Hilfe für rumänisches Mädchen Hilfe für rumänisches Mädchen: «Ich bin eine kleine Zicke»
Magdeburg/MZ. - Als Mihaela Craciun 1997 nach Deutschland kam, wusste niemand, wie lang der Leidensweg des damals neunjährigen Mädchen sein werde. Es erlitt bei einem Hausbrand in der Nähe von Iasi in Nordrumänien Verbrennungen dritten Grades an Kopf, Oberkörper und Armen. Helmut Ohme vom Paritätischen Wohlfahrtsverband lernte das Mädchen kennen, wollte ihm helfen und holte Mihaela im Juni 1997 nach Deutschland.
Inzwischen ist Mihaela fast 15 Jahre alt, spricht perfekt deutsch und sagt von sich selbst, dass sie manchmal "eine kleine Zicke ist". Aus dem schüchternen Mädchen ist inzwischen ein selbstbewusster Teenager geworden, der gern Freunde und Bekannte aufs Korn nimmt und ärgert. Das bekam auch die vierjährige Eillen aus Braunschweig zu spüren. Mihaela und Eillen teilten sich bis Donnerstag das Krankenzimmer in der Universitätsklinik Magdeburg.
Mihaela wurde bereits zum 15. Mal operiert. Das Ärzteteam um Professor Dr. Wolfgang Schneider - es gehört zu den führenden deutschen Spezialistenteams für Wiederherstellungschirurgie - musste erneut operieren, da Mihaela ja wächst, die Narben aber nicht mitwachsen. "Ein Verbrennungsopfer muss sein ganzes Leben lang medizinisch versorgt werden", so Schneider, der damit rechnet, das Mädchen noch drei- bis fünfmal operieren zu müssen.
Schon heute aber kann das Mädchen seinen Alltag selbstständig meistern. Vor fünf Jahren war daran überhaupt nicht zu denken.
Das Gesicht war vollkommen entstellt, auch der Rücken und Teile der Brust waren von tiefen Brandnarben zerfressen. Sie konnte damals weder Hände noch den rechten Arm benutzen, da die Gelenke von den Flammen verletzt wurden. Auf die Kleine wartete ein OP-Marathon. Zunächst wurden die versteiften Schulter- und Armgelenke versorgt, gleichzeitig die linke Hand operiert. Die Hand wurde in den Unterbauch eingenäht, dabei gleichzeitig fehlendes Hautgewebe auf den Handrücken transplantiert. Später wurde die Hand mitsamt dem Bauchhautgewebe wieder herausgetrennt. Es folgten weitere Operationen, deren Nachbehandlungen oft sehr schmerzhaft waren. Der jüngste Eingriff fand im Gesichtsbereich, das Ohr wurde rekonstruiert, statt, erklärt Prof. Schneider, der Mihaela als selbstbewussten jungen Menschen einschätzt: "Sie sagt, was sie denkt. Dazu kommt noch ihr schrecklicher Mansfelder Dialekt." Dass Mihaela so gut spricht, hat sie ihrer Pflegefamilie zu verdanken. Sie wohnt seit 1997 bei Familie Ohme in Großörner (Mansfelder Land), besucht die dortige Sekundarschule. In die Schule geht sie aber nicht allzu gern, wie sie sagt. Dafür liest Mihaela gern, besonders Mädchengeschichten. Davon kann sie nicht genug kriegen. Einige Tage muss sie allerdings noch in der Uniklinik bleiben, bevor sie wieder nach Hause kann. Langweilig wird es ihr im Krankenhaus dennoch nicht. Sie hilft den Schwestern, erledigt kleine Botengänge und teilt das Essen aus, berichtet Prof. Schneider.
Helmut Ohme weiß, dass Mihaela eines Tages zurück in ihre Heimat muss. Sie würde aber lieber hier bleiben, verrät sie, weil sie sich hier wohl fühlt, Freunde gefunden hat und den Menschen, die für ihre Behandlung gespendet haben, sehr dankbar ist. Das Geld ist inzwischen fast aufgebraucht, erklärt Professor Schneider, der sich freuen würde, wenn weitere Mittel für die Behandlung zusammenkämen.