstraße zwischen Freckleben und Sandersleben.

Worauf es ankommt bei diesem Wettbewerb?

Auf Präzision und auf ein gutes Zusammenspiel von Pferd und Gespannführer. Richtiges Pflügen will gelernt sein. Auch wenn Pferde vor einem Pflug inzwischen eher als Seltenheit gelten. Das Schaupflügen sei heutzutage eher ein sportlicher Wettkampf, sagt Wolfram Kiefer, einer der Organisatoren der Veranstaltung.

Einige Teilnehmer seien fast schon Profis - ziehen mit ihren Gespannen von einem Wettbewerb zum anderen. Am Sonntag kamen die insgesamt 16 Teilnehmer aus den mitteldeutschen Ländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen.

Zu den ganz heißen Favoriten auf den Sieg zählt Kiefer unter anderem Walter Heuer aus Brunau und Thomas Schalow aus Dessau-Roßlau. „Mal sehen, wer sich am Ende durchsetzt.“

„Ich gehe zum ersten Mal hinter dem Pflug“, gesteht Jan Schwertner

Eher weniger Hoffnung auf eine vordere Platzierung machen sich Jan Schwertner und Wolfram Leidenroth, die für den gastgebenden Verein am Start sind. Sie gehören zur Kategorie der weniger erfahrenen Gespannführer.

„Ich gehe zum ersten Mal hinter dem Pflug“, gesteht Schwertner. Und sein Partner habe die Zügel bei solch einem Wettbewerb auch erst zum zweiten Mal in der Hand. An ihrem Enthusiasmus ändert das aber nichts. Dabei sein, heißt schließlich der olympische Gedanke.

Haflinger sind die Alrounder unter den Pferden

Die beiden Haflinger, die Schwertner und Leidenroth angespannt haben, gehören übrigens zu den Pferden, die in der Branche als Allrounder gelten. „Es müssen schon besondere Tiere sein“, sagt Organisator Kiefer. Reitpferde gäbe es viele, Pferde, die man reiten und vor die Kutsche spannen kann, seien auch nicht so selten. Tiere, die außerdem noch vor dem Pflug gehen, seien aber schon eine Ausnahme.

So ziehen die 16 Starter ihre Furchen, immer unter den wachsamen Augen der Wertungsrichter. Die achten darauf, dass die Furchen gerade und gleichmäßig gezogen werden und ob der Pflug am Ende der Furche sauber eingesetzt wird.

Außerdem muss alles auch wirklich umgepflügt sein, kein Bewuchs darf mehr zu sehen sein. Schließlich geht es ja darum, die Ackerkrume zu wenden und den Boden aufzulockern, um ihn dann mit möglichst wenig Aufwand weiter bearbeiten zu können.

Pflügen ist eine jahrtausendealte Tradition

Und dann ist das Schaupflügen, wie es von den Organisatoren ausgeschrieben wurde, doch noch etwas mehr als ein sportlicher Wettbewerb. Nämlich eine Demonstration althergebrachten Könnens. Das Pflügen ist immerhin eine jahrtausendealte Tradition. Schon 3.000 vor Christus haben die Menschen den Boden bearbeitet. Mit den Pflügen, die am Sonntag zum Einsatz kamen, hat man früher einen halben Hektar am Tag geschafft.

Seit den 1950er Jahren werden sie allerdings nicht mehr produziert. Längst haben landwirtschaftliche Großmaschinen die Bearbeitung der Äcker übernommen.

Wenn die historischen Geräte auch heute noch immer wieder mal aus der Scheune geholt werden, dann meist für den Wettkampf um Pokale.

Bei der jüngsten Auflage des Schaupflügens des Reit- und Fahrvereins Mehringen war es Gerhard Wenderoth aus Birkungen, der sich den Siegerpokal sicherte. Wolfram Kiefers Favorit Walter Heuer musste sich diesmal mit Platz zwei zufrieden geben.

Und wenn es die Neulinge Jan Schwertner und Wolfram Leidenroth vom gastgebenden Verein nicht aufs Siegerpodest geschafft haben, dürfte es für sie eine spannende Erfahrung gewesen sein, die durchaus Lust auf einen Start bei der nächsten Auflage gemacht hat. (mz)